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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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gehört. Aber Gismo hat die Freiheit entdeckt. Mir liegt ja auch eine Menge an Freiheit.
    Trotzdem: Gegen halb vier in der Früh werde ich wach, vermisse Gismo, gehe hinaus, um nachzusehen, ob sie noch im Anhänger schläft. Ich habe den Eindruck, der Himmel wird schon heller, verfärbt sich Richtung Osten. Die Tage sind schon lang, nur der Sommer lässt auf sich warten. Ich tappe über den Hof, Gismo liegt eingekringelt in einer Ecke des Anhängers und schläft so fest, dass sie mich gar nicht hört. Gefährlich für eine Katze in freier Wildbahn, so tief zu schlafen. Ich rufe mich zur Ordnung: Der Anhänger im Hof der Bertholds ist nicht die Wildnis schlechthin.
    Gerade will ich wieder leise zurück zum Haus gehen, da höre ich, wie die Tür im vorderen Tor geöffnet wird. Instinktiv drücke ich mich an den Anhänger, will nicht gesehen werden. Die schwache Hofbeleuchtung reicht nicht in jeden Winkel. Doch es ist nur Martina, die spät in der Nacht heimkommt. Sie scheint mit jemandem zu flüstern, dann wird die Türe zugezogen, ich höre ein Moped davonfahren, sie schleicht Richtung Hauseingang.
    „Hallo Martina“, sage ich und löse mich aus dem Schatten.
    Sie zuckt zusammen. „Ach, du bist es. Ich dachte schon, Mutter lauert mir auf.“
    „Warum? Weil es schon so spät ist?“
    „Ich bin sechzehn. Und ich arbeite wie eine Erwachsene.“
    Ob sie einen Freund hat?
    Sie grinst, als wüsste sie genau, was ich denke. „Das war nur der Simon vom Dr. Moser, ich hab ihm mein Mofa geborgt, damit er nicht zu Fuß zum Herbst latschen muss. Er hat eine gute Idee gehabt: Man könnte im ehemaligen Presshaus des Kellers, den sie von uns gepachtet haben, Schlafgelegenheiten und eine Dusche einrichten. Wasser ist schon drinnen, eine Toilette auch, es ginge eigentlich ganz leicht, zwei kleine Räume abzutrennen.“
    Offenbar hält sie ihn nicht mehr für so überheblich. „Und das habt ihr euch bis jetzt angesehen?“ Ob sie ausreichend aufgeklärt ist? Liebe Güte, Treberndorf hat dasselbe Fernsehprogramm wie Wien, die Kids gehen auf dieselben Schulen. War ich aufgeklärt mit sechzehn? Jedenfalls habe ich mich dafür gehalten.
    „Nein, klar nicht, man weiß auch nie, wie lange sein Vater draußen herumsitzt, wir waren auf einem Fest in Wien.“
    „In Wien?“
    „Simon kennt tolle Partys. Er wollte alte Freunde treffen.“
    „Und hat dich mitgenommen.“
    „Eher ich ihn, er hat zwar schon den Führerschein, aber noch kein Auto. Ich hab ihn mit dem Mofa bis an die Stadtgrenze mitgenommen und dort hat uns dann ein Freund mit dem Auto abgeholt.“
    Mir scheint, als wäre sie nicht mehr ganz sicher auf den Beinen. Aber wahrscheinlich ist sie nur müde. Bin ich auch.
    „Erzählst du Mutter, dass ich so lange weg war?“
    „Nein. Aber sag es ihr beim nächsten Mal im Vorhinein.“
    „Okay.“
    Am nächsten Morgen erwache ich vom Geheul des Schäferhundes. Reblaus findet, dass er lange genug eingesperrt war. Offenbar traut sich Eva aber nicht, ihn freizulassen. Ich sehe auf mein Mobiltelefon, es ist kurz nach sechs. Ich fluche über ländliches Frühaufstehen, rapple mich auf, wasche mir das Gesicht und werfe mich in die Jeans und das T-Shirt von gestern. Eva ist erleichtert, als sie mich kommen sieht.
    Gismo, hellwach, hockt im Anhänger.
    „Lass ihn raus“, knurre ich, alles andere als wach. Soll Gismo doch sehen, was sie von ihrer Freiheit hat.
    „Er wird ihr nichts tun“, murmelt Eva, geht eilig zur Tür zum Wirtschaftsraum, Reblaus schießt heraus, vollführt Freudensprünge, scheint sich an die Katze gar nicht zu erinnern. Er will gefüttert und gestreichelt werden und dann am besten mit in die Weingärten. Ein neuer aufregender Tag hat begonnen. Eva schüttelt den Kopf. „Er ist jetzt eineinhalb und führt sich immer noch auf wie ein Hundekind. Dabei war er im Kurs gar nicht schlecht.“
    Martina sieht auch nicht gerade munter aus, kein Wunder. Aber sie trinkt bereits in der Küche Tee und will den Arbeitern einige etwas abgelegene Weingärten zeigen, sie sollen dort die Laubarbeit machen. Sie selber wird gegen das wuchernde Grünzeug zwischen den Rebzeilen fräsen. Sie ist zäh, das gefällt mir. Ich werde ihrer Mutter nichts von ihrem nächtlichen Ausflug sagen, aber diesen Simon werde ich mir ansehen.
    Zum großen Showdown zwischen Hund und Katze kommt es erst am Sonntag, zwei Tage später: Gismo ist durch einen Maulwurfshügel bei den zur Hofverschönerung gesetzten Reben offenbar abgelenkt, Reblaus sieht

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