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Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Guthmann
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Hellinger die Arbeit in den Weinbergen liebte. Wenn der Winzer abschalten wollte, dann fuhr er stundenlang mit seinem Schmalspurtraktor durch die Rebzeilen, pflügte oder schnitt das Weinlaub. Röder erwog, zum Arzt zu gehen, um sich für den Rest der Woche krankschreiben zu lassen, was unter den gegebenen Umständen kein Problem gewesen wäre. Gegen Mittag wurde er jedoch von Manu unsanft geweckt. Sie baute sich vor ihm auf und fing fürchterlich an zu wettern.
    Â»Ich habe mir solchen Kummer um dich gemacht und in den Internetzeitungen aus München gelesen, weil ich genau wissen wollte, was passiert war. Du bist sogar auf der Titelseite!«, fügte sie mit einem gefährlich klingenden Unterton hinzu. »Schau mal, was die über dich schreiben.« Sie schob ihm den Computerausdruck herüber.
    Er fing an den Artikel zu lesen und folgte ihr ins Wohnzimmer. »Das gibt’s doch nicht. Manu, so war das nicht, wie es hier steht …«
    Manu fiel ihm ins Wort. Sie war stinksauer, und so wie der Artikel geschrieben war, konnte Röder es ihr noch nicht mal verübeln.
    Â»Bist du von allen guten Geistern verlassen? Und schau dir das Bild und den Untertitel an. Hübsch, nicht? War sie nett, die Miss Mai?«, brüllte Manu. »Das war ja eine tolle Ermittlung. Du hast Achim bestimmt ganz eifrig dabei geholfen, seine und ihre Unschuld zu beweisen.«
    Â»Manu, bitte lass es dir erklären.«
    Â»Verpiss dich!« Mit diesen Worten drehte sie sich um und knallte die Tür hinter sich zu. Röder stand da wie ein begossener Pudel. Kurz darauf hörte er auch die Wohnungstür zuschlagen. Er wusste nicht, was er tun sollte. Schließlich zog er sich, immer noch völlig aufgewühlt, seine Laufsachen an, stopfte sich ein paar Euro in die Taschen und lief von der Haustür aus los. Wie in Trance rannte er durch die Innenstadt von Bad Dürkheim, Richtung Wachenheim. An der Polizeistation und dem Amtsgericht bog er nach rechts in die Hammelstalstraße ein und begann den Anstieg bis zum Parkplatz Drei Eichen. Von dort folgte er der Wandermarkierung, die ihn an der Ruine Murrmirnichtviel, am ehemaligen Forsthaus Kehrdichannichts und schließlich an der Ruine Schaudichnichtum vorbeiführte. An diesem Tag hatte Röder kein Interesse an den alten Steinen. Sonst machte es ihm immer Freude, vom Weg abzugehen und die Geschichte der historischen Orte auf sich wirken zu lassen. Er lief wie eine Maschine und auch ein wenig zu schnell. Bei den Anstiegen japste er nach Luft, aber das war ihm egal. Nach knapp einer Stunde hatte er Lambertskreuz erreicht. Hier, neben dem alten namensgebenden Wegkreuz, stand eine gut besuchte Pfälzerwaldhütte, die trotz der vielen Gäste ein unbedingtes Muss für jeden Wanderer war. Zur Beliebtheit der Hütte trug auch der freundliche Wirt bei, dem Röder nach der ersten Schorle sein Leid klagte. Der Wirt spendierte Röder zwei Schnäpse aus der Region, bis Röder schließlich beschloss, den Tresen zu verlassen, um eine Hausmacherplatte zu essen. Das war zwar nicht gerade Sportlernahrung, aber er kümmerte sich nicht darum. Nach der dritten Schorle und einem weiteren Schnaps duzte Röder den Wirt, der ihm anbot, ihn mit ins Tal zu nehmen, da es draußen stark zu regnen angefangen hatte. Röder stand noch fast eine weitere Stunde am Tresen, der mittlerweile mit anderen Sportlern besetzt war, die es wegen des Regens und der guten Verpflegung hierher verschlagen hatte. Fast alle waren nicht mehr ganz nüchtern, als Bernd, der Wirt, Röder und ein paar andere Gestrandete ins Tal fuhr. Röder stieg am Kurpfalz-Park aus, und es wurde langsam dunkel, aber der Regen hatte nachgelassen. Röder verfiel in einen leichten Trab. Er wusste, dass er mit dem vielen Alkohol im Blut nicht schnell laufen durfte. Er lief die Straße runter bis zum Oppauer Haus, dort nahm er den Wanderweg zurück nach Bad Dürkheim. Es war richtig dunkel, als er den Streckarsch passierte. Wirre Bilder sausten ihm durch den Kopf. Sanitäter, die einem Sterbenden einen Intubator einführten. Ein Hotelzimmer, das über und über mit Blut besudelt war. Manu, die wütend vor ihm stand. Ein nackter Hellinger mit Holzsplittern im Arm. Die Mandelblüte auf der Marathonstrecke. Satellitenbilder, die einen Traktor in Spielzeuggröße zeigten. Er hatte sich die Bilder, die Liebstöckl ihm mit der Akte übergeben hatte, erst einmal

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