Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weinland & Stahl

Weinland & Stahl

Titel: Weinland & Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Blood 01 - Das Blut der Nacht
Vom Netzwerk:
bewegen.
    Der Schwarze schüttelte nur den Kopf, während er den keimenden Wunsch in sich niederkämpfte, einfach wieder zu gehen.
    Der Raum war groß, und durch das Chaos, das darin herrschte, wirkte er noch sehr viel größer. Der Gestank alten Unrats nahm ihm fast den Atem, doch als er sich nach ein paar Sekunden halbwegs daran gewöhnt hatte, fiel ihm ein Geruch auf, der auf schwer zu beschreibende Weise
darunter
lag. Stechend, ätzend und modrig zugleich.
    »Riechst du das?«, fragte Brundle leise.
    »Natürlich«, erwiderte Fairchild mit fast erstickter Stimme. »Es stinkt bestialisch. Wenn Flagg hier ist, dann ist er wahrscheinlich an dem Gestank krepiert. Und es riecht sogar so, als könnte der arme Kerl schon verwest sein.«
    »Ja«, meinte Brundle wie geistesabwesend, »ja, so ähnlich.«
    Fairchilds fragenden Blick ignorierend ging der Schwarze weiter, und nach ein paar Schritten war er für Fairschilds Augen von der Finsternis regelrecht verschluckt worden. Nur den umhertastenden Lichtstrahl von Brundles Lampe konnte er noch sehen.
    »Verdammt, warte.«
    Keuchend von der kurzen Anstrengung langte der schwergewichtige Ex-Navy-Sergeant neben seinem Kollegen an und stieß sich das Schienbein an einem unsichtbaren Hindernis, was ihn dazu verleitete, ein paar deftige Seemannsflüche zum Besten zu geben.
    Bis Brundles schwarze Hand ihm wie aus dem Nichts kommend die Lippen verschloss.
    »Sei still«, zischte der Hüne. »Hörst du das?«
    Fairchild verbiss sich den Schmerz und lauschte in die schattenerfüllte Dunkelheit. Natürlich hörte er es. Er hörte sogar eine ganze Menge. Jenseits des Rumpfes wühlte der Sturm nach wie vor den Atlantik auf und schleuderte tonnenschwere Wogen gegen die NOSTROMO. Die Antriebsmaschinen des Schiffes rumorten in einiger Entfernung, und ihre Kraft ließ Boden und Wände ebenso hör- wie spürbar vibrieren. Die schaukelnden Bewegungen des Frachters ließen die Gegenstände ringsum knarrend, quietschend und rumpelnd zentimeterweise verrutschen. Und dazu kam noch das Rauschen seines eigenen Blutes, das in Roscoe Fairchilds Ohren toste, fast überlagert vom dumpfen Schlag seines Herzens.
    Seines
Herzens...?
    Poch.
    Poch.
    Poch...
    Unwillkürlich fasste Fairchild sich an die linke Brustseite, erfühlte den Rhythmus seines Herzschlags.
    Pochpochpoch...
    Nein, dieses hohle Klopfen, das er da vernahm, entsprang nicht seiner Brust. Sein Herz schlug mindestens doppelt so schnell wie dieses –
andere
...?
    »Es ist auch nicht meines«, sagte Brundle, der Fairchilds Bewegung richtig gedeutet hatte.
    Fairchild starrte aus geweiteten Augen zu dem Schwarzen hin. »Was ist es dann?«
    Eine schattenhafte Bewegung in der Schwärze. Achselzucken. »Ich weiß es nicht. Lass uns nachsehen.«
    »Es wird mit den Maschinen zu tun haben. Vielleicht laufen sie bei dem Sturm nicht rund«, meinte Fairchild. Doch es gelang ihm mit der Bemerkung nicht einmal, sich selbst zu beruhigen. Er hatte nie zuvor, auf keinem der Schiffe, auf denen er gedient hatte, ein solches Geräusch vernommen.
    Poch.
    Poch.
    Poch...
    Keine Maschine produzierte Laute in solchem Rhythmus, hohl, dumpf. Es klang – lebendig. Organisch. Genau wie der Schlag eines Herzens.
    Aber – wessen Herzens?
    Und wieso konnten sie es hören, als würde es über eine Lautsprecheranlage zu ihnen übertragen?
    Fairchild beschloss, es gar nicht wissen zu wollen. Trotzdem folgte er Brundle, als der langsam vorging, tiefer in den Raum hinein. Und mit jedem Schritt, den Fairchilds Beine unternahmen, ohne auf seinen willentlichen Befehl zu warten, wurde das Pochen lauter, dröhnender.
    »Es muss ganz nahe sein.«
    Brundles geflüsterte Worte genügten, Fairchild zu erschrecken. Der Strahl seiner Lampe tastete nicht länger suchend durch die Schwärze, sondern tanzte ziellos umher im Takt des Zitterns seiner Hand.
    Und so dauerte es auch endlose Sekunden, bis er seine Lampe dorthin richten konnte, wohin Brundle sein Licht lenkte, als er rief: »Mein Gott, sieh dir das an! Was ist das nur, zum Teufel?«
    Endlich fand Fairchild an Brundles Seite, und der Strahl seiner Lampe schälte nun noch ein bisschen mehr dessen aus der Finsternis, was der schwarze Riese entdeckt hatte. Doch mehr zu sehen bedeutete nicht, mehr zu
verstehen
.
    Fairchild fand ebenso wenig eine Erklärung oder auch nur einen Begriff für das, was da vor ihnen in einem Winkel stand.
    Lag.
    Kauerte.
    Weder er noch Brundle hatten so etwas je zuvor gesehen, nicht einmal davon gehört.

Weitere Kostenlose Bücher