Weinprobe
kosten würde.«
Ich wartete.
Ridger fuhr fort: »Ein uniformierter Polizist war
mit bei Mr. d’Alban im Krankenwagen, und der Konstabler hat uns den
wesentlichen Inhalt dieser Äußerungen berichtet, da er wußte, daß wir Grund
haben, uns dafür zu interessieren. Mr. d’Alban, sagte er, sei gestern
völlig außerstande gewesen, irgendwelche Fragen zu beantworten, ja er schien
nicht einmal wahrzunehmen, daß er angesprochen wurde.«
Ich wünschte irgendwie, Ridger hätte sich
natürlicher ausgedrückt und nicht wie jemand, der von einem Merkbuch abliest.
Mrs. Palissey hörte angestrengt zu, sosehr sie auch vorgab, es nicht zu
tun, während Brian neben ihr verständnislos die Stirn krauste. Ridger warf
ihnen einen leicht unbehaglichen Blick zu und fragte, ob wir uns irgendwo unter
vier Augen unterhalten könnten.
Ich führte ihn in das Miniaturbüro, das gerade groß
genug war für einen Schreibtisch, zwei Stühle und ein Heizgerät: annähernd fünf
Quadratmeter. Er setzte sich, ohne Zeit zu vergeuden, auf den Besucherstuhl und
sagte. »Wir wollten Mr. d’Alban heute morgen vernehmen, aber er liegt auf
der Intensivstation, und der Arzt hat uns den Zutritt verwehrt.« Er zuckte die
Achseln. »Wir sollten es morgen versuchen, aber für unsere Zwecke ist es dann
vielleicht zu spät.«
»Und was sind Ihre … Zwecke?« fragte ich.
Zum erstenmal schien er mich als Person, nicht bloß
als Ermittlungsstütze zu betrachten, doch ich war nicht sicher, ob mir die
Veränderung gefiel, denn sein aufkommendes Interesse hatte auch den
Beigeschmack von Manipulation. Ich war erfahren im Umgang mit Vertretern, die
Abschlüsse suchten, und Ridger steuerte den gleichen Kurs. Er brauchte etwas
von mir, was Überredungskunst erforderte.
»Können Sie bestätigen, Sir, daß Mr. d’Alban
mit Ihnen über diesen Whisky gesprochen hat?«
»Ja, gestern morgen.«
Ridger blähte sich fast vor Befriedigung.
»Sie wissen vielleicht nicht, Sir«, sagte er, »daß
Mr. Larry Trent bei dem Unglück gestern gestorben ist.«
»Doch, das wußte ich.«
»Nun, Sir …« Er räusperte sich diskret, senkte
vertretermäßig die Stimme und glättete seine von Natur aus herrischen
Gesichtszüge. »Offen gestanden, es gab schon mehrfach Beschwerden über das Silver
Moondance. Bei zwei früheren Gelegenheiten sind dort Untersuchungen
durchgeführt worden, beide Male vom Eichamt und von der Zollbehörde. In beiden
Fallen wurde keine Übertretung festgestellt.«
Er hielt inne.
»Aber diesmal?« half ich nach.
»Diesmal meinen wir, daß sich im Hinblick auf den
Tod von Mr. Trent die Möglichkeit ergibt, heute morgen eine erneute
Kontrolle durchzuführen.«
»Aha.«
Ich war mir nicht sicher, ob ihm das trockene
Verständnis in meinem Ton gefiel, doch er fuhr im Text fort: »Wir haben Grund
anzunehmen, daß seinerzeit irgend jemand im Silver Moondance, möglicherweise
Mr. Trent selbst, einen Tip bekommen hat, daß die Ermittlungen im Gange
waren. Daher möchten meine Vorgesetzten von der Kriminalpolizei, daß wir
diesmal erst von uns aus einige Erkundigungen einziehen, wobei Sie uns, falls
Sie einverstanden sind, als unparteiischer Experte helfen sollen.«
»Hm«, machte ich zweifelnd. »Heute morgen, sagten Sie?«
»Wenn Sie so freundlich wären, Sir.«
»Auf der Stelle?«
»Wir meinen, Sir, je früher, desto besser.«
»Sie haben doch sicher Ihre eigenen Fachleute?« sagte ich.
Es stellte sich heraus, daß … ahem … so
kurzfristig kein amtlicher Experte zur Verfügung stand, und da die Zeit nun
einmal drängte … würde ich mitkommen?
Ich sah keinen direkten Grund, mich zu weigern,
daher sagte ich kurz: »In Ordnung«, und erklärte Mrs. Palissey, ich wäre
sobald wie möglich zurück. Wir fuhren in Ridgers Wagen, und ich rätselte
unterwegs, als welch großen Experten der phantasierende Jimmy mich eigentlich
gerühmt hatte; ob ich überhaupt von Nutzen sein könnte, wenn es darauf ankam.
Das Silver Moondance, im selben Tal wie das
Themsestädtchen, in dem ich meinen Laden hatte, war ursprünglich ein
weitläufiges, häßliches Wohnhaus gewesen, errichtet im obersten Teil eines
Wiesenhanges, der vom Fluß heraufführte. Im Lauf der Jahre hatte man es
nacheinander in eine Schule, eine Privatklinik und ein Fremdenheim
umfunktioniert und es bei jeder Verwandlung um unpassende Seitenflügel
bereichert. Sein jüngster Gesichtswechsel war auch der radikalste gewesen, so
daß von den einstigen glänzend-gelbgrauen
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