Weinprobe
hieße Peter
Cash«, fuhr Vernon auf. »Versicherung.« Fast spuckte er aus. »Wir sollten nicht
wissen, wer er ist.«
»Wir?« fragte Gerard.
Vernon schloß fest den Mund unter dem Schnurrbartvorhang.
»Ich könnte mir denken«, sagte ich langsam, »daß
Sie heute so zeitig aufgetaucht sind, weil Sie vorhatten, sämtliche ›Vintners
Incorporated‹-Kartons hier herauszuholen und über alle Berge zu sein, bevor um
zwei Ihr Lieferant kommt.«
Vernon sagte: »Krampf«, aber ohne Überzeugung, und
Quigley schüttelte verzagt den Kopf.
»Es wäre möglich«, sagte Gerard mit Nachdruck, »daß
Mr. Quigley keine Klage gegen Sie anstrengt, Vernon, wenn Sie sich
herbeiließen, einige Fragen zu beantworten.«
Quigley straffte sich. Ich murmelte »Aktionäre?« an
seiner grünen Seite und merkte, wie sein Widerstand wankte und verging. Mit
einem winzigen Aufzucken von Humor um den Mundwinkel sagte Gerard: »Zum
Beispiel, Vernon, wie eng waren Ihre Verbindungen zu Zarac im Silver
Moondance? «
Schweigen. Der Tau auf Vernons Stirn verdichtete
sich zu sichtbaren Tropfen, und er wischte nervös mit dem Handrücken über
seinen Schnurrbart. Der innere Kampf zog sich in die Länge, bis sich seine
Skepsis einen Weg nach außen bahnte.
»Wie kann ich das wissen?« sagte er. »Wie kann ich
sicher sein, daß er nicht die Bullen holt, sobald ich auspacke?« Er, das war
offenbar Miles Quigley. »Wenn Sie mich fragen: Wer die Klappe hält, kriegt
keinen Ärger«, sagte Vernon.
»Ein kluger Rat, wenn wir die Polizei wären«, sagte
Gerard.
»Aber die sind wir nicht. Was immer Sie hier sagen,
wird weder aufgezeichnet noch als Beweis verwendet werden. Mr. Quigley
kann Ihnen das versprechen, und Sie können es glauben.«
Mr. Quigley sah aus, als sei er auf dem besten
Weg von gekränktem Kummer zu rachsüchtigem Zorn wegen Vernons Treubruch. Er
hatte aber dennoch genügend Blick für die Jahreshauptversammlung, um
einzusehen, daß ihm, wenn er jetzt die bittere Pille schluckte, spätere
geschäftliche Verdauungsstörungen erspart bleiben konnten.
»Also gut«, sagte er steif. »Keine
Strafverfolgung.«
»Unter der Bedingung«, ergänzte Gerard, »daß wir
Ihre Antworten für ehrlich befinden.«
Vernon sagte nichts. Gerard wiederholte gleichmütig
seine Frage bezüglich Zarac und wartete.
»Ich kannte ihn«, sagte Vernon schließlich
widerwillig. »Er kam hier immer Wein holen, wenn sie im Silver Moondance keinen
mehr hatten.«
»Den Wein Ihres Lieferanten?« sagte Gerard. »Die
Sorten von Vintners Incorporated?«
»Ja, natürlich.«
»Wieso natürlich?«
Vernon zögerte. Gerard kannte die Antwort; stellte
ihn auf die Probe, nahm ich an.
Vernon sagte abgehackt: »Larry Trent war sein
Bruder.«
»Zaracs Bruder?«
»Nein, natürlich nicht. Der meines … na ja …
Lieferanten.«
»Sein Name?«
»Paul Young.« Vernon hatte mit dieser Antwort
weniger Mühe, nicht mehr. Richtig schlagfertig, fand ich. Er log.
Gerard bedrängte ihn nicht. Er sagte nur: »Paul
Young ist also der Bruder von Larry Trent, ja?«
»Der Halbbruder.«
»Kannten Sie Zarac schon, bevor dieser Paul Young
Sie überredete, mit ihm gemeinsame Sache zu machen?«
»Ja. Er kam hierher, um normalen Wein zu kaufen,
wie das Restaurants schon mal tun, und meinte, er wüßte einen guten Schwindel,
ohne Risiken, für jemanden in meiner Position. Wenn ich Interesse hätte, würde
er mich mitmachen lassen.«
Gerard überlegte. »Bezog das Silver Moondance seinen
Wein für gewöhnlich direkt von, ehm, Paul Young?«
»Ja.«
»Kannten Sie Larry Trent?«
»Ich traf ihn mal.« Vernons Stimme war
unbeeindruckt.
»Außer Pferden hat den nichts interessiert. Sein
Bruder war verdammt gut zu ihm. Ließ ihn herumstolzieren und so tun, als ob der
Laden ihm gehörte, gab ihm bündelweise Geld für seine Trainingskosten und die
Wetterei. Viel zu gut, meinte Zarac.«
In der Erinnerung hörte ich Orkney Swayle sagen,
daß Larry Trent auf seinen Bruder eifersüchtig war; den Bruder, der ihm so viel
gab. Traurige Welt; ironisch.
»Welche Beziehung bestand zwischen Larry Trent und
Zarac?«
»Sie arbeiteten beide für seinen Bruder. Für Paul
Young.«
Wieder das Nichtvertrautsein mit dem Namen. Gerard
ließ es wiederum hingehen.
»Gleichgestellt?«
»Nicht in der Öffentlichkeit, das glaube ich
nicht.«
»Warum hat Paul Young Zarac umgebracht?«
»Weiß ich nicht«, sagte Vernon leise, sehr
beunruhigt. »Ich weiß es nicht.«
»Aber Sie wußten, daß er ihn
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