Weinstrassenmarathon
älteren Töchter teilten sich ein Grillsteak und waren dann verschwunden, froh, dass sie nicht die Sprachlosigkeit der Eltern kommentieren mussten. Manu zog sich früh zurück. Die psychische Anspannung hatte sie müde gemacht. Röder musste allein neben dem Grill im Garten sitzen und sein Bier trinken, bis er ein schlechtes Gewissen bekam und sehr früh seiner Frau ins Bett folgte. Immerhin waren die Mädels zur vereinbarten Zeit wieder zu Hause.
ACHT
Der Dienstag nach Ostern versprach ein herrlicher Frühlingstag zu werden. Alles stand in voller Blüte, die Sonne wärmte angenehm vom Himmel, und die StraÃencafés waren schon am frühen Morgen bevölkert. Viele Touristen und Einheimische nutzten die Woche für einen Kurzurlaub, und manch ein Zecher bestellte sich schon den ersten Pfälzer Halbliterschoppen. Röder hatte für all das keine Augen. Er wunderte sich, dass er alles so teilnahmslos hinnahm. Er konnte sich an nichts freuen, nicht einmal daran, dass er beide Ãberfälle unbeschadet überstanden hatte.
Zuerst fuhr Röder in die Werkstatt. Die Arbeit konnte warten, besonders da sein Handy voll mit Sprachnachrichten von seinem Chef war. Miltenberger wollte ihn sprechen, und Röder wusste, warum. Der Besuch in der Werkstatt verlief völlig chaotisch. Sämtliche Mechaniker und Büroangestellte kamen angelaufen, um das Auto des Staatsanwalts mit den Einschusslöchern zu sehen. Alle staunten oder machten flapsige Bemerkungen. Nur ein Mechaniker war auffällig unbeeindruckt, er stammte aus Sizilien. Der Werkstattmeister schüttelte jedenfalls den Kopf, meinte, dass die Kotflügel, Türen, Sitze und die Mittelkonsole ausgetauscht werden müssten. Da sich das absolut nicht rentiere, sei es an der Zeit, über ein neues Fahrzeug nachzudenken. Vollkasko? Fehlanzeige. Natürlich könne er mit dem Auto fahren, bis der TÃV es aus dem Verkehr zog. Gegen ein paar zusätzliche Luftlöcher könne der TÃV ja nichts haben, scherzte der Meister. Röder dachte ärgerlich daran, als er wieder im Auto saà und die Sprungfedern durch das zerfetzte Polster des Fahrersitzes spürte.
Im Amt ging Röder sofort in Miltenbergers Büro, in der Erwartung, sich seine endgültige Suspendierung abzuholen. Stattdessen bekam er von der Sekretärin den Bescheid, sich sofort im kleinen Sitzungszimmer einzufinden, dort tagten die anderen Damen und Herren schon über eine halbe Stunde. Röder schlich sich in den Raum. Sein Gruà wurde von einem kurzen, fast unfreundlichen Kopfnicken quittiert. Man diskutierte gerade den Tathergang und tauschte Erkenntnisse aus, aber der Sinn des Treffens war, auszuloten, ob irgendjemand aus den eigenen Reihen für die Katastrophe verantwortlich gemacht werden konnte.
»Die hätten das schaffen können, wenn sie nicht von der Schwester verpfiffen worden wären und wir nicht so früh auf dem Plan gewesen wären. Das war eine gut geplante âºHit-and-run-Aktionâ¹. Schlecht war nur, dass die Typen keinen vernünftigen Plan B hatten, für den Fall, dass die Polizei zu früh kommen würde.« Steiner war mit seinem Bericht am Ende angelangt.
»Und dass gewisse Dilettanten durch ihr unüberlegtes Eingreifen für ein Blutbad gesorgt haben. Man kann von Glück sagen, dass es nur die Verbrecher erwischt hat.« Es war der Polizeipräsident, der mit einem Seitenblick auf Röder so giftete.
»Mal langsam. Herr Röder konnte nicht ahnen, dass die Männer so schwer bewaffnet und zu allem entschlossen waren. Er dachte, es handelte sich um Kunstdiebe.« Miltenberger sah sich offenbar gezwungen, seinen Mann in Schutz zu nehmen. »AuÃerdem, wo war die Polizei? Herr Röder war früher als Ihre Beamten vor Ort.«
»Das BKA war auch schon vorher da«, versuchte der Mensch vom Bundeskriminalamt den Schwarzen Peter an den Polizeipräsidenten zurückzugeben. Sie stritten noch eine Weile darüber, wer die Schuld an dem Desaster trug. SchlieÃlich beendeten sie ihren Schlagabtausch und waren sich einig, dass die Schuld nicht hier zu finden war. Im Gegenteil, die Aktion war ein groÃer Erfolg für alle Beteiligten im Kampf gegen das organisierte Verbrechen. Nur durch das beherzte Eingreifen der Beamten und die hervorragende Zusammenarbeit verschiedener Behörden hatte dieser Erfolg errungen werden können. So oder ähnlich sollte der Tenor der
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