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Weinzirl 02 - Funkensonntag

Weinzirl 02 - Funkensonntag

Titel: Weinzirl 02 - Funkensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Lawinenkiste zum Motiv führt. Wir müssen einfach …«
    »Schluss jetzt! Du musst gar nichts. Jetzt nicht und in Zukunft
nicht. Es ist mir ernst. Ich will von dir in den nächsten Tagen weder was sehen
noch hören. Du machst mich wahnsinnig mit deiner Miss-Marple-Mentalität. Wir
fahren jetzt noch ein bisschen Ski. Ende der Durchsage.«
    »Ja, schon«, fing Jo wieder an, »aber können wir nicht trotzdem mal
die Teilnehmer dieser verunglückten Berggruppe näher unter die Lupe nehmen?
Aber du willst in der Lawinensache gar nicht ermitteln! Mensch, du bist so was
von …«, rief Jo.
    »Langsam, erst denken, dann sprechen!« Gerhards Stimme ließ keinen
Zweifel daran, dass sie soeben den Bogen überspannt hatte. »Schluss! Ende!
Finale grande! Wir können gar nix, du erst recht nicht. Mein Team und ich
werden das überprüfen.«
    Jo sah ihn verblüfft an. »Dann wirst du also doch was unternehmen?«
    »Liebe Johanna, natürlich unternehme ich was. Das tue ich immer. Das
ist mein Job. Aber nicht deiner. Wage es nicht, dich noch mal einzumischen. So,
und jetzt Themenwechsel. Wohin gehen wir nachher zur Brotzeit?«
    Es wurde schließlich der Gasthof zur Post, und das Adi-Thema blieb
tabu. Gerhard lieferte Jo um fünfzehn Uhr zu Hause ab. Die Sonne hatte Farbe
auf ihr Gesicht gezaubert – und wieder ein wenig Pink auf die Seele.

11.
    Als Jo das Haus betrat, war ihr sofort klar, dass etwas im Busch
war. Einstein starrte wie hypnotisiert in einen leeren Weinkarton. Moebius
hatte auf der Treppe Posten bezogen und Mümmelmaier wachte wie die Patrona des
Hauses über die Szenerie. Sie hatte die Pfoten überkreuzt und sah Einstein mit
einem Ausdruck von Misstrauen und Mitleid an. Misstrauen darüber, ob die Kleine
das wohl bewältigen könne, und Mitleid, weil sie das wohl nicht bewältigen
würde. Jo beugte sich über den Weinkarton, und just in dem Moment sprang wie
ein »Jack in the Box« ein schwarzes Getier knapp unterhalb ihrer Nase vorbei.
Ein Maulwurf, die Grabhände wie ein Flugdrache weggestreckt, schoss himmelwärts
und zog dann eine Schneise der Verwüstung in Richtung Küche. Jo hatte noch nie
einen Maulwurf in Todesangst erlebt, der von Angst-Diarrhö gepeinigt war.
Einstein war komplett überfordert und zur Salzsäule erstarrt. Moebius hasste
von Haus aus laute Geräusche, und Mümmel hatte das ja eh alles vorausgesehen
und überkreuzte die Pfoten neu. Jetzt rechts über links. Sonst passierte
nichts, bis Jo die Küchentür zuwarf und den Maulwurf damit erst mal aus der
Schuss- beziehungsweise Katzenkrallenlinie gebracht hatte. Er dankte Jo dieses
Manöver der Tierfreundlichkeit auch sofort mit dem geordneten Rückzug hinter
die Küchenzeile. Jo ließ kurz den Gedanken an den Geruch einer langsam
verwesenden Maulwurfsleiche im Kopf kreisen, als sie den gloriosen Einfall
hatte, einen Teller Katzenfutter mittig in den Raum zu stellen. Oder aßen
Maulwürfe kein Katzenfutter?
    Sie hatte keine Zeit, das Ergebnis abzuwarten, sie hatte nämlich
einen Plan. Sollte Gerhard sie eben nicht mehr informieren! Auch gut! Sie würde
Mittel und Wege finden, auf eigene Faust in der Lawine zu wühlen. Und dann
würde Gerhard schon sehen, wer schneller zum Ziel kam. Woher hatte der denn
seine besten Informationen? Von ihr! Sie hatte Sepp Guggemoos den
entscheidenden Hinweis entlockt, und letztlich hatte Frau Cavegn sie auf die
neue Fährte gesetzt. Sie, nicht Gerhard!
    Sie blätterte im Telefonbuch und wurde auch schon fündig. Heinrich
Pfefferle, na also! Diesmal würde sie überlegter an die Sache herangehen, nicht
einfach mit der Tür ins Haus fallen wie bei Frau Cavegn. Sie dachte nach. Sie
würde vorgeben, dass sie ihn für eine Pressefahrt zum Thema »Tourenkurs« buchen
wollte. Sie würde ihm ein wenig Honig ums Maul schmieren von wegen: Er sei ihr
empfohlen worden als der Beste und als einer, der auf Fotos gut rüberkomme. Sie
wählte, es läutete ein paarmal, und dann ging er dran.
    »Hallo, Johanna Kennerknecht vom Tourismusverband Immenstädter
Oberland. Ich habe Ihre Nummer von Gerhard Weinzirl, der meinte, Sie wären der
Mann für mein Projekt!«
    Am anderen Ende war ein sympathisches Lachen zu hören. »Ja dann! Um
was soll es denn gehen?«
    Jo erläuterte die Idee, mit Journalisten Anfang April einen
Skitouren-Schnupperkurs zu machen, und schloss: »Wenn Sie das machen könnten,
wäre das ganz toll. Wir müssten uns dazu einfach so bald wie möglich
zusammensetzen.«
    »Klar, Moment, ich schau mal in meinen

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