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Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Guthmann
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»Miss Mai im Gespräch mit dem Staatsanwalt, der am Sonntag im Mittelpunkt zweier Mordfälle stand.« Um Röder herum drehte sich alles, er musste sich setzen. Der Artikel war voll von Vermutungen und Halbwahrheiten und übertraf die Internetversion noch an Häme. Er schloss mit den süffisanten Worten: »War es ein rein privater Besuch, oder ermittelte der Beamte mit vollem Körpereinsatz in einer geheimen Mission?«
    Â»Ich kann das erklären«, setzte Röder zu einer Verteidigung an.
    Â»Du brauchst mir nichts zu erklären. Das ist ein Skandal. Du machst in letzter Zeit immer Schwierigkeiten. Erst die verdammte Geschichte im vergangenen Jahr …«
    Â»Ich habe aber recht behalten«, unterbrach Röder.
    Â»â€¦Â dann läufst du in stinkenden Klamotten herum, dass man den Kammerjäger holen will, und schließlich verpennst du auch noch eine Verhandlung! Und zur Krönung fährst du mit deinem dubiosen Freund nach München, gehst auf eine Playboy-Party und wunderst dich über zwei Leichen, die deinen Weg pflastern. Was hast du dir dabei gedacht?«
    Â»Behauene Steinplatten, für ein Grab eines unbedeutenden Kelten?«
    Â»Was?«
    Â»Ich meinte, wenn das Grab unbedeutend war, warum war es dann mit behauenen Steinplatten bedeckt?«
    Â»Sag mal, spinnst du jetzt völlig?«
    Röder wachte wieder auf. »Ach, vergiss es. Ich habe gerade an etwas anderes gedacht.«
    Â»Das habe ich gemerkt«, sagte Miltenberger heftig. »Du stehst wohl unter Schock. Kein Wunder, nach dem, was du erlebt hast. Du hast dich aber selbst in diese Situation gebracht.«
    Â»Ja, ich habe verstanden. Du willst mich suspendieren oder wenigstens beurlauben«, sagte Röder resigniert.
    Â»Ach, Scheiße, das würde ich gerne. Aber wir haben einen Haufen Arbeit, und ich habe eine Mitarbeiterin in Mutterschutz, zwei andere sind länger krank. Ich will nur, dass du deine Arbeit vernünftig machst und deine verdammten Ermittlungen einstellst. Das ist der Job der Kriminalpolizei. Wie oft soll ich dir das noch sagen?«
    Â»Es gab mal eine Zeit, da hast du uns ermuntert, rauszugehen und die Polizeiarbeit kennenzulernen.«
    Â»Ja, kennenlernen, nicht selbst machen. Du kannst es offensichtlich auch nicht. Laut Steiner bist du vollkommen auf dem Holzweg.«
    Â»Ach so, daher weht der Wind.«
    Â»Das ist eine dienstliche Anweisung: Konzentrier dich auf deine Aufgaben und überlass den Rest der Polizei. Und jetzt verschwinde, bevor ich noch platze.«
    Röder blickte ihn wortlos an und ging. Er wollte nicht für den zweiten Herzinfarkt seines Chefs verantwortlich sein. Gern hätte er den Stinkefinger gehoben, einen Drang, den er manchmal massiv unterdrücken musste.
    Miltenberger brüllte ihm noch hinterher: »Ich will, dass du den psychologischen Dienst konsultierst. Verstanden?«
    Behauene Steinplatten? Röder hatte seinen Chef schon vergessen und ging die Unterlagen noch mal durch. Der Bericht war knapp und nüchtern abgefasst. Die Steinplatten wurden nicht erwähnt. Einfach nur ein Grab. Wenn es Grabbeigaben gab, dann seien sie in antiker Zeit schon geraubt worden oder verrottet. Der Hinweis auf die Steinplatten stand nur auf dem einen Foto, sonst nirgends. Röder lehnte sich zurück, schloss die Augen. Bilder flirrten an ihm vorbei, Satellitenfotos, ein roter Permanentmarker, jemand schrieb auf die Bilder. Er sah die Hand, den Stift unter sich, so als wäre er es, der Details einkreiste. Dann meinte er zu schreiben, hielt plötzlich inne. Er nahm die anderen Fotos, blätterte sie hektisch durch, ein Schauer durchlief ihn.
    Babygeschrei drang an Röders Ohr, er öffnete die Augen. Die Vision brach in sich zusammen. Rhea Thierbach stand vor ihm, eine Babytrage in der einen Hand und eine Utensilientasche in der anderen.
    Â»Sag mal, schläfst du jetzt schon im Büro? Ich habe ›Guten Tag‹ gesagt!«
    Â»Hallo, Rhea! Was machst du denn hier?«, fragte er ein wenig blöde.
    Â»Hey, ich wollte dir meinen Nachwuchs zeigen, wenn du aber lieber ein Nickerchen machen willst, dann gehe ich gleich wieder.«
    Â»Nein, nein. Bleib hier. Das war ein sogenannter Powernap. Danach bist du fit für die nächsten acht Stunden. Haha. Ach Gott! Ist der aber süß!« Röder stürzte sich übertrieben eifrig auf das Baby. Er wollte etwas gutmachen.
    Â»Ach, außerdem habe ich da noch eine

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