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Weinrache

Weinrache

Titel: Weinrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Kronenberg
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selbst das Leben schwer.
    Versöhnlich gestimmt fragte sie nach seinen derzeitigen Plänen. »Wann wird das ›Marcel B.‹ eröffnet?«
    Er blinzelte in die Morgensonne. »Was steht in der Zeitung?«
    »Der Termin sei noch nicht festgelegt.«
    Dem habe er nichts hinzuzufügen, erklärte er und eilte mit einem Blick auf die Uhr davon.
     

27
     
    Mittwoch, der 30. August
     
    Zur Mittagszeit wurde der Fiesta abgeholt. Bruno hatte Wort gehalten und höchstpersönlich angerufen, um den Abschleppwagen anzukündigen. Die bescheidene Hilfe eines Freundes, wehrte er ihren Dank ab. Offensichtlich machte ihm das schlechte Gewissen zu schaffen, weil er der Frau seines besten Freundes nicht eher beigestanden hatte, deutete Norma die unverhoffte Fürsorge. Als der Wagen aufgeladen und abtransportiert war, kehrte sie an den Schreibtisch zurück, konnte sich aber nicht auf die Arbeit konzentrieren. Es fiel schwer, sich mit handgeschmiedeten Küchenmessern aus Japan zu beschäftigen, solange ihr Diane Fischers üble Machenschaften im Kopf herumspukten. Kurz entschlossen verließ sie das Büro und nahm den Bus in die Innenstadt. Mit der Linie 14 fuhr sie zum Hauptbahnhof und stieg dort in die Linie 18 nach Sonnenberg um.
    Moritz Fischer hatte sich die Lage seines Grundstücks nicht ausgesucht, sondern mit dem parkartigen Garten des Elternhauses vorlieb nehmen müssen, was allerdings kein Schicksalsschlag war. Die Straße im Stadtteil Sonnenberg zählte zu den besten Wohnlagen Wiesbadens. Bislang durfte Diane noch in der schicken Villa wohnen. Zum Jahresende musste sie das Haus verlassen, wie sie Lutz anvertraut hatte.
    Norma stieg aus Versehen eine Haltestelle zu früh aus. Die Straße war gesäumt von geräumigen Einfamilienhäusern in noch geräumigeren Gärten, die von Mauern, Gittern und Alarmanlagen gesichert wurden. Sie führte bergauf und gab nach dem steilen Anstieg den Blick auf die Ruine der Burg Sonnenberg mit dem weithin sichtbaren Bergfried frei.
    Die Villa der Fischers, ein kühles Gebilde aus Glas und Beton, das Norma an ein modernes Museum erinnerte, lag am Scheitelpunkt der Straße. Norma wartete unentschlossen vor dem Nachbarhaus im Schatten einer Linde. Bald wurde die Haustür geöffnet und Diane erschien auf der Schwelle. Sportlich gekleidet, trug sie eine Golftasche zum Geländewagen, der vor der Garage bereitstand, warf die Tasche in den Kofferraum und stieg in den Wagen. Das Tor schwenkte auf, und der Jeep rollte an Norma vorbei, ohne dass sie bemerkt wurde. Bevor sich das Tor schloss, war Norma in den Garten gespurtet und schlüpfte hinter eine Thujahecke. In den kommenden Stunden wäre Diane mit dem Einputten beschäftigt. Mit einem Blick durch die Fenster, so hoffte Norma, könnte sie vielleicht etwas entdecken, das ihr weiterhalf, im besten Fall einen Hinweis auf Arthur. Zuvor hieß es warten und die Nachbarhäuser in Augenschein zu nehmen, ob hinter den Fensterscheiben ein Späher lauerte. In dieser Gegend lebten wachsame Bürger.
    Schließlich fasste sie sich ein Herz und wollte durch die Hecke schleichen, als sich die Haustür zum zweiten Mal auftat. Norma ließ die Äste zurückschnellen und duckte sich hinter das Grün. Eine junge Frau im Putzkittel bückte sich und klemmte die Fußmatte unter die Tür. Gemächlich trat sie, einen Mülleimer am Henkel schlenkernd, auf das Pflaster hinaus und schlenderte, von Normas Versteck abgewandt, zum Garten hinunter.
    Das Schicksal will etwas gut machen, dachte Norma zufrieden und flitzte los.
    Von früheren Einladungen – zu denen es seit der Trennung von Arthur nicht mehr gekommen war – kannte sie sich im Erdgeschoss aus. Sie erinnerte sich an die Räume im Keller, mit Sauna und Schwimmbad, die Diane gerne und mit Stolz vorführte. Die obere Etage hatte sie nie betreten. Die Haustür führte unmittelbar in die quadratische Diele. Der Bereich vor den Fenstern war zu einer Mulde abgesenkt, und darin stand eine weiße Ledersitzgruppe, nahe dem offenen Kamin. Norma dankte der Fügung, die sie am Morgen bewogen hatte, Schuhe mit weichen Sohlen anzuziehen. Lautlos stieg sie die Treppe hinauf, die auf einer umlaufenden Galerie mündete. Von hier oben pflegte Diane ihre Gäste zu beobachten und gemeinsam mit den Freundinnen über deren Kleidung und Benehmen zu lästern, wie sie Norma selbst einmal kichernd anvertraut hatte. Tatsächlich bot die Galerie einen umfassenden Blick auf die untere Ebene. Norma wich zurück, als das Mädchen erschien. Die Putzhilfe

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