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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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hätte er über derartig Aufrührerisches noch nie nachgedacht. Hoffentlich können sie damit umgehen, dass nun eine Frau den Weinbaubetrieb Berthold leitet.
    Ich werde wie vereinbart als Marketing- und PR-Beraterin vorgestellt, wir verschweigen aber nicht, dass ich im Hauptberuf Journalistin vom „Magazin“ bin. Der Juniorchef sei noch mit dem Traktor unterwegs, lässt Eva verlauten, ihre Tochter käme demnächst aus der Weinbaufachschule. Wer soll da nicht beeindruckt sein?
    Eva arbeitet mit dem Team ihre Unterlagen durch, es hat viel mehr von einer Finanzbesprechung als von einem Weingeschäft. Die Häppchen werden nebenbei verzehrt, bis auf Gerold lehnen alle Alkohol um diese Uhrzeit ab.
    „Köstlich“, sagt Gerold, nachdem er den Veltliner gekostet hat, „also an der Qualität kann ich wirklich nichts aussetzen.“
    Mir brummt der Schädel, dabei bin ich bloß daneben gesessen, habe nicht viel gesagt. Zwei Stunden sind vergangen. Zeit für die so genannte Betriebsbesichtigung, die Sekretärin protokolliert auch dabei. Der Finanzverantwortliche schießt Fotos, ich weiß nicht genau, sollen sie bloß eine Art von Urlaubserinnerung sein oder gehören sie zum Akt.
    Leider gibt es schon wieder dichte Wolken, Wien ist auch vom besten Aussichtspunkt im Weingarten aus nur zu erahnen. Aber ich habe ihnen das Poster gezeigt, das wir in New York dabei hatten – der Wein vor den Toren Wiens. Damit müsste man auch in Deutschland gut werben können. Gerold seufzt. „Alles schon da gewesen, Gnädigste. Weingärten gehen meist steil nach oben und sehen auf Städte und Dörfer herab.“
    „Ach ja, es gibt solche Aussichtspunkte auch in Berlin?“
    Ich sehe, wie der Marketingchef grinst. Ich lächle zurück, zwinkere. Man muss sich gut stellen mit den potenziellen Auftraggebern. Wenn es um andere geht, fällt es mir leichter, mich anzubiedern, als wenn es um meine eigenen Angelegenheiten geht.
    Wir begegnen den Arbeitern, sie sind eifrig dabei, überzählige Blätter zu entfernen und Rebzweige zwischen die Drähte zu stecken.
    „Wir machen das meiste händisch“, erklärt Eva, „vor allem in den Toplagen.“
    Im Keller ist es blitzsauber, Christian kommt gerade zur richtigen Zeit mit dem Traktor an. Ein Jungwinzer wie aus dem Bilderbuch. Ich biege rasch zum Haus ab, will nachsehen, wie es meinem Schwein geht. Ana habe ich angewiesen, es immer wieder mit dem eigenen Saft zu übergießen. Der Duft strömt mir schon im Vorzimmer entgegen. Sieht so aus, als würde auch das klappen. Die Schwarte ist bereits mittelbraun, richtig knusprig soll sie ohnehin erst in der letzten halben Stunde werden. Wir werden ganz rustikal und familiär in der Küche essen, das habe ich mir ausgedacht. Zuvor sollen ohnehin noch im Keller ein paar Weine verkostet werden, ein Korb mit frisch gebackenen Minisalzstangerln steht bereit, einen Teil hat Ana mit Liptauer gefüllt, einen anderen mit Großvaters selbst geräuchertem Schinken und Speck. Wir werden die Großunternehmer einkochen.
    Inzwischen ist mir der Weg zur Kellergasse vertraut, sie sind offenbar schon vorne im Schaukeller, die Tür ins Freie steht offen. Auch bei Aichinger scheint jemand im Keller zu sein, ich höre leise Stimmen. Er wird doch hoffentlich nicht gerade heute Schwierigkeiten machen. Aber wie sollte er von unserem wichtigen Besuch wissen?
    Im ehemaligen Presshaus sehe ich niemanden, ich gehe nach unten. Die kleinen elektrischen Punkte am Rande jeder Stufe leuchten vertraut, strahlen Wärme und auch das gerade richtige Maß an Romantik aus. Ich gehe durch den Fasskeller, öffne die Glastür zum Verkostungskeller, man nippt gerade am Weißburgunder in Barrique-Ausbau, einem der drei Weine, die in den kommenden Jahren vom Weingroßhandel Gerold vertrieben werden sollen.
    „Und Sie können uns garantieren, dass er in den nächsten drei Jahren genauso schmecken wird?“, fragt Gerold.
    Eva lächelt. „Das kann ich nicht. Wein ist ein Naturprodukt, er wird in jedem Jahr anders schmecken, aber in keinem schlechter. Er wird wiedererkennbar sein, ich weiß schon, dass das wichtig ist. Wie sich unsere Weine entwickeln, hängt nicht von der Natur allein ab und schon gar nicht vom Zufall. Aber: Was unsere Weine auszeichnet, ist, dass sie auch immer für Überraschungen gut sind. Ich halte nichts vom weltweiten Einheitsgeschmack. Und mein Mann hat auch nichts davon gehalten.“
    Gerold nickt. „Ich hoffe bloß, es handelt sich um positive Überraschungen. Was den

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