Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Guthmann
Vom Netzwerk:
Zuckerkram.
    Â»Wo der Müll jetzt ist? Keine Ahnung. Wir haben ihn eingesammelt und an den Platz gestellt, wo der Stand war. Die Straßenmeisterei ist gegen fünf gekommen und hat die Säcke eingesammelt.«
    Röder bedankte sich, der Regen wurde stärker. Die nächste Straßenmeisterei war nicht weit von hier. In Grünstadt, gerade mal fünf Kilometer entfernt.
    Schneller, als die Polizei erlaubt, stand er vor dem verschlossenen Gittertor der Straßenmeisterei im Grünstadter Gewerbegebiet. Mittagspause. Er klingelte Sturm. Dass er nicht zu randalieren anfing, war nur dem Umstand zu verdanken, dass ein Mitarbeiter rechtzeitig über den Hof schlenderte und eine fahle Gesichtfarbe wegen des Ausweises bekam.
    Â»Polizia? Oh, oh. Isch glei suche Cheffe. E klenner Momento.« Das Pfälzische war eindeutig die erste Fremdsprache des hilfsbereiten Arbeiters.
    Der Chef kam schließlich angeschlappt, sah den Ausweis und ließ Röder auf das Gelände. Ja, die Säcke seien noch da. Sie sollten im Laufe der Woche vom Entsorger geholt werden. Vor Röder stapelten sich ungefähr fünfzig bis siebzig blaue Säcke. Auf alle Fälle nicht mehr als hundert, beruhigte er sich. Mit Erlaubnis des Vorarbeiters warf er sich ins Vergnügen, nicht ohne sich vorher überlegt zu haben, wo sich die fraglichen Säcke aus Dackenheim befinden könnten. Es gab neun Verpflegungsstationen auf der Strecke. Jede produzierte ungefähr sechs, sieben Säcke Unrat. Dackenheim war die drittletzte Versorgungsstation, wurde also fast zum Schluss aufgeladen und wohl fast als Erstes wieder abgeladen.
    Röder fixierte einen ersten Sack, zog ihn mit dem Erfolg heraus, dass die darüberliegenden Säcke nachrutschten und ihn fast begruben. Zum Glück waren die Säcke nicht sonderlich schwer, aber die feuchte Schmutzschicht haftete jetzt an seinen guten Hosen. Er störte sich nicht daran und riss den Sack auf. Leere Trinkbecher quollen ihm entgegen, der Geruch von gegorenen Fruchtsäften erfüllte den Platz.
    Â»Und Sie sind wirklich von der Polizei?«, fragte der Vorarbeiter ungläubig. Röder antwortete mit einem unwirschen »Ja, ja« und vertiefte sich in seine Arbeit. Die hätte er nicht machen müssen. Eine Beschlagnahme hätte ausgereicht. Aber Sherlock Holmes hätte auch persönlich und unverzüglich gehandelt.
    Ratsch. Der Inhalt des nächsten Sackes landete stinkend vor seinen Füßen.
    Â»Und wer räumt das wieder auf?« Röder reagierte nicht, der Chef machte sich aus dem Staub, ohne eine Antwort erhalten zu haben.
    Ein triumphierendes »Ja« entfuhr Röders Kehle, als er in den Hinterlassenschaften des achtzehnten Sackes wühlte. Zwischen den vielen schmierigen Einwegbechern, ausgesuckelten Zuckergeltüten, Bananenschalen und vollgerotzten Papiertaschentüchern lag eine unscheinbare Mehrwegflasche aus Plastik. Ein unappetitlicher brauner Rest schwappte hin und her. Röder packte die Flasche mit spitzen Fingern am Kragen unterhalb des Drehverschlusses. »214 – Wolfgang Hoffmann«, stand auf einem Papierstreifen, der mit durchsichtigem Klebeband um die Flasche herum befestigt war. Die Schrift war mit einem dicken schwarzen Filzstift aufgetragen.
    Den Triumph noch im Gesicht, drehte er sich um und blickte in die zweifelnden Augen zweier Streifenpolizisten. Dem Vorarbeiter schien das Engagement des Staatsanwaltes in den Niederungen seines Gewerbes nicht geheuer.
    Â»Dürfen wir fragen, was Sie hier machen, Herr Kollege?«
    Mit unbekümmerter Miene – die Begeisterung über den Erfolg ließ sich nicht verwässern – zeigte Röder seinen Ausweis und erklärte seine Mission.
    Â»Haben Sie sich den Angestellten gegenüber als Polizist ausgeben?«
    Â»Nie und nimmer. Ich habe denen nur meinen Ausweis von der Staatsanwaltschaft gezeigt. Das darf ich als ermittelnder Staatsanwalt«, belehrte er die mit den Schultern zuckenden Beamten.
    Einer der beiden machte noch einen Versuch. »Die behaupten das aber.«
    Â»Wahrscheinlich wollten sie das glauben. Die haben bestimmt keinen Staatsanwalt erwartet, der in den Säcken wühlt«, gestand Röder.
    Röder reichte den beiden Polizisten mit spitzen Fingern die Flasche. Jetzt erst nahm er den Gestank richtig wahr.
    Â»Packen Sie das bitte in eine Spurensicherungstüte und schicken Sie es an Steiner. Kommissar Gerald

Weitere Kostenlose Bücher