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Weinzirl 02 - Funkensonntag

Weinzirl 02 - Funkensonntag

Titel: Weinzirl 02 - Funkensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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lebend geborgen worden, und zwei Menschen waren
tot.«
    »Wieso konnte das passieren? Hatte dieser Heini denn keine Ahnung
von der Lawinengefahr?«, wollte Jo wissen.
    »Im Gegenteil, er ist eigentlich ein besonders vorsichtiger Mann.
Die ganz genauen Umstände kriege ich nicht mehr zusammen. Bei Unfällen mit
Todesfolge wird ja immer die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Und es hat einen
Prozess gegeben, bei dem die Anklageseite Heini stark provoziert hat. Er ist
bewundernswert ruhig geblieben, und ich kann mich noch so gut an einen Satz von
ihm erinnern. Da fragte der Anwalt allen Ernstes: Wieso lebt man überhaupt in
solch einer Region? Und wieso locken sie Gäste in die Gefahr? Und Heini hatte
ganz ruhig gesagt: Wieso lebt man am Rhein bei mehrfacher Überflutung im Jahr,
wieso stehen Los Angeles oder San Francisco in der Erdbebenzone?«
    »Geniales Argument! Muss ich mir merken. Und dieser Heini, hat er
denn tatsächlich Leute in die Gefahr gelockt?«
    »Wie gesagt, ich kriege die genauen Umstände nicht mehr zusammen. Er
wurde auf jeden Fall freigesprochen. Aber er ist nicht mehr derselbe wie
vorher. Das steckst du nie ganz weg«, sagte Gerhard.
    »Scheußlich, aber das nutzt uns nichts im Zusammenhang mit Adi
Feneberg.« Jo zögerte, und auf einmal fühlte sie wieder diese Beklemmung, die
zu echter Angst anschwoll. Jene Angst, die sie am Funken empfunden hatte.
Gerhard nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas. Er schwieg lange.
    »Nicht unbedingt. Der verantwortliche Leiter der Lawinenkommission
damals hieß Adi Feneberg.«
    Jo starrte ihn an. »Adi? Adi war nicht nur Bergretter, sondern er
hat die Lawinenwarnstufe zu verantworten?«
    »Ich weiß nicht, warum ich diese Sache erst jetzt ausgegraben habe,
aber ich bin mir ziemlich sicher. Ich bin mir vor allem deshalb sicher, weil
damals der Name des Leiters nicht offiziell bekannt gegeben wurde. Die
fünfköpfige Kommission hat ihre Entscheidung vertreten. Als Team!«, erklärte
Gerhard.
    »Aber Gerhard, das ist doch ein Motiv! Mensch, Gerhard, jetzt
verstehe ich auch, was Frau Cavegn sagen wollte mit ihrem ›Adi sei betroffen
gewesen, und manche Dinge zögen noch viel später Kreise‹. Ich dachte, sie redet
von den Medien, aber sie hat von Rache geredet. Sie hat mir durch die Blume das
Mordmotiv geliefert!«
    Gerhard schaute zweifelnd, aber Jo war in Rage.
    »Ein Angehöriger hat sich rächen wollen! An dem Mann, der scheinbar
den Tod geliebter Menschen verschuldet hat. Das wollte Frau Cavegn andeuten.
Denk an Galtür, da ging es auch um völlig irrwitzige Schuldzuweisungen!«
    »Wäre es nicht nahe liegender, sich am Bergführer zu rächen?«
    »Ja, aber im Prozess musste das doch klar geworden sein, dass Adi
der Leiter der Kommission gewesen ist. Das war ja kein Staatsgeheimnis. Und
jeder, der sich ein bisschen auskennt, weiß, dass es immer einen Leiter der
Lawinenkommission gibt. An den Bergführer würde ich nicht denken: Wenn der
seine Beweggründe und Professionalität hat glaubhaft machen können, dann musste
ein neuer Schuldiger her. Der Bergführer wurde ja freigesprochen, wenn du dich
richtig erinnerst. Also eben ein neuer Schuldiger!« Für Jo war das bereits ganz
klar.
    »Aber Jo, das ist extrem abwegig und zudem vier Jahre her«, sagte
Gerhard.
    »Schon, aber gerade du müsstest wissen, wie lange der Schmerz in
jemandem schwelen kann, bis die Flammen hochschlagen.« Jo schwieg betroffen –
schon wieder diese Feuer-Terminologie – und hob noch mal an: »Wir müssen
überprüfen, wer die beiden Toten waren, wir müssen …«
    »Meine liebe Johanna, gib Ruhe! Das Ganze führt doch in eine
Sackgasse. Okay, wir sind auf Adi Feneberg in einem ganz neuen Zusammenhang
gestoßen. Aber da ist mir die Spur zu Haggenmüller dann doch die konkretere.
Der ist nämlich auf der Flucht!«
    Aber Jo war nun völlig aus dem Häuschen. »So konkret ist das nicht.
Du sagst doch selbst, dass man wegen eines Canna-Bieres nicht gleich den
Braumeister umbringt. Und dass die Sache mit dem Rohypnol nicht passt. Aber das
hier, das ist ein echtes Motiv: Rache, Emotionen.«
    »Ach Jo! Wir sind hier nicht im Fernsehen, wo scharfsinnige
Fernsehkommissarinnen in die tiefen Abgründe der menschlichen Seele blicken.
Ich gebe ja zu: Diese Gegenüberstellung von Feuertod und Eistod ist ganz
reizvoll. Aber eben viel zu lyrisch für die Realität. Oder wäre das richtige
Wort ›elegisch‹?«
    »Komm, du verarschst mich! Ich habe einfach das Gefühl, dass diese
ganze

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