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Weinen in der Dunkelheit

Weinen in der Dunkelheit

Titel: Weinen in der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Rest der Unterrichtsstunde verbrachte ich auf dem Klo. Das hatte ich nun Marie zu verdanken.
    Marie war überhaupt schon viel weiter als ich, sie schminkte sich, hatte einen Verlobten und fragte mich, ob ich schon mal gebumst hätte. Sie bumste schon seit zwei Jahren.
    »Nein«, sagte ich, »ich habe noch nicht mal einen Freund.«
    Sie meinte, das Bumsen sei irre toll und mache richtig Spaß. Ich traute mich nicht zu fragen, was daran Spaß macht, sonst hätte sie mich für noch blöder gehalten. Ich nahm mir vor, ein Mädchen aus dem Heim zu fragen. Sie hatten fast alle einen Freund, auch die Mädchen in meinem Zimmer. Erika ging mit einem Jungen aus unserem Heim, der jetzt zur See fuhr, er wollte Matrose werden. Lange Zeit war er auch mein Schwärm, natürlich heimlich. Er ging aber nur mit den Mädchen aus der großen Gruppe. Wenn Erika Post von ihm bekam, las sie mir immer seine Briefe vor. Von ihr wußte ich, daß sie auch noch nicht mit einem Jungen geschlafen hatte, obwohl ihr Freund es gern wollte. Erika und ich hatten Angst vor dem ersten Mal.
    Eines Nachmittags kam ein Mädchen aus der obersten Etage in unser Zimmer. Wir kannten sie aus unserem Kinderheim, sie war schon ein Jahr hier und studierte, sie wollte Lehrerin werden.
    »Weißt du, wie man bumst?« fragten wir sie. Sie lachte und sagte:
    »Na klar!«
    Dann erklärte sie uns alles ganz genau, auch daß es beim ersten Mal sehr weh tut.
    Nach der Theorie kam die Praxis. Dazu legte sie sich auf das Bett und machte Liegestütze. Ich konnte mich vor Lachen kaum noch halten, es sah einfach witzig aus. Vom Lachen und den Liegestützen entkräftet, sagte sie: »Tja, so geht es, ungefähr!«
    Im Jugendwohnheim mußten wir auch einige Vorschriften einhalten. Am Abend hatten wir um 18 Uhr im Heim zu sein. Mittwochs hatten wir bis 21 Uhr Ausgang und am Sonnabend bis 22 Uhr. Wer dreimal zu spät kam, erhielt vier Wochen Ausgangsverbot. Blieb ein Mädchen eine Nacht weg, mußte es am nächsten Tag zur Untersuchung zum Frauenarzt. Es spielte keine Rolle, wo die Nacht verbracht wurde, ob bei Verwandten, bei einer Freundin oder den Eltern. Die Heimleitung ging immer zuerst vom Negativen aus. Das Mädchen war eine Herumtreiberin. Viele hatten vor der Untersuchung Angst und weinten. Außerdem schämten sie sich, weil sie durch die Begleitung einer Erzieherin oder durch den Anr uf der Heimleitung schon vor der Untersuchung einen schlechten Ruf bekamen. Deshalb hatte das Heim die Bezeichnung »Tripperburg«. Ich habe kein einziges Mädchen gekannt, das geschlechtskrank war.
Freizeit
    Mit Erika vertrieb ich mir die Ausgangszeit, indem wir viel spazieren und sonnabends zum Tanzen in den Treptower Park gingen.
    Dort gingen fast alle Mädchen aus dem Heim tanzen, er war nicht weit vom Heim entfernt. Wenn man sich verspätete, schaffte man es im Dauerlauf, die Ausgangszeit einigermaßen einzuhalten. Bei der Nachtwache hatten wir oft Glück. Sie war schon eine alte Dame und schrieb uns nicht immer gleich in das Buch der Verspätungen ein.
    Erika war dunkelhaarig, hatte braune Augen, eine Stupsnase und zu ihrem Ärger immer eine rosige Gesichtshaut. Sie war noch größer als ich und vollbusig. Komischerweise war das Anziehendste an ihr der Po. Jedesmal, wenn wir tanzen gingen, bekam sie von den Jungs oder von den Männern einen Klaps auf ihren Allerwertesten. Das machte sie sehr wütend.
    An einem Sonnabend, wir standen im Waschraum und schminkten uns, sagte sie zu mir:
    »Wenn mir heute einer auf den Arsch schlägt, dann hau ich ihm eine runter.«
    Ich lachte und sagte:
    »Na gut, dann laß uns gehen.«
    Ich tanzte nicht gern, viel lieber sah ich den anderen dabei zu und amüsierte mich über die komischsten Paare. Ich fand es interessant, wie sie sich zusammenfanden und anschließend gemeinsam nach Hause gingen. Erika tanzte oft. Die meisten der anwesenden Männer waren Soldaten. Diese Typen wurden beim Tanzen ziemlich aufdringlich. Sie drückten einen so fest an ihren Körper, daß man etwas Hartes zwischen sich und dem Tänzer spürte. Deswegen ließ ich sie einfach stehen und ging zu meinem Platz. Mir war diese Art von Berührung so unangenehm, daß ich lieber gar nicht tanzte. Das brachte einen Soldaten so in Rage, daß er mich beschimpfte.
    »Was bildest du dir eigentlich ein, du blöde Kuh?«
    Ich hatte genug und sagte zu Erika, die gerade mit einem Soldaten an den Tisch kam:
    »Komm, wir gehen, mir reicht es hier.«
    An der Garderobe holte ich meine Jacke. Durch das

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