Weinstrassenmarathon
kann sie der Finder in aller Regel behalten, wenn er dem Landesamt Mitteilung über den Fund macht, damit die ihn katalogisieren können. Die Asservatenkammern sind voll. Das Museum in Speyer nimmt nur noch herausragende Stücke an. Jedenfalls hat der Hoffmann uns immer beschwatzt, wenn wir etwas gefunden hatten. Er wollte den Kram für seine Sammlung. Aber manchmal vermuteten wir auch, dass er das Zeug nur verticken wollte, was eine absolute Sauerei darstellen würde. In Rheinzabern haben wir mal eine Reihe gut erhaltener Terra-Siglia-GefäÃe gefunden, und es wurde entschieden, dass das Heimatmuseum und wir, die Ausgräber, Teile davon behalten durften. Kurze Zeit später wurden einige von den GefäÃen im Internet angeboten, die von Dr.  Hoffmann. Wir empfanden das als eine Schande, aber er meinte nur, er habe auch keinen Platz mehr und von derartigen GefäÃen genug im Schrank.«
»Das ist wirklich eigenartig für jemanden, der sich der Wissenschaft verschrieben hat und noch dazu als sammelwütig gilt.«
»Du hast mich vor Kurzem gefragt, ob das Grab, welches in Battenberg von dem später ermordeten Winzer gefunden wurde, von Bedeutung war.«
»Ja, was ist damit?«
»Ich habe mir die Sache noch mal durch den Kopf gehen lassen. Denecke hat seinerzeit den Dr.  Hoffmann ins Vertrauen gezogen. Das Grab stellte sich als unbedeutend heraus, und die Ereignisse nahmen durch den Mord sowieso eine andere Wendung. Das alles wissen wir nur aufgrund des Gutachtens von Hoffmann. Ich spekuliere nur, aber was wäre nun, wenn Hoffmann Funde aus dem Grab unterschlagen hätte? Der Tod des Winzers kann ihm nur recht gewesen sein, und in dem Trubel wegen dem Mord hat sich keiner das Grab noch mal genau angesehen.«
»Das ist starker Tobak, was du da unterstellst.«
»Der Hoffmann ist tot. Ich phantasiere nur ein bisschen, weil du mich zum Nachdenken gebracht hast. AuÃerdem, ob Hoffmann so ganz freiwillig in Pension gegangen ist, da bin ich mir nicht so sicher.«
»Das ist ja interessant. Wie kommst du darauf?«
»Er ist mit siebenundfünfzig in Rente gegangen. Hat kurz davor eine junge, kostspielige Frau geheiratet. Das passt nicht so richtig zusammen, man munkelt so dies und das. Fakt ist, dass er mit all seinen Bezügen in den ehrenhaften Ruhestand trat. Der Rest ist Beamtengeheimnis. Aber ich glaube, ich hake mal beim Verein ein bisschen nach.«
»Ja, das wäre sicher gut. Sprich dich aber mit Gerald ab, sonst kann es Ãrger geben.«
»Klar. Da ist noch etwas, wie die Frage mit dem Grab geklärt werden könnte.«
»Schieà los!«
»Der Militärische Abwehrdienst hat eine Abteilung für Satellitenbildauswertung. Die nehmen auch Pflichten innerhalb der NATO war.«
»Das kann ich mir vorstellen. Was bringt uns das?« Pyreck mochte es spannend.
»Ganz einfach. Wenn auf deutschem Gebiet etwas passiert und das Wetter einigermaÃen ist, dann ist es unweigerlich auf den Satellitenbildern drauf. Wenn ein Bauer beim Pflügen auf ein Grab trifft und es einfach verscharren, das heiÃt zerstören will, weil es ihm für seine Pflanzung im Weg ist, dann ist das auf dem Satellitenbild. Der Bauer kann davon ausgehen, dass er ein paar Tage später Besuch vom Landesdenkmalamt und erheblichen Ãrger bekommt. Das kommt gar nicht so selten vor.«
»Du willst mir gerade weismachen, dass wir vom Weltall aus beobachtet werden, wenn wir den Garten umgraben?«
»Allerdings. Das wird schon seit zwanzig Jahren gemacht, weil immer mehr archäologische Schätze unwiederbringlich zerstört wurden. Heute läuft das Ganze digital, und irgendwelche Programme filtern die Daten. Schlägt die Software Alarm, dann prüft ein Sachbearbeiter, warum. Ist es etwas Archäologisches, dann wird es an die Denkmalämter weitergegeben, und die starten ihre eigenen Ermittlungen.«
»Bist du dir sicher?« Röder konnte das Big-Brother-Szenario nicht glauben.
»Ben, du bist vollkommen naiv. George Orwell hatte recht, und die sonst so kritische Ãffentlichkeit merkt es noch nicht einmal. Aber krieg dich wieder ein, denn jetzt kommt der Hammer. WeiÃt du, wer diese Sachen bis vor einigen Jahren in Speyer bearbeitet hat?«
Röder brauchte keinen Namen, er wusste, dass Hoffmann gemeint war. Er musste das soeben Gehörte und den Saumagen erst einmal verdauen. Röder und Pyreck taten genau
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