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Weinzirl 02 - Funkensonntag

Weinzirl 02 - Funkensonntag

Titel: Weinzirl 02 - Funkensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Terminkalender.« Man hörte es
rascheln. »Da sieht es düster aus. Was ich allerdings anbieten könnte, wäre
schon heute am späten Nachmittag. Ich hätte einiges in Kempten in der Stadt zu
erledigen, weil ich sonst ja nie zu normalen Geschäftszeiten im Lande bin.
Morgen bin ich schon wieder im Unterengadin, im Ofenpassgebiet unterwegs. Also,
wenn es bei Ihnen heute ginge?«
    Jo lachte. »Das nenne ich wirklich so bald wie möglich! Sollen wir
uns im Skyline treffen?«
    Heini Pfefferle sagte zu.
    Als Jo mit dem gläsernen Aufzug ins Skyline hinaufschwebte, war es
halb fünf. Die Sonne ging gerade unter, in der Klarheit der Luft sah Kempten zu
ihren Füßen aus, wie in Öl gemalt. Die Dachlandschaft glänzte wie frisch
gepinselt, und auch so manche Bausünde war heute verzeihlich.
    Jo kannte Heini zwar nur aus Gerhards Erzählungen und vom kurzen
Blick auf seine Homepage, aber sie erkannte ihn sofort, denn er stach aus dem
Shopping-Volk heraus: sehr klein, sehr zäh, sehr braun gebrannt und auf den
ersten Blick sehr sympathisch. Er war wohl Ende dreißig.
    Jo winkte, sie gab ihm die Hand. »Johanna, oder besser, Jo. Können
wir das mit dem Siezen lassen?«
    »Klar, und griaß di.« Er hatte zudem eine sehr angenehme Stimme.
»So, und du willst also Journalisten in die Kunst des Tourengehens einweihen?«
    »Ja, oder besser: Du bist da gefragt. Gerhard meinte, wenn jemand
ein Profi ist, dann du«, sagte Jo mit einem charmanten Lächeln.
    »Danke, so betrachtet, könntest du den Gerhard auch gleich selbst
fragen. Aber gut, was liegt dir bei so einer Pressereise denn am Herzen?«
    »Na ja, wir müssen bei einer Pressereise den Leuten unbedingt gute
Infos an die Hand geben. Richtige Checklisten: Wie finde ich eine gute
Alpinschule? Was muss ich beachten? Wie sieht ein guter Einsteigerkurs aus? Ja,
Heini, wie würde der aussehen?«, fragte Jo.
    »Ich würde mir die Leute erst mal beim Pistenfahren ansehen, dann
würden wir Basics der Skitechnik im Gelände erproben. Das wäre der erste Tag.
Am zweiten ginge es um Anwendung der Felle und Einführung in die Bindung und um
Gehtechnik. Wir würden Schneeprofile und Schneekristalle bewerten und dann –
ganz wichtig – Piepser suchen! Du glaubst ja gar nicht, wie viele Leute sich
sicher fühlen, bloß weil sie Lawinenpiepser, Sonden und Schaufeln dabeihaben.
Aber man muss – und zwar muss, nicht sollte! – unbedingt mal einen halben Tag
in einem Kurs Piepser-Suche spielen: Piepser vergraben und suchen. Das ist
schwerer, als man glaubt, man wird bei den ersten Versuchen nichts finden oder
ewig brauchen. Wenn aber im Ernstfall beim Piepser ein Verschütteter liegt, ist
der inzwischen tot.« Heini stockte.
    »Entschuldige, dass ich das jetzt sage. Aber du warst bei der
tragischen Geschichte 1999 im Walsertal dabei. Muss schlimm für dich gewesen
sein?«
    Heini sah auf einmal sehr ernst aus und viel älter.
    »Ja, ich würde das gern vergessen, aber das wird wohl nie gehen.
Wahrscheinlich ist einer mit solch einem Makel sowieso der Falsche für
Journalisten.« Er schickte sich an aufzustehen.
    »Nein, um Gottes willen, bleib sitzen. So habe ich das nicht
gemeint. Es ist einfach so, dass Adi Feneberg doch damals in der
Lawinenkommission saß, und weil man dieser Tage so viel über Adi hört, da ist
mir das halt eingefallen.«
    »Du bist ja gut informiert«, sagte Heini mit einem unguten Unterton
in der Stimme.
    »Na ja, in meinem Job ist Information alles. Und Adi Fenebergs Tod
ist ja momentan überall das Thema. Schrecklich, oder? Du hast ihn doch auch
gekannt? Wie war er denn so? Nett, sagt man.«
    »Durchaus. Dann würde ich vorschlagen, wir machen weiter. Am dritten
Tag würden wir eine leichte Tour gehen, vor allem eine, die wirklich auch
Abfahrtsspaß bringt. Einkehren, über die Heldentaten reden, fertig.«
    Heini lächelte inzwischen wieder – aus vielen Wetterfältchen rund um
seine blauen Augen.
    Na, da hatte er sie ja ziemlich auflaufen lassen, als sie das Thema
auf Adi gelenkt hatte. Aber gut, der Kontakt war erst mal hergestellt. Sie
würde sich eben langsam weiter vorpirschen.
    »So weit alles klar. Das hört sich super an«, sagte Jo.
    Sie hatte sich Notizen gemacht und hakte auf ihrer Liste einiges ab.
Eines fehlte noch: Jo hatte Heini zuvor am Telefon gebeten, Fotos mitzubringen,
um eventuell eines für die Einladung zu verwenden.
    »Wie schaut das mit den Fotos aus?«
    »Sorry, ich hatte so wenig Zeit. Ich hab einfach mal einen
Schuhkarton voll in diese

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