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Weinprobe

Weinprobe

Titel: Weinprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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anschließend ein wenig auf
den Nachgeschmack.
    »Nun?« sagte Ridger. »Wie geht’s weiter?«
    »Zunächst einmal«, entgegnete ich, »ist das kein Bell’s. «
    Ridger sah unerwartet verblüfft drein. »Sind Sie
sicher?«
    »Verstehen Sie was von Whisky?« fragte ich.
    »Nein. Ich bin Biertrinker. Ab und zu mal einen
Whisky mit Ingwer, aber das ist auch alles.«
    »Möchten Sie was verstehen?« Ich schnickte einen
Finger nach dem Glas. »Ich meine, soll ich’s erklären?«
    »Dauert das lange?«
    »Nein.«
    »Dann nur zu.«
    »Schottischer Whisky wird aus Gerste hergestellt«,
sagte ich.
    »Gerste kann man mälzen, wie ja auch Bier unter
Zusatz von Malz gebraut wird. Man läßt die Körner aufgehen, bis sie etwa zwei
oder vier Zentimeter lange Keime bilden. Im Fall von Whisky röstet man nun die
gekeimte Gerste – eben das sogenannte Malz – über Torffeuer, bis sie das Aroma
von Rauch und Torf angenommen hat und knusprig ist. Dann wird das Malz mit
Wasser angesetzt und zur Gärung gebracht. Anschließend brennt man es und füllt
das Destillat in Holzfässer ab, um es mehrere Jahre altern zu lassen; und das
ergibt reinen Malzwhisky, voller Duft und reich an Geschmack.«
    »Gut«, sagte Ridger nickend, sichtlich konzentriert
unter dem kurzen Kraushaar.
    »Es ist viel billiger«, sagte ich, »die Gerste ohne
die Zwischenstufen des Mälzens und Röstens einzumischen und geht außerdem
schneller; es verkürzt den Alterungsprozeß um Jahre.
    Diese Art Kornbranntwein ist aber sehr viel
gewöhnlicher auf der Zunge.«
    »Okay«, sagte er. »Ich höre.«
    »Gute gängige Scotchsorten wie Bell’s sind
eine Mischung aus Malz- und Gerstenwhisky. Je mehr Malz, desto feiner und
vielfältiger das Aroma. Der Scotch in diesem Glas enthält sehr wenig oder gar
kein Malz, was auch nicht schlimm ist, wenn Sie Ingwer dazu geben wollen, denn
damit würden Sie das Malzaroma ohnehin zerstören.«
    Ridger blickte sich in dem leeren Raum um. »Wenn
hier Betrieb ist, wenn Qualm, Parfüm und Ingwerbier dazukommen, wer soll da den
Unterschied merken?«
    »Es müßte ein wackerer Krieger sein«, meinte ich lächelnd.
    »Also, was jetzt?«
    »Wir könnten den Scotch in Ihrem Tomatensaft verstecken.«
    Zu seinem Entsetzen goß ich den Whisky in seinen
Saft. »Trinken kann ich ihn schlecht«, erklärte ich. »Wollen Sie einen
beschickerten Experten? Der nützt Ihnen gar nichts.«
    »Wahrscheinlich«, meinte er, zahm für seine
Verhältnisse, und ich ging hinüber an die Theke und fragte den Barmann, ob er
Malzwhisky hätte.
    »Aber sicher«, sagte er und winkte an einer Reihe
von Flaschen entlang. »Ganz da unten ist Glenfiddich. «
    »Mm«, sagte ich zögernd. »Haben Sie
auch Laphroaig? «
    »La-was?«
    » Laphroaig. Ein Bekannter trank hier mal
welchen. Soll großartig sein. Er sagte, als Malzfreund müßte ich den unbedingt
probieren.«
    Der Barmann suchte sein Sortiment ab, schüttelte
jedoch den Kopf.
    »Vielleicht ist er im Restaurant«, sagte ich. »Ich
glaube, er sprach davon, daß er ihn nach Tisch getrunken hat. Vielleicht steht
er auf dem Getränkewagen.« Ich zog meine Brieftasche heraus und öffnete sie
erwartungsvoll, und mit einem abwägenden Blick auf die hervorlugenden Scheine
entschloß sich der Barmann zum Nachschauen. Er kam ziemlich bald mit einer
echten Laphroaig- Flaschewieder und berechnete mir für ein Schlückchen
daraus eine Unsumme, die ich ihm anstandslos hinblätterte, sogar mit einem
zusätzlichen Trinkgeld.
    Ich ging mit dem Glas zu Ridger an den hinteren
Tisch.
    »Was machen Sie jetzt?« fragte ich. »Beten?«
    »Kosten Sie«, sagte er gepreßt.
    Ich schnupperte jedoch erst einmal, dann kostete
ich langsam wie zuvor, während Ridger sich gespannt auf seinem Stuhl vorlehnte.
    »Nun?« fragte er herrisch.
    »Es ist kein Laphroaig. «
    »Sind Sie sicher?«
    »Absolut. Laphroaig ist so rauchig wie nur irgend
denkbar. In dem, den ich gerade gekostet habe, ist so gut wie überhaupt kein
Malz. Es ist der gleiche Whisky wie vorhin.«
    »Vielen Dank, Mr. Beach«, sagte er mit tiefer
Befriedigung.
    »Das ist ausgezeichnet.«
    Er stand auf, ging zur Bar hinüber und bat, die
Flasche sehen zu dürfen, aus der sein Bekannter gerade getrunken habe. Der
Barmixer schob sie entgegenkommend über die Theke, und Ridger ergriff sie. Dann
zog er mit der anderen Hand seinen Ausweis hervor, und der Barmann fing zornig
zu brüllen an.
    Ridger, so zeigte sich, hatte ein Funkgerät unter
seiner Jacke. Er rief irgendeine unsichtbare

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