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Weinland & Stahl

Weinland & Stahl

Titel: Weinland & Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Blood 01 - Das Blut der Nacht
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Doch sie empfanden beide das gleiche Entsetzen bei dem Anblick, spürten beide das Lähmende, das wie eine giftige Wolke von dem –
Ding
auszugehen schien.
    Von dem
pulsierenden
Ding!
    Poch.
    Poch.
    Poch...
    »Ist das ein Ei?«, fragte Brundle, mehr sich selbst als Fairchild und wohl nur, um irgendetwas zu sagen, um das drückende Schweigen zu zerbrechen, um der unwirklichen Szene ein kleines bisschen Normalität einzuhauchen.
    »So groß?«, meinte Fairchild lahm.
    Die Ähnlichkeit mit einem Ei schwand auf den zweiten Blick. Das ovale, leicht gebogene und sich nach oben hin verjüngende Gebilde ähnelte mehr einer Avocado und reichte den Männern bis zur Hüfte. Was immer darin stecken mochte, verbarg sich in einer Art grauem Kokon aus seltsam festem Schleim, der wiederum wie von schwarzen Adern durchwoben war.
    Und diese Adern waren es, die in jenem trägen Rhythmus pulsierten. Was immer die Ursache des Pulsierens, des dumpfen Klopfens war, es speiste nicht nur dieses dunkle Netz, es blähte das ganze Ding, ließ es pumpen wie ein – Herz...
    Poch.
    Poch.
    Poch. Poch. Poch...
    »Verdammt, es wird schneller!«, bemerkte Fairchild.
    Brundle fand nur noch Zeit für ein Nicken.
    Das Gebilde blähte sich nicht nur schneller, sondern auch heftiger; es wurde größer. Oder vielmehr: etwas
darin
wuchs!
    Risse klafften plötzlich in der schleimigen Haut des Kokons, füllten sich mit der gleichen Schwärze, die auch durch das Aderwerk pulste.
    Und dann –
    – platzte es.
    Die Hülle explodierte unter dem inneren Druck; Teile davon, schwarzes Blut und farbloser Schleim, spritzten den beiden Männern entgegen und nahmen ihnen einen Moment lang den Blick auf das, was den Kokon gesprengt hatte.
    Als sie es dann sahen, war es viel zu spät, auch nur an Flucht zu denken.
    Brundle starb als erster unter dem Biss höllisch scharfer Zähne, und Fairchild fehlte schlicht die Kraft, etwas anderes zu tun als zu warten, bis er an die Reihe kam.
    Wie Brundle versank auch er in Schwärze, die tausendfach dunkler war als die der NOSTROMO.
    Aber sie durften ihr wieder entsteigen.
    Und dann war Finsternis etwas, das sie nicht mehr kannten.
     
     
    Zaccharias schlurfte durch die Dunkelheit, und zum ersten Mal spürte er das Gewicht von dreihundert Jahren auf seinen Schultern. So schwer und drückend, dass er glaubte, jeder Schritt müsste sein letzter sein, weil er einfach unter der Last zusammenbrechen
musste
.
    Aber wie um ihn zusätzlich noch ein bisschen mehr zu quälen, wuchs seine Kraft nach jedem Schritt gerade so viel, dass er den nächsten noch tun konnte.
    Die Finsternis um ihn her, die für den Vampir nie existiert hatte, weil sie für seine Augen nur wie ein Rotfilter wirkte, verzerrte sich immer wieder zu einem wahnsinnig machenden Gewirr blutfarbener Schlieren, die jeden Tritt zum Zufallstreffer machten. Zaccharias sehnte sich danach, sich einfach haltlos in dieses wogende Blut zu stürzen, um es zu trinken, alles davon, jeden Tropfen dieser brodelnden Masse. Vielleicht würde damit – endlich! – dieser grauenhaft brennende Durst in ihm gelöscht.
    Doch viel wahrscheinlicher war, dass er buchstäblich alles Blut dieser Welt hätte trinken können, ohne wirkliche Sättigung zu erlangen. Weil er jeden einzelnen Schluck qualvoll wieder erbrochen hätte...
    ... wie sie es alle taten seit der gestrigen Nacht.
    Alle außer Zebulon.
    Der Durst war über die Sippe gekommen wie ein mächtiger Sturm. Er hatte in jedem einzelnen von ihnen plötzlich geklafft wie eine riesiges Loch, das brüllend und schmerzend
forderte
, gefüllt zu werden. Doch an seinem Grund schien etwas zu sitzen, das alles, was sie hinein kippten, augenblicklich von sich wies und ausspie.
    Sie hatten versucht, den Durst zu bekämpfen. Hatten dem, was in ihnen nach Blut schrie, gegeben, was es wollte. Im Übermaß. Sie waren durch den geheimen Zugang in das Theater eingefallen und hatten dort alles Blut, das sie kriegen konnten, regelrecht
gesoffen
.
    Und wieder erbrochen.
    Noch immer schmeckte Zaccharias, der als letzter das Schlachtfeld verlassen hatte, Blut auf seinen Lippen. Der Strom, der seine Kehle hochstieg, schien nie mehr versiegen zu wollen. Die Eingeweide schienen ihm längst in Flammen zu stehen. Glutigen Schlangen gleich wanden sie sich in seinem Leib, als wollten sie selbst aus ihm heraus.
    Er wünschte sich, dass es geschehen wäre.
    Vielleicht hätte das Leiden, zu dem seine Rasse verdammt schien, dann zumindest für ihn ein Ende gehabt.
    Doch

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