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Weinland & Stahl

Weinland & Stahl

Titel: Weinland & Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Blood 01 - Das Blut der Nacht
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Vermutlich.
    »Ich pflanze mich selbst fort«, sprach der andere weiter.
    »Du pflanzt dich selbst fort?«, hakte Nomad nach.
    Der Vampir nickte. »Aus mir.«
    »Du bist ein rätselhaftes Geschöpf«, meinte Nomad und ließ sich zurücksinken, dabei den Vampir – diesen höchst merkwürdigen Vertreter seiner Art, der nichts gemein hatte mit all jenen, die Nomad im Laufe der Zeit kennengelernt hatte – nicht aus den Augen lassend. Dieser da kam ihm auf eine ganz anrührende Weise unbefleckt und unschuldig vor wie ein Kind...
    »Was wirst du jetzt tun?«, fragte er sein Gegenüber.
    »Ich werde mich weiter vorbereiten auf die Gründung einer neuen Rasse«, erwiderte der Vampir. »Hier bei euch werde ich meine Möglichkeiten erproben und vielleicht schon den Grundstein legen.«
    »Du willst neue Vampire schaffen?«
    »Das habe ich bereits getan. Und nun werde ich gehen, um zu sehen, wie weit meine Anstrengungen gediehen sind.«
    »Lass mich dich begleiten«, bat Nomad.
    Die Ahnung der Angst und des Schreckens, die der Vampir unter der Besatzung verbreiten musste, faszinierte Aaron Nomad.
    Und er wollte das Gefühl bis zur Neige auskosten....
     
     
    Zebulon sah von seinem Thron aus hinab auf sein Volk.
    Und er sah es sterben.
    Langsam, qualvoll dahinsiechen.
    Im Schein der Feuer, die ringsum an den Wänden des domartigen Raumes brannten, kauerten die Zurückgekehrten auf dem steinigen Boden und wanden sich in Krämpfen. Das Würgen, mit dem sie das draußen getrunkene Blut erbrachen, füllte den gewaltigen Raum wie einer jener Chöre, die Zebulon manchmal zu ihrer aller Amüsement hier hatte auftreten lassen.
    Zu solchen vielfältig lustvollen Sinnesfreuden würde es nie wieder kommen.
    Nicht nach dem, was in der vergangenen Nacht geschehen war. Als ihn, Zebulon, jener Purpurstaub getroffen hatte, der aus dem Nichts heran wehte und nur für ihn zu sehen war. Wie feingemahlenes Glas war er in jede Pore seiner Haut gedrungen, hatte ihn vor Schmerzen fast umgebracht – und ihn doch nur in purpurne Wogen der Besinnungslosigkeit gehüllt.
    Purpur...
    Jene Farbe, die in der bisherigen Geschichte der Alten Rasse stets für neues Leben gestanden hatte, weil die Macht des verlorenen Lilienkelches sich damit geschmückt hatte, schien Zebulon plötzlich gleichbedeutend mit dem Gegenteil...
    Irgendwann war er erwacht, und seine Sippe hatte um ihn her gebrüllt vor Durst, den er als einziger nicht verspürte.
    Sie waren ausgezogen, ihn zu stillen. Erfolglos, wie ihre Rückkehr nach Stunden zeigte...
    Zebulons Blick schweifte hilflos über die Sippe, und er konnte sich an die Geburt eines jeden einzelnen von ihnen erinnern. Daran, wie er sie vor Jahrhunderten, als New York noch Neu-Amsterdam geheißen wurde, als Menschenkinder geraubt hatte. Wie der Kelchhüter ihnen Zebulons schwarzes Blut aus dem Lilienkelch eingeflößt hatte. Wie sie gestorben waren, um als Vampire wieder zu erwachen.
    Es schien Zebulon selbst eigenartig, dass seine Gedanken gerade jetzt wieder und wieder um den Kelch kreisten, der doch seit fast drei Jahrhunderten verschwunden war und...
    »Zebulon!«
    Der Ruf erlangte nur dadurch Kraft, dass er sich an den Wänden ringsum brach und seine Echosplitter sich dutzendfach neu aneinanderfügten. Die Stimme dahinter war ebenso müde, wie es jeder einzelne zu seinen Füßen sichtlich war.
    Zebulon hob den Kopf; die Erinnerung an Vergangenes wich der entsetzlichen Gegenwart. Aus dem Hintergrund des Saales, der früher einmal als Rangierhalle für U-Bahnzüge gedient hatte, näherte sich jemand seinem erhöht stehenden Thron aus Stein, Metall und Knochen. Es war Zaccharias, wie Zebulon erkannte, und er schien nicht minder entkräftet wie alle anderen. Aber doch hielt ihn irgendetwas auf den Beinen und trieb ihn regelrecht vorwärts.
    Vor den Stufen, die zu Zebulons Sitz hochführten, blieb der Vampir stehen, schwankend wie ein Halm im Wind, die vor Stunden noch so jugendlichen Züge jetzt faltig und runzlig wie die eines Greises. Anklagend streckte er den Arm nach seinem Führer aus.
    »Du!«
    Wieder steckte kaum Kraft in dem Wort, doch Zebulon konnte sie trotzdem spüren, weil sie noch tief in Zaccharias war, ohne sich Bahn schaffen zu können.
    »Du bist schuld!«
    »Woran?«, fragte Zebulon, obwohl er sehr wohl wusste, was Zaccharias meinte. Jeder Blick gemahnte ihn daran. Jeder einzelne, grauenhafte, entsetzliche, niederschmetternde Blick!
    »Leugne es nicht. Du weißt genau, was ich meine«, zischte Zaccharias,

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