Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weinprobe

Weinprobe

Titel: Weinprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
Vom Netzwerk:
Tür
und sagte: »Hören Sie mal, wissen Sie, daß der Lagerverwalter der Lieferanten
Sie sucht?«
    »Ja«, sagte ich. Es war nur ein Krächzen. Ich
räusperte mich und sagte nochmals: »Ja. Ich habe ihn gerade da drüben getroffen.«
Ich zeigte dorthin, wo Vernon verschwunden war … und hatte Angst, er würde
zurückkommen.
    »Ach, ja? Prima.« Er runzelte verwirrt die Stirn.
»Er wollte wissen, wie Sie heißen. Schon komisch, was? Ich sagte, ich wüßte es
nicht, aber Sie hätten mich vor Stunden schon gefragt, wo Sie ihn finden. Da
hätte er’s doch eigentlich wissen müssen.«
    »Schon komisch«, stimmte ich zu. »Jedenfalls weiß
er es jetzt. Ich hab’s ihm gesagt. Ehm … Peter Cash. Versicherung.«
    »Aha.«
    »Kein schlechter Tag«, sagte ich, zum Himmel
schauend.
    »Nach gestern.«
    »Den Regen können wir gebrauchen.«
    »Ja. Also … guten Tag.«
    Er nickte freundlich ob der Höflichkeiten und
kehrte in seinen Bau zurück, und ich ging weiter, vorbei am Führring, den Weg
hinunter, durch das noch immer geöffnete Eingangstor und hinaus zum Rover; und
niemand schrie hinter mir her, niemand lief los, um mich im letzten Augenblick
zu stellen, zu packen und zurückzuschleifen. Niemand kam.
    Die Schlüssel fanden zitternd in die Schlösser. Der
Motor sprang an. Ich hatte keine platten Reifen. Ich ruckte die alte
Gangschaltung durch die uralten Gänge, rückwärts und vorwärts, und fuhr über
das schlackige Gras und durch das Haupttor und weg von Martineau Park, während
Pan sich langsam von meiner Schulter in die Schatten am Wegrand zurückzog.
    Als ich in den Laden kam, war es gerade erst
einundzwanzig Minuten vor vier, dabei fühlte ich mich, als hätte ich mehrere
Leben durchlebt. Ich steuerte geradewegs durch zum Waschraum und übergab mich
ins Waschbecken und verbrachte lange Zeit elendig auf dem Klo und fühlte meine
klamme Haut immer noch frösteln.
    Ich spritzte mir Wasser ins Gesicht, trocknete es
ab, und als ich schließlich wiederauftauchte, empfing mich Mrs. Palissey
mit unruhigen Fragen und Brian mit vor Besorgnis offenstehendem Mund.
    »Was Falsches gegessen«, sagte ich schwach, dann
nahm ich einen Westentaschenbrandy vom Regal und kippte ihn.
     
    Mrs. Palissey und Brian waren zu sehr mit
Kunden beschäftigt gewesen, um die telefonischen Bestellungen überhaupt
anzugehen. Ich blickte auf den Stoß numerierter Listen in Mrs. Palisseys
vorbildlicher Handschrift und fühlte mich einfach nicht der Aufgabe gewachsen,
die Wünsche der einzelnen Kunden lieferfertig in Kartons zu packen.
    »Ist irgend etwas davon dringend?« fragte ich
hilflos.
    »Sorgen Sie sich nicht«, meinte Mrs. Palissey
tröstend. »Nur eine … und die übernehmen Brian und ich schon.«
    »Ich werde es Ihnen danken.«
    »Ja, ja«, sagte sie nickend. »Das weiß ich doch.
Weiß ich wirklich.«
    Ich ging ins Büro, setzte mich hin und wählte
Gerards Nummer.
    Tina meldete sich. Gerard habe sein Büro verlassen,
um nach Hause zu fahren, und sei jetzt vermutlich auf dem Weg zur Bahn. Er
werde zurückrufen, wenn er ankam, sagte sie; aber hätte es vorher noch Zeit für
eine Dusche und einen Drink?
    »Lieber nicht.«
    »In Ordnung. Ich bestelle es ihm. Er wird müde
sein.« Es war eher ein Wink als eine Ausrede, dachte ich.
    »Ich werde mich kurz fassen«, sagte ich, und sie
antwortete: »Gut«, und legte entschieden den Hörer auf.
    Mrs. Palissey und Brian gingen um halb fünf, und
ich schloß hinter ihnen die Ladentür ab, um mich wieder an meinen Schreibtisch
zu verziehen, während ich körperlich in den Normalzustand und seelisch in den
gewohnten Morast mangelnder Selbstachtung zurückkehrte.
    Gerard klang, als er anrief, tatsächlich sehr müde.
    »Wie ist es Ihnen ergangen?« sagte er, ein Gähnen
unterdrückend. »Tina meinte, es sei eilig.«
    Ich erzählte ihm, was ich vom Gespräch zwischen
Vernon und Paul Young mitbekommen hatte und wo ich gewesen war, als ich es
mithörte.
    »Paul Young?« sagte er entgeistert.
    »Ja.«
    »Guter Gott. Hören Sie, es tut mir leid.«
    »Wieso denn?«
    »Ich hätte Sie da nicht hinschicken sollen.«
    »Sie konnten es doch nicht wissen«, sagte ich,
»aber ich fürchte, der Entdeckung, wer Paul Young ist oder woher er kommt, sind
wir damit auch nicht näher. Vernon hat ihn bis zum Schluß nicht beim Namen
genannt.«
    »Wir wissen jetzt mit Sicherheit, daß er Larry
Trents Bruder ist«, hob Gerard hervor. »Und das ist keine große Hilfe. Jemand
von unserem Büro hat gestern

Weitere Kostenlose Bücher