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Weinprobe

Weinprobe

Titel: Weinprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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weinen.
    Danach verschwamm alles undeutlich, verging die
Zeit rasend schnell, wenn es auch nicht so schien.
    Die Polizei hatte eine Menge Ausrüstung mitgebracht
und nach einer Weile das Zelt im Umkreis um den Transporter weggeschnitten, um
dann einen mannshohen Ring aus Stellwänden zu errichten, der das Schlachtfeld
dort verbarg.
    Jack lag bei vollem Bewußtsein, aber mit einem
lindernden Schmerzmittel versorgt, auf einer Trage und protestierte schwach, er
könne in kein Krankenhaus. Er könne seine Gäste nicht allein lassen, er könne
seine Pferde nicht allein lassen, er könne nicht alles seiner Frau allein
überlassen. Immer noch unter Einwendungen wurde er in eine Ambulanz geschoben
und an der Seite des weiterhin bewußtlosen Jimmy abtransportiert.
    Die Gäste verliefen sich im Haus oder setzten sich
in ihre Autos und wollten heim; doch irgendwo war wegen dem Tod des Scheichs
ein gewaltiges fernmündliches Tamtam im Gange. Die uniformierte Polizei hatte
Anweisung erhalten, niemand fortzulassen, bis andere Untersuchungsbeamte
eintrafen.
    Die Telefoniererei war unsinnig, fand ich. Niemand
hätte vorhersagen können, wo in diesem Zelt der Scheich stehen würde. Niemand
hätte den Transporter vorsätzlich steuern können. Die Bremsen hatten
nachgegeben, und er war bergab gerollt – so wählerisch mit seinen Opfern wie
ein Erdbeben.
    Das entsetzte junge Paar, das mit ihm gekommen war
und ihn geparkt hatte, war in Tränen aufgelöst, und ich hörte, wie der Mann
hilflos sagte: »Aber ich hatte den Gang drin und die Bremse angezogen …
Ich weiß es doch … Ich passe immer auf … Wie kann das nur passiert
sein? Wie denn nur?« Ein uniformierter Polizist befragte die beiden, ohne jedes
Mitgefühl.
    Ich ging zurück zu meinem Lieferwagen, wo ich die
Kiste Champagner abgestellt hatte. Sie war verschwunden. Ebenso die sechste und
die siebte Kiste aus dem Inneren. Ebenso die Gin-Reserven und der Whisky vom
Vordersitz.
    Widerlich, dachte ich und zuckte die Achseln. Nach
dem Blutbad Diebe. Uraltes, ultramieses menschliches Verhalten. Es spielte gar
keine Rolle mehr, außer daß ich die Sachen lieber verschenkt hätte als so
etwas.
    Flora hatte sich im Haus hingelegt. Jemand brachte
mir meine Jacke. Auf den Ärmeln war Blut, bemerkte ich. Blut auch an meinen
Hemdmanschetten, Blut auf dem hellblauen Pullover. Trockenes Blut an meinen
Händen.
    Ein großer Kran auf einem Raupenwagen kam langsam
über den Hügel gewalzt und wurde nahe dem Pferdetransporter in Position
gebracht. Kurze Zeit später hob er das schwere, an Ketten befestigte grüne
Vehikel wenige Zentimeter in die Luft, nach einer Pause dann höher und setzte
es auf einer freien Rasenfläche ab.
    Das Pferd, das in Abständen immer wieder ausschlug,
wurde endlich über die Rampe herausgelassen und von einem Stallburschen
weggeführt, worauf zwei Polizisten den Transporter wieder verschlossen und
Stellung bezogen, um die Schaulustigen zurückzuhalten.
    Eine kleine, bedauernswerte Gruppe von Leuten
wartete noch regungslos und starrte schweigend auf die Stellwände. Sie wußten –
sie mußten wissen –, daß diejenigen, die sie suchten, tot waren, und doch
standen sie da, trockenen Auges, die Gesichter verstört von nicht aufgebender
Hoffnung. Fünf Tonnen Metall waren in eine dichte Menschenmenge geknallt …
aber sie hofften.
    Einer von ihnen wandte den Kopf, erblickte mich und
kam schwankend zu mir, als folgten seine Füße anderen Befehlen als die Beine.
Er trug Jeans und ein schmutziges T-Shirt und sah weder nach einem der Gäste
aus noch hörte er sich so an. Eher wohl einer von Jacks Stallburschen an seinem
freien Sonntag.
    »Sind Sie nicht da drin gewesen?« sagte er. »Sie
sind doch der Typ, der die Getränke bringt. Jemand sagte, Sie wären da rein …«
Er deutete unbestimmt auf die Überreste des Zeltes »Haben Sie meine Frau
gesehen? War sie da drin? Ist sie da?«
    »Ich weiß es nicht.« Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie trug Sachen herum, Getränke und so. Das macht
sie gern … trifft gern Leute.«
    Eine der Serviererinnen. Er sah die Bewegung in
meinem Gesicht und interpretierte sie unfehlbar.
    »Sie ist da … stimmt’s?« Einen Augenblick
antwortete ich nicht, und er sagte mit Stolz, unentwirrbar vermischt mit
Verzweiflung: »Sie ist hübsch, wissen Sie. So hübsch.«
    Ich nickte und schluckte. »Sie ist hübsch.«
    »O nein …« Er ließ den Schmerz in einem wilden
Schrei heraus. »O nein …«
    Ich sagte hilflos: »Meine Frau ist auch

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