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Weinprobe

Weinprobe

Titel: Weinprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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anzuerkennen. Die Zollbehörde
forderte von allen Seiten Zoll. Kenneth Charters Versicherer machten geltend,
da es sich um Rannoch -Whisky handele, müsse Rannoch zahlen. Rannoch fand, Naylor müsse bezahlen. Kenneth Charters Vorschlag, man solle das
ganze Zeug in einen Gully jagen und vergessen, wurde nicht ernstgenommen.
    Die beste Neuigkeit war die, daß die Versicherung
sich bereit erklärt hatte, Charters Policen in vollem Umfang Wiederaufleben zu
lassen: Die Tankwagenflotte würde im Geschäft bleiben.
    Kenneth Juniors Rolle war der Polizei bislang
unbekannt, und wenn alles gutging, blieb das auch so. Kenneth junior schrieb
seinem Vater aus Australien mit der Bitte um mehr Geld, das Kenneth senior ihm
zusammen mit der Empfehlung schickte, ja fernzubleiben, bis der elterliche Zorn
sich gelegt hätte.
    Mission erfüllt, meinte Gerard mit Genugtuung.
Deglet werde die Rechnung an Charter schicken.
    In das Büro von Deglet flatterte auch Nachricht von
dem kalifornischen Vollblutagenten: Er verkaufe regelmäßig die von Larry Trent
gelieferten Pferde und zahle die Erträge weisungsgemäß auf drei Bankkonten
ein, auf den Namen Stewart Naylor.
    Er kenne Mr. Naylor, der einmal drüben gewesen
sei, um die Konten zu eröffnen. Die Pferde seien gut und hätten für ihre neuen
Besitzer Rennen gewonnen. Alles sei selbstverständlich korrekt.
    Flora kam, um mir zu sagen, sie und Jack wollten
für einen Monat nach Barbados und die Sonne genießen.
    »Wir fahren jedes Jahr, mein Lieber, aber Sie
kennen ja Jack; keine fünf Minuten Ruhe; nur wird ihn diesmal das Bein hübsch
bremsen, nicht wahr? Natürlich fährt die halbe Rennwelt im Winter nach Barbados
– wußten Sie, daß man es Newmarket-on-Sea nennt?« Und später schrieb sie mir
auf einer Ansichtskarte, daß Orkney Swayle und Isabella im gleichen Hotel wohnten,
aber, Schätzchen, man könne ja nicht alles haben, oder?
    Miles Quigley rief an, voller Wichtigkeit, um mir
ab sofort Vernons Stelle als Getränkeverwalter in seiner Firma anzubieten. Das
Doppelte von Vernons Gehalt, sagte er, plus Geschäftsführerstatus und Sitz im
Vorstand; und während ich höflich ablehnte, kam mir der Gedanke, daß Vernon,
wenn er ihm diese Vergünstigungen geboten hätte, vielleicht ein Leben lang
loyal geblieben wäre.
    Quigley sagte, er stehe zu seinem Wort, nicht
gerichtlich vorzugehen, und Vernon arbeite mit der Polizei zusammen. Inwiefern?
fragte ich. Vernon, sagte Quigley, sei Zeuge der Anklage und werde als
Gegenleistung für Straffreiheit auspacken. Ob ich sicher sei wegen der Stelle?
    Ich sei sicher. Klare Sache, trotzdem vielen Dank.
    Ich würde bei meinem Laden bleiben, dachte ich,
weil er richtig für mich war. Der Maßstab seines Lebens war mein Maßstab. Wir
paßten zueinander.
    Ich würde bei der gutmütigen Mrs. Palissey
bleiben und vielleicht eines Tages Brian beibringen, seinen Namen zu schreiben.
Ich würde Sung Lis Mahlzeiten essen und mich vor ihm verneigen; und ich würde
meinen Kunden zuhören und ihnen Trost verkaufen.
    Das normale Leben würde weitergehen.
    Ich fuhr eines Abends, nach Ladenschluß um neun,
nach Hause und sah, daß der Briefträger ein Päckchen von meiner Mutter gebracht
hatte.
    Sie schrieb selten; meistens rief sie an. Der Brief
in dem Päckchen war charakteristisch kurz.
     
    Liebling,
hab ein paar ganz alte Kisten ausgeräumt. Fand diesen Krimskrams von Deinem Vater.
Wenn Duihn nicht willst, wirf ihn weg.
     
    Der Krimskrams hatte eine lange Geschichte, dachte
ich, als ich ihn durchsah. Ein einzelner Offiziers-Manschettenknopf aus
Gold. Ein bronzenes Koppel mit seinem Regimentswappen. Ein ledernes Notizbuch
mit Bleistiftlasche, aber ohne Bleistift.
    Ich blätterte kurz die Seiten des Notizbuches
durch. Nichts als Memos über Dienstpläne oder ähnliches; Notizen zur täglichen
Regimentsführung. Nur durch Zufall stieß ich auf die Seite, wo er etwas anderes
geschrieben hatte.
    Ich starrte auf die Seite wie gebannt. Es war eine
Kritzelei, ein cri de cœur, hastig hingeworfen, kaum interpunktiert,
endend ohne Fragezeichen. Ich wußte, meine Mutter würde es nicht geschickt
haben, wenn sie es gesehen hätte. Es war zu nahe daran, den Mythos zu
zerstören.
    Ich fühlte mich ihm näher als je zuvor. Ich fühlte
mich als sein wahrer Sohn. Er hatte geschrieben … nicht ganz in meinem
gegenwärtigen Alter hatte er geschrieben:
     
    Die Schlacht muß jetzt bald sein. Es ist unbedingt nötig,
den Männern keine Furcht zu zeigen, aber Gott, ich

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