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Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Guthmann
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Notiz in meiner Aktentasche gefunden. Du bearbeitest doch meine Fälle, oder?«
    Â»Ã„hm, ja, natürlich«, stotterte Röder.
    Â»Das wollte ich noch zur Akte Woyczynski legen.«
    Â»Um was geht’s denn?«
    Â»Da hat sich einer zu mir durchstellen lassen, der behauptete, er wüsste was zu diesem Fall. Es wäre nicht der Woyczynski gewesen, sondern jemand anderes. Jemand, der etwas Wertvolles unterschlagen hat.«
    Â»Hat er Namen genannt?«
    Â»Nein, hat er nicht. Ich gebe nichts auf anonyme Anrufe und habe es nicht ernst genommen. Irgendein Spinner. Ich dachte aber, du solltest das wissen, zumal sich der Typ noch mal melden wollte.«
    Röder verabschiedete Rhea und den Kleinen mit Killekille. Er legte den Notizzettel zur Seite, beugte sich über seine Papiere und versuchte sich zu entspannen. Aber sosehr er sich auch bemühte, die Bilder waren verscheucht.
    Den Rest des Tages quälte er sich mit seiner normalen Arbeit. Zum Glück hatte er keine Verhandlung. Er blickte zum Fenster hinaus, es war vier Uhr nachmittags, und der leichte Regen hatte aufgehört. Wie wäre es, wenn er jetzt alles hinwerfen und nach Battenberg auf den Burgberg fahren würde? Ja, das musste er tun, es war noch eine Weile hell, und die Sonne lugte zwischen den Wolken hervor.
    Auf dem Weg staunte er, wie weit die Natur schon gekommen war. Überall trugen die Bäume und Sträucher grüne Knospen, und die ersten Mandeln verblühten bereits. Er fuhr durch Kleinkarlbach und blickte nach Neuleiningen hoch, das mittelalterliche Dörfchen auf dem Berg mit Burg und immer noch wehrhafter Stadtmauer. Er war schon lange nicht mehr dort oben gewesen, es gab ein paar nette Kneipen, die leckeres Essen anboten. Er würde Manu mal wieder ausführen müssen und warum dann nicht in Neuleiningen? Schließlich bog er Richtung Bad Dürkheim ab und nahm nach der Chemiefabrik die Erste rechts, die hoch auf den Battenberg führte.
    Röder passierte die Blitzröhren, eine geologische Laune der Natur, die nur an zwei Orten in Europa nachzuweisen waren. Auch wenn der Name anderes vermuten ließ, die Röhren aus Sandstein waren vermutlich durch tropfendes Wasser entstanden. Nach dem Ortsschild, gegenüber dem altem Gutshof, in dem heute ein kleines idyllisches Landhotel untergebracht war, bog er scharf rechts ein und parkte nach zweihundert Metern am alten Vorhof der Burg. Die urige Burgschänke hatte geschlossen. Im Sommer konnte man im Burggarten, umgeben von Oleanderbüschen und anderen mediterranen Pflanzen, wunderschön sitzen und einen Hausschoppen zu gutem Essen trinken. Röder betrat den Innenhof durch den Durchbruch in der westlichen Mauer. An der gegenüberliegenden Seite stand ein alter Befestigungsturm, von dem man einen herrlichen Blick über die Rheinebene hatte. Bei gutem Wetter konnte man das Heidelberger Schloss erkennen. Angeblich war hier der französische General Mélac während des Pfälzischen Erbfolgekriegs beim Leininger Grafen zu Gast und beobachtete den Brand des Heidelberger Schlosses, während seine Truppen plündernd und marodierend durch die Kurpfalz zogen. Wie immer, wenn Röder auf solchen Aussichtspunkten in seiner Heimat stand, bedauerte er, keine Kamera dabeizuhaben. Trotzdem genoss er den wunderbaren Blick und identifizierte den einen oder anderen Punkt in der Ferne. Schließlich drehte er sich um und erkletterte die Burgmauer, was eigentlich untersagt war.
    Er versuchte die Stelle zu entdecken, wo vor mehr als fünf Jahren das Grab gefunden worden war. Er zog die Satellitenaufnahmen aus der Tasche und ließ seinen Blick abwechselnd über das Gelände und über die Fotografien schweifen. Die Landschaft hatte sich stark geändert. War auf den Fotos noch Wald zu sehen, so erstreckte sich nun überall das Rebenmeer. Battenberger Schlossberg hieß die Lage, und Röder fragte sich im Spaß, ob die begehrte Lage ihre Qualität von den Gräbern und dem hier vergossenen Blut bezog. Er konnte die Stelle von der Mauer aus nicht ausfindig machen und kletterte zu der Treppe zurück, die auf den Turm führte.
    Auch wenn er anfangs nicht wusste, was er hier entdecken wollte, so war er enttäuscht, als er in den Burghof hinabstieg. Es wurde langsam dunkel, und er passierte den Mauerdurchbruch. Sein Blick blieb an einem Steinhaufen hängen. Der Haufen schien noch nicht sehr lange dort zu liegen. Es waren

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