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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Mutter“, sagt Christian und umarmt sie. Er ist überraschend aufgetaucht, um ihr beim Besuch des deutschen Weinhändlers zur Seite zu stehen, und hat gemeint, die Schwämme könnten sich auch drei Tage ohne ihn vermehren, immerhin sei er der Sohn des Hauses und könne im Weinbau alles, was so anfalle – zumindest vortäuschen. Wir haben beschlossen, ihn auf den Traktor zu setzen und als Jungwinzer vorzustellen. Was weiß Gerold schon von seinen mikrobiologischen Plänen? Martina wäre fast zerplatzt vor Wut, hat dann aber doch eingesehen, dass es hier um mehr geht als um ihre Befindlichkeit. Eva hat ihr versprochen, sie gleichwertig als Nachfolgerin zu präsentieren. Mitsamt ihren Weinbauschulkenntnissen.
    Wir wissen nicht, ob Gerold auch das Weingut Kaiser besuchen wird. „Sie haben alles schon gesehen, vor ein paar Monaten“, stellt Eva fest. „Bei Kaiser hat sich ja nichts geändert.“
    Ich versuche mich gerade an einem Schweinsbraten, das ist nicht mein Spezialgebiet, aber ich gebe mein Bestes, ich will es Veltliner-Schwein nennen. Ich habe eine ganze Keule vom Freilandschwein genommen, den Knochen hohl ausgelöst, sodass das Fleisch rundherum heil geblieben ist, die Keule dann eine halbe Stunde in einem Topf mit kochendem, mit Salz, Pfeffer und Lorbeerblatt gewürztem Veltliner garen lassen, sie herausgenommen. Jetzt schneide ich die Schwarte längs und quer mit einem scharfen Messer ein, knusprige Schwartenwürfel sollen entstehen.
    „Bei dir hat sich eben etwas getan“, erwidere ich und meine damit natürlich nicht den Tod von Hans. „Du kannst ihnen sagen, dass du fünf Rebzeilen in bester Lage dazupachten konntest.“ Wächter hat gestern unterschrieben, das wird zwar Aichinger zusätzlich auf die Palme bringen, aber was soll’s.
    Ich reibe das Schwein beinahe zärtlich innen und außen mit einer Paste aus wenig klein gehacktem Knoblauch, frischem Thymian, viel Kümmel, Galgant, grob gestoßenem schwarzem Pfeffer und grobem Meersalz ein. Das Backrohr ist auf zweihundertfünfzig Grad vorgeheizt. Ana bereitet unterdessen traditionelle slowakische Erdäpfelknödel zu.
    Den Imbiss für den Nachmittag haben wir uns von der Fleischhauerei liefern lassen. Sieht lecker aus, mein Magen knurrt.
    „Vielleicht war es doch der Aichinger“, sage ich. Alles, was Eva ablenkt, ist gut.
    Sie seufzt. „Ich will es gar nicht mehr wissen. Es macht Hans nicht mehr lebendig. Ich will nur … dass wir nicht verkaufen müssen.“
    Ich untergieße die Schweinskeule mit etwas vom Kochwein und schiebe sie ins heiße Rohr. Nach einer Viertelstunde soll auf zweihundert Grad zurückgeschaltet werden, nach einer Stunde auf hundertzwanzig Grad. Ich habe ausgerechnet, dass das Schwein insgesamt rund sechs Stunden brauchen wird. Exakt zur Abendessenszeit soll es zart und knusprig sein. In einen Becher mit Kochwein rühre ich ein paar Löffel Honig und viel abgezupften Thymian. Damit werde ich das Schwein, knapp bevor es fertig ist, bestreichen. Honig karamellisiert und macht die Kruste noch knuspriger. Wahrscheinlich werde ich die letzten Minuten die Grillfunktion zuschalten. Ich bin so in mein Schwein vertieft, dass ich Vaclav zuerst gar nicht wahrnehme.
    „Männer sollen im Keller arbeiten, habe ich gesagt“, erklärt er.
    Eva dreht sich zu ihm um. „Nein, es stimmt schon, was Christian ausgerichtet hat: Ihr sollt in den Weingarten, nicht spritzen, aber einstricken und ausdünnen. Wir werden uns sicher die Toplagen ansehen, seid also in drei Stunden im Hüttn und den Nachbarrieden unterwegs, in Ordnung?“
    Eva hat alles generalstabsmäßig geplant.
    „Da wir sind mit Füllen noch nicht fertig“, beharrt Vaclav.
    „Dann macht eben schneller, verdammt noch mal! Und außerdem will ich kein Körnchen Staub im Keller sehen, ich komme in einer Stunde und kontrolliere.“
    Vaclav murmelt: „Klar, Chefin“, und verschwindet wieder.
    Es hat sich für mich so angehört, als sei er mit einigem nicht einverstanden.
    Die Delegation kommt mit einer Stunde Verspätung, über dem Flughafen Frankfurt hat es den üblichen Flugverkehrsstau gegeben. Drei Männer und eine Frau sind es: Gerold senior, sein Marketingchef, der Finanzverantwortliche. Eine Sekretärin soll protokollieren. Müssen Frauen quasi vom Geschlecht her die Sekretärinnen sein? Wieder einmal wünsche ich mir mehr Männer als Sekretäre – es könnten ja ruhig ein paar knackige dabei sein – und mehr Frauen als Finanzverantwortliche. Gerold senior sieht aus, als

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