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Weinprobe

Weinprobe

Titel: Weinprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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umgebracht hatte?«
    »Herrgott …«
    »Ja«, fuhr Gerard fort. »Nur weiter. Sie wissen es,
und Sie können es uns erzählen.«
    Vernon sprach plötzlich wie unter einem Zwang. »Er
sagte, Zarac wollte das Silver Moondance haben. Wollte es auf einem
Tablett serviert bekommen. Her damit, sonst passiert was … eine Art
Erpressung.«
    Vernon war ein schwitzendes Bündel aus Furcht,
Zerknirschung, Mitgefühl und Offenheit und hatte angefangen, die kathartische
Wirkung eines Geständnisses an sich zu erfahren.
    Fasziniert schaute ich zu. Gerard faßte nach: »Er
hat den Mord vor Ihnen gerechtfertigt?«
    »Ihn erklärt«, sagte Vernon. »Er kam hierher,
seinen Rolls vollgepackt mit dem Alkohol aus dem Silver Moondance. Er
sagte, Zarac würde ihm beim Verladen helfen. Er machte drei Touren. Es war ja
so viel. Als er zum drittenmal kam, war er verändert. Er war rot … erregt …
stark erregt. Er sagte, ich würde hören, daß Zarac tot sei, und ich sollte den
Mund halten. Er sagte, Zarac habe Macht über ihn gewollt, und das habe er nicht
dulden können … und später erfuhr ich dann, wie er ihn umgebracht hatte …
ich mußte mich übergeben … Zarac war kein übler Kerl … Herrgott, ich
wollte doch nicht in Mord verwickelt werden. Niemals. Es sollte bloß ein
kleiner Schwindel sein, für gutes Geld …«
    »Und wie lange«, fragte Gerard rundheraus, »ist der
Schwindel gelaufen?«
    »Etwa fünfzehn Monate.«
    »Immerzu Wein und Whisky?«
    »Nein. Nur Wein am Anfang. Whisky in den letzten
sechs Monaten.«
    »Immer Bell’s? «
    »Ja.«
    »Wohin kam der falsche Whisky von hier aus?«
    »Wohin?« Es dauerte einen Augenblick, bis Vernon
begriff.
    »Ach so. Wir haben ihn durchweg in den Bars hier
verkauft. Manchmal auch in den Logen. Außerdem ging er noch an die anderen
Sportveranstaltungen, die Quigley mit Lebensmitteln beliefert, sowie an die
Hochzeiten und Tanzhallen überall. In der ganzen Gegend.«
    Quigleys Gesicht wurde starr und ausdruckslos.
    »Überall, wo Sie dachten, man würde den Unterschied
nicht feststellen?«
    »Wahrscheinlich. Die meisten Leute merken keinen.
Nicht in einem überfüllten Lokal. Da sind zu viele andere Gerüche. Zarac sagte
mir das, und er hatte recht.«
    Weinkellner, so wußte ich, waren Zyniker. Mein
zweiter Gedanke war, daß ich – wäre Orkneys Allergie gegen die Subunternehmer
nicht gewesen und hätte er ihr Standardangebot nicht so strikt abgelehnt –
womöglich in seiner Loge über den Rannoch/Bell’s gestolpert wäre.
    »Wissen Sie, welchen Whisky Sie eigentlich in den Bell’s- Flaschen
verkauft haben?« fragte Gerard.
    Vernon sah drein, als hätte er darüber noch nicht
weiter nachgedacht. »Es war Scotch.«
    »Und haben Sie mal von einem jungen Mann namens
Kenneth Charter gehört?«
    »Von wem?« fragte Vernon verdutzt.
    »Kommen wir auf Paul Young zurück«, sagte Gerard ohne
sichtbare Enttäuschung. »Hat er den Einbruch in Mr. Beachs Laden mit Ihnen
geplant?«
    Vernon war nicht so reuig, daß er nicht in der Lage
gewesen wäre, mich mit einem giftigen Blick zu bedenken. »Nein, nicht direkt.
Er borgte sich nur einen unserer Transporter. Ich lieh ihm die Schlüssel.«
    »Was?« rief Quigley aus. »Der Transporter, der
gestohlen wurde?«
    Quigley … Quality-House Feinkost. Ich nahm
eine der gedruckten Lebensmittelpreislisten von dem Schreibtisch neben Gerard
und las verspätet den Firmenkopf: »Crisp, Duval & Quigley Ltd.: Quality-House Feinkost. «Quigleys eigener Transporter vor meiner Hintertür.
    »Die wollten ihn zurückbringen«, verteidigte sich
Vernon.
    »Sie hatten nicht damit gerechnet, daß der Mensch
da sonntags um die Teezeit auftaucht.« Er funkelte mich böse an. »Sie sagten,
er hätte vielleicht das Nummernschild gesehen, und sie würden den Transporter
eine Zeitlang behalten, wir bekämen ihn aber schon wieder. Wenn die Luft rein
wäre, würden sie ihn irgendwo abladen. Die sagten mir, ich sollte ihn als
vermißt melden, aber dazu kam ich gar nicht, die Polizei war schon hier, ehe
man bis drei zählen konnte.«
    »Die«, sagte Gerard ruhig. »Wer sind die?«
    »Sie arbeiten für … Paul Young.«
    »Namen?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Versuchen Sie’s.«
    »Denny. Das ist alles, was ich weiß. Der eine heißt
Denny. Mir wurde nur gesagt, Denny würde den Transporter abholen. Sie wollten
mir den Wein aus dem Laden hierherbringen, zur Durchsicht, aber sie kamen
nicht, obwohl ich bis um neun wartete Dann erfuhr ich, daß der da

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