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Weinland & Stahl

Weinland & Stahl

Titel: Weinland & Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Blood 01 - Das Blut der Nacht
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Brauchst du einen Arzt? Ich kann einen rufen, wenn du möchtest.«
    Er machte schon Anstalten, sich zu erheben, als die kalte Hand des anderen ihn zurückhielt.
    »Ich... bin ...«, brach der Fremde endlich sein Schweigen. Seine Stimme klang dumpf, die Worte schienen über eine ungeübte Zunge zu kommen, als würden sie sich erst im allerletzten Moment formen, ehe sie den Mund verließen.
    »Was bist du?«, hakte Father Cyrill nach, als er sich wieder gesetzt hatte und der andere zögerte, weiterzusprechen.
    »... neu hier«, sagte der Besucher. »Ich sehe...«
    »Was siehst du?«, wollte der Priester wissen. »Erzähle mir von dem, was du siehst.« In vertrauensweckender Geste legte er seine Hand auf den glatten kalten Arm des Fremden. »Denn, wie du sicher bemerkt hast, bin ich blind. Seit vielen Jahren schon.«
     
     
    Wind und Regen hatten sich Heaven zum Spielball erkoren und ließen ihren kleinen pelzigen Körper durch die Luft torkeln. Ihre ledrigen Schwingen vermochten gegen die Gewalt des Gewittersturms kaum etwas auszurichten, hielten sie nur noch grob auf Kurs und verhinderten mit Not ihren Absturz, der hier, hoch über dem East River, der die Boroughs Queens und Brooklyn von Manhattan trennte, recht unangenehm hätte sein können.
    Die Insel im Hudson, wo die Wolkenkratzer von tiefhängenden Wolken und der Dunkelheit, die das Gewitter mit sich gebracht hatte, verschlungen wurden, lag hinter Heaven.
    Endlich erreichte sie Brooklyn. Tief unter ihr drängten sich die Häuser kaum weniger dicht als drüben am anderen Ufer des Flusses, doch ragten sie längst nicht so hoch wie dort.
    Die Halbvampirin trieb weiter in südlicher Richtung, wo ihr Ziel lag: jener Ort, den aufzusuchen sie den weiten Weg von Australien nach New York auf sich genommen hatte.
    In
Salem Enterprises
, dem einstigen Unterschlupf der Vampirsippe von Sydney, hatte sie erfahren, dass einer der Gen-Vampire, die man dort gezüchtet hatte, nach New York gebracht worden war. Schon in Sydney hatte sie auf grauenhafte Weise erfahren müssen, welche Gefahr von dieser neuen Rasse ausging. Grund genug für Heaven, ihr auch hier, in New York, entgegenzutreten, um sie auszumerzen.
    Genau wie sie es in
Salem Enterprises
bereits getan hatte. Von dem gewaltigen Laborkomplex war inzwischen wohl nicht mehr übrig als schwarzverkohlte Ruinen, und die Flammen mussten alles unheilige Leben darin getilgt haben. Dafür hatte sie gesorgt, ehe sie sich auf die Reise an die Ostküste des nordamerikanischen Kontinents gemacht hatte.
    Doch mochte dies – die Vernichtung auch des letzten aus der Retorte entstandenen neuen Vampirs – auch der eigentliche Grund für ihre Reise in die USA sein, so gab es doch noch einen zweiten, der in gewisser Hinsicht sogar wichtiger war.
    In Sydney hatte sich Heaven selbst der Nahrung beraubt, indem sie die letzten dort verbliebenen Vertreter der Alten Rasse getötet hatte.
    Denn es war nicht länger das Blut von Menschen, das sie zum Überleben brauchte. Nicht mehr, seit sie zurückgekehrt war vom Anfang der Zeit, wo sie ihre ursprüngliche Bestimmung erfüllt – und im gleichen Zuge eine neue erhalten hatte.
    Vieles hatte sich für Heaven verändert. Eine dieser Veränderungen war, dass sie ihr Lebenselixier fortan aus anderen Quellen trinken musste.
    Aus den Adern von – Vampiren!
    Der bloße Gedanke ekelte sie noch immer, auch jetzt, da die anfängliche Vermutung zur Gewissheit geworden war. Und auch die Erinnerung daran, dass sie sich schon an schwarzem Blut gelabt und frische Kräfte daraus gezogen hatte, half ihr wenig, sich damit abzufinden.
    Andererseits – musste sie es nicht als befreiend empfinden, nicht länger gezwungen zu sein, Menschen zu
benutzen
? Rückte sie ihnen damit nicht schon ein Stück näher? Überwog das Menschliche in ihr denn auf diese Weise nicht ihr vampirisches Erbe?
    Dieser Gedankengang ließ Heaven zumindest die Ahnung von Hoffnung verspüren, doch sie konnte ihn nicht lange genug verfolgen, um wirklichen Halt daran zu finden. Die Zwänge der Gegenwart holten sie ein, als sie ihrem Ziel, das sie sich zuvor auf einer Stadtübersicht eingeprägt hatte, endlich näherte.
    Die Häuser unter ihr rückten auseinander, standen hier vereinzelter als weiter im Norden Brooklyns. Große Gärten, einige gepflegt, viele fast verwildert, umgaben die Gebäude.
    In ihre menschliche Gestalt zurückverwandelt und von ihrem Mimikrygewand in einen hautengen Catsuit gekleidet, ging Heaven die noch immer

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