Weinstrassenmarathon
auch gerne zu Ihnen. Es ist dienstlich.«
»Dienstlich?«, fragte Röder.
»Ja, dienstlich. Ich bin tatsächlich Polizistin. Ich schlage trotzdem vor, dass wir uns auf neutralem Boden treffen. Ich will Sie ja schlieÃlich nicht kompromittieren.« Sie schien sich vor Lachen zu kringeln. »Ich erkläre Ihnen alles, wenn wir uns treffen, und verspreche Ihnen, dass keine Paparazzi auftauchen werden. Wir könnten uns in Speyer treffen, am Historischen Museum der Pfalz. Na, habe ich Sie neugierig gemacht?«, fügte sie noch hinzu.
Röder war vollkommen durcheinander. Das Playmate war eine Polizistin. Das konnte nur bedeuten, dass sie in München undercover ermittelt hatte. Röder ärgerte sich. Vermutlich hatte sie seine Handynummer auch nur dienstlich gewollt, um ihn überprüfen zu können.
Für die alltägliche Arbeit fand er keine Ruhe. Also setzte er sich ins Auto, lieà alles stehen und liegen und brauste Richtung Speyer davon.
Speyer war eine alte römische Gründung am Rhein, und die Stadt gelangte im Mittelalter durch die Salier zu überragender Bedeutung. Heute ist Speyer eine geschäftige Provinzstadt, die durch die Nähe zum Rhein-Neckar-Dreieck und wegen des schmucken Stadtbildes hohe Attraktivität besitzt. Der Platz vor dem Museum ist verkehrsberuhigt und wird von der einen Seite durch den Dom und von der anderen durch den bischöflichen Palast begrenzt. Gegenüber dem Dom, in dem die Gräber der vier salischen Kaiser bewundert werden können, beginnt die FuÃgängerzone mit vielen netten StraÃencafés.
Röders Lieblingskneipe war aber die Hausbrauerei Domhof, die über einen schönen Biergarten verfügte und wo gutes Bier ausgeschenkt wurde.
Als Röder Anastasia vor dem Historischen Museum der Pfalz traf, sammelte er neidvolle Blicke von den meisten der vorbeieilenden männlichen Passanten. Anastasia mochte den Domhof ebenso gern wie er. Erfreulicherweise spielte das Wetter mit, und sie setzten sich an einen Tisch unter einem alten Lindenbaum. Aus dem Weinschoppen wurden zwei frisch gebraute Bier.
»Sie wissen, warum ich Sie sprechen wollte?«
»Ich habe natürlich eine Ahnung, aber ansonsten tappe ich vollkommen im Dunkeln. Wer sind Sie?«
»Anastasia Kaufmann vom BKA . Sie kennen mich schon aus dem Playboy.« Sie lachte. »Sie wissen schon ganz schön viel über mich, finden Sie nicht?«
»Ich dachte, Sie arbeiteten für Demlmaier?« Röder sah das Centerfold-Poster vor sich. Er versuchte, den Gedanken zu verdrängen.
»Ich wurde bei Demlmaier eingeschleust. Ich bin wirklich Kunsthistorikerin, nur habe ich nach meinem Studium beim BKA angefangen. Ich gehöre zur Abteilung SO , schwere und organisierte Kriminalität. Mein Schwerpunkt ist die Bekämpfung der internationalen Kunstmafia. Wir ermittelten gegen Demlmaier.«
Röder pfiff durch die Zähne. »Warum?«
»Er war eine Schlüsselfigur. Einer, der die Strippen zieht und Unternehmungen, das heiÃt Auftragsdiebstähle und Raubzüge, finanzierte und dabei kräftig verdiente.«
»Wie lange ermittelten Sie schon undercover?«
»Fast ein Jahr, und ich war so gut wie fertig mit meinen Ermittlungen. Es war geplant, dass ich spätestens nach Erscheinen des Playboys aussteige. Dann wäre die Gefahr zu groà gewesen, dass mich jemand erkennt. Jetzt war halt ein bisschen früher Schluss.« Sie lachte noch mal.
»Und der Playboy gehörte zum Auftrag?«
»Nicht wirklich, es ergab sich einfach so. Demlmaier bewegte sich im Milieu und lud seine Kunden gern auf diese exklusiven Partys ein. Danach liefen die Verhandlungen leichter, und er erzielte bessere Preise. Demlmaier führte mich jedenfalls dort ein, und ich konnte prima ermitteln. Dass ich Playmate wurde, habe ich aber nicht allein ihm zu verdanken.« Röder fand, dass Anastasia nicht nur eine fundierte Ausbildung, sondern auch einen koketten Augenaufschlag hatte. »Ich erwarb sein Vertrauen, weil ich mich auszog, und das Ganze hatte noch den Vorteil, dass ich nicht mit dem alten Sack schlafen musste.« Sie schien sich innerlich zu schütteln, dann nahm sie einen tiefen Schluck aus dem Bierglas, wie um einen unangenehmen Geschmack herunterzuspülen.
»Und Ihre Chefs waren einverstanden?«
»Na ja, begeistert waren sie nicht. Sie sagten, dass sei meine Privatsache. Sie sahen aber sehr wohl die Vorteile
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