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Weinzirl 02 - Funkensonntag

Weinzirl 02 - Funkensonntag

Titel: Weinzirl 02 - Funkensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Tüte gekippt. Die müssten wir kurz durchsehen.«
    »Kein Problem«, meinte Jo, und sie begannen, Papierbilder
anzuschauen und Dias gegen das Licht zu halten. Ein Bild zeigte einen jungen
Mann und ein sehr hübsches Mädchen, die einen Schäferhund herzten. Plötzlich
war Heini blass geworden. Jo sah ihn fragend an.
    »Das ist Steffen Schaller, der Junge, den wir gerade noch
rechtzeitig aus der Lawine befreien konnten. Er hat Asta zweimal besucht, die
Hündin, der er sein Leben verdankt.«
    Jo schaute sich das Bild lange an, eine seltsame Erregung erfasste
sie. Ihr Blick blieb an den Augen des Mädchens hängen, an deren hoher Stirn.
Irgendwo hatte sie das Mädchen schon mal gesehen. Einem Impuls gehorchend
fragte sie Heini:
    »Wer ist das Mädchen, sie kommt mir bekannt vor – irgendwie.«
    »Das ist die Freundin von Steffen. Irene Seegmüller. So, und jetzt
muss ich«, sagte Heini.
    Jos Gedanken schlugen Purzelbäume. Buchstaben wirbelten umher wie in
einer Buchstabensuppe. Seegmüller? Seegmüller! Sie schaffte es gerade noch,
Heini zu verabschieden und ihm zu danken.
    »Ich mach die Einladung fertig und würde sie dir zumailen. Geht
das?«
    »Logisch, und danke für den Auftrag.« Heini drückte ihr fest die
Hand.
    »Ich habe zu danken, ich bin froh, dass wir dich für das Projekt
gewinnen konnten.«
    Als Heini im Aufzug verschwunden war, schnürte sich Jo die Kehle zu
vor lauter Aufregung. Quirin hieß Seegmüller! Irene Seegmüller konnte nur seine
Schwester sein. Sie sah ihm ähnlich wie ein Zwilling!
    Jo schnappte ihr Handy und rief bei Gerhard an. Okay, eine Chance
würde er noch bekommen! Er sei in einer Besprechung und nicht zu sprechen, hieß
es. Verdammt! Immer, wenn man ihn mal brauchte! Ungestüm sprang sie vom Tisch
hoch und stieß den Rattan-Stuhl um. Der Ober, der ihr gerade die Rechnung geben
wollte, grinste.
    »So stürmisch?«
    »Ich muss weg!« Jo gab ihm ein fürstliches Trinkgeld und rannte fast
die Leute über den Haufen, die gerade aus dem Aufzug kamen. Noch im Aufzug
hatte sie ihr Handy wieder am Ohr. Es läutete, und Sandra ging dran. Jo ließ
sie erst mal erzählen, wie es heute mit den beiden Pferde gelaufen war. Sandra
war ein liebes Mädchen und wollte immer alles richtig machen. Beiläufig fragte
Jo dann nach Quirins Schwester. Sandra bestätigte ihr, dass die Irene hieß und
in München Volkskunde studierte.
    Als Sandra fragte, warum sie das wissen wolle, hatte Jo eine Ausrede
parat.
    »Ach, die vom Museum Hofmühle haben da irgendwie ‘ne Bewerbung
verschlampt, und die kam von einer Irene Seegmüller.«
    Jo log ohne Bedenken, dass sie dem Museum nur helfen wolle, Irene
aufzutreiben. Sie bekam von Sandra die Adresse und die Telefonnummer. Die Familie
Seegmüller, Irene, Quirin und deren Mutter wohnten in Stein gleich hinter der
Antalya Teras.
    Als Jo aufgelegt hatte, ging ihr auf, wie dämlich sie war. Was, wenn
Sandra das Quirin erzählte? Was, wenn Quirin genau wusste, dass sich seine
Schwester nicht in Immenstadt beworben hatte? Ganz ruhig, mahnte Jo sich und
beschloss, erst mal nach Hause zu fahren.
    Als sie vor ihrem Haus abbremste, fiel es ihr wieder ein: Oh Gott,
der Maulwurf! Und da stand auch noch Andreas Auto. Jo betrat vorsichtig die
Küche. Andrea pflegte stets wie ein Gewitter aufzutauchen. Sie hatte einen
Salat mit Putenstreifen zubereitet.
    »Bis ich bei dir mal ‘ne Pfanne gefunden habe!«, rief Andrea. »Und
dann hätte ich fast deinen Kater mitgebraten, so sehr musste ich die Pute
verteidigen.«
    »Und der Maulwurf?«
    »Ach der«, sagte Andrea, als würde sie täglichen Umgang mit
Maulwürfen pflegen. »Der lag neben einem leeren Katzenfutterteller. Er ruhte
dort wie nach einem römischen Gelage, sein Wanst spannte wie eine zu enge
Lederhose. Er hat unwillig gegrunzt, als ich kam, war aber zur Flucht eindeutig
zu überfressen. Also habe ich ihn in eine Tupperdose gesetzt und auf die Wiese
deiner Nachbarn getragen. Da hat er mich noch mal lange angeschaut und dann
gegraben. Kurze Zeit später war er weg, vor allem als dein Kater kam. Stell dir
das mal vor: Ein Maulwurf mit Adipositas, der hoffentlich – vor den Katzen
gerettet – jetzt nicht wegen Darmverschluss oder ernährungsbedingtem
Herz-Kreislaufversagen sein erdiges Grab selbst gebuddelt hat. Und sonst, wie
war es in Berlin?«
    »Stressig, wie immer.«
    »Und Jensle?«
    »Ach, den hab ich nur kurz gesehen, aber ich habe jemand anderen
kennen gelernt. Eine Frau«, wiegelte Jo ab.
    Sie öffnete eine

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