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Weinland & Stahl

Weinland & Stahl

Titel: Weinland & Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Blood 01 - Das Blut der Nacht
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erinnerte.
    »Sind Sie irre? Sehen Sie nicht, dass ich hier alle Hände voll zu tun habe? Wenden Sie sich an die Trottel, die extra eingestellt wurden, um dumme Fragen zu beantworten!«, Seine Hände vollführten wirre Bewegungen in alle möglichen Richtungen. »Suchen Sie sich einen der verdammten Pressesprecher!«, donnerte er weiter. »Und verschwinden Sie endlich! Da nützt Ihnen auch Ihr klimpernder Wimpernschlag nichts, Lady!«
    Heaven wandte sich ab. Wieder einmal war sie auf einen der seltenen Menschen getroffen, bei denen ihre hypnotische Kraft nicht verfing.
    »Vielleicht ist er schwul«, tröstete Reuven sie grinsend.
    »Ja, wahrscheinlich.«
    Heaven lächelte trotz der inneren Anspannung, unter der sie fast zu vibrieren glaubte. Aber als sie den Blick schweifen ließ, wurden ihre Lippen zu einem schmalen Strich, und die feinen Linien ihres Gesichtes vertieften sich zu dunklen Gräben.
    Was
war hier nur geschehen?
    Nun, beantwortete sie sich ihre lautlose Frage selbst, offensichtlich sind hier während der Vorstellung gestern Abend Vampire eingefallen wie eine Heuschreckenplage und haben jeden Menschen, der sich im Theater befand, getötet.
    Die Antwort auf das
Warum
musste sie sich jedoch schuldig bleiben. Es widersprach allem, was sie von ihrem verhassten Stiefvolk wusste. Vampire schlugen gemeinhin im Verborgenen zu, töteten unauffällig und ließen ihre Opfer, wenn sie sie nicht zu Dienerkreaturen machten, verschwinden. Sie hinterließen keine Spuren, agierten aus dem Hintergrund. Nur so hatte die Alte Rasse im Verlauf der Jahrtausende die geheime Herrschaft über die Menschen erringen und festigen können.
    Was Heaven allerdings hier vor sich sah, diese Folge absolut hemmungsloser 'Völlerei', glich einem Fanal. Als wollten die Vampire aller Welt sagen:
Seht her, da sind wir! Es gibt uns!
    Gut, von offizieller Seite würde niemand je zugeben, dass man hier auf Hinweise vampirischen Treibens gestoßen war. Und man würde rasch eine rationale Erklärung parat haben. Allenfalls die Medien würden sich auf das Thema Vampirismus stürzen und es ausschlachten. Aber niemand würde wirklich daran
glauben
. Irgendwann würde das Interesse daran erlöschen.
    Und trotzdem – es bestand die Gefahr,
dass
irgendjemand Nachforschungen anstellte und die wahren Urheber ausfindig machte. Und wenn dieser Jemand wusste, wie man es richtig anstellte, konnte er allein zu einer gewaltigen Gefahr für die hiesigen Vampire werden.
    Warum also gingen jene, die für das Töten hier verantwortlich waren, dieses Risiko ein?
    Heaven wusste es nicht. Jede mögliche Antwort, die ihr einfiel, war so absurd, dass sie sie vergaß, noch bevor sie wirklich darüber nachdachte.
    Sie atmete tief durch und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Was sie brauchte, war eine Spur, der sie folgen konnte, und sie erinnerte sich wieder an jenen Schemen, den sie vorhin im Fernsehen bemerkt hatte. Der sie erst darauf aufmerksam gemacht hatte,
wer
hinter diesem Gemetzel zu stecken schien.
    Heaven konzentrierte sich und versuchte, geistige Fühler auszustrecken. Doch es war, als wollte sie mit verkrüppelten und völlig tauben Fingern etwas greifen.
    Sinnlos.
    Langsam ließ sie ihren Blick durch den Zuschauerraum wandern, nahm jeden einzelnen der Anwesenden eine Sekunde lang genau ins Visier, doch sie entdeckte an keinem irgendetwas Verdächtiges. Keiner hier verriet sich als Vampir, was Heaven in Anbetracht der aufsehenerregenden Aktion durchaus für möglich gehalten hätte.
    »Lass uns hinter der Bühne nachsehen«, sagte sie schließlich in Ermangelung einer besseren Idee zu Reuven und ging den Gang hinunter auf die Tür zu, die hinter die Kulissen des
Little Men's Theatre
führte.
    »Wonach suchen wir eigentlich?«, fragte Reuven, der Mühe hatte, mit ihr Schritt zu halten.
    »Nach denen, die das hier angerichtet haben.« Heavens Kopfbewegung wies auf die Sitzreihen.
    Reuven folgte dem Deut und schauderte.
    »Ich bin nicht sicher, ob ich will, dass wir sie finden«, meinte er, und selbst seine Stimmbänder schienen zu frösteln.
    »Du musst mich nicht begleiten«, erwiderte Heaven. »Ich wäre dir nicht böse, wenn du...«
    Reuven winkte ab. »Schon gut. Gehen wir.«
    Wieder hielt niemand sie auf, als sie die wenigen Holzstufen und die schmale Tür darüber passierten und einen Bereich betraten, in dem alles nach Theater roch – nach Puder, Farbe, Schweiß, Staub... Doch Heavens feine Nase fing noch etwas anderes auf. Etwas, das sich nicht

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