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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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war auf Kleintiere sowie Schafe und Ziegen spezialisiert. Auch auf
Exoten, Lamas zum Beispiel. In Seeg gibt es sogar Kamele, die wir ab und zu
behandelt haben. Ja, schauen Sie nicht so: Rent a Camel, die verleihen Kamele,
die Viecher standen in Oberammergau sogar bei Aida auf der Bühne. Also, ich
bitte Sie: Kamele und Lamas, des sind doch kuine Viecher fir isre Hoimet«,
verfiel er ins Allgäuerische. »Nun, Svenja liebte solche Aufgaben, Rinder und
Pferde hat sie selten behandelt. Deshalb hat sie meine Karteien geplündert und
versucht, sich beim Schraub einzuschleichen. Ihre Gedanken waren ja nur
logisch. Lieber außerhalb des Allgäus agieren, da, wo sie keiner kennt. Sie hat
in meinem Namen um Mithilfe für eine Publikation gebeten. Der Schraub hat mich
aber schließlich angerufen. Da hatte sie die ersten Versuche schon vorgenommen
gehabt. Ich war wie vom Donner gerührt.«
    Gerhard beobachtete
Ostheimer, der keinerlei Anzeichen von Nervosität zeigte. Sein Blick war offen
und besorgt zugleich.
    »Herr Doktor
Ostheimer, was ich aber nicht verstehe: Das Rennen fand statt. Mit dem gedopten
Jeronimo? Sie waren vor Ort. Sie haben gewettet, Ihre Kumpels auch.«
    Ostheimer nickte
bedächtig. »Ja, Sie haben Recht. Aber die Sache war so weit gediehen, dass ich
einfach neugierig war, ob das wirklich alles so funktioniert, wie Svenja sich
das ausgedacht hatte. Zudem war ja auch der Herr Stangassinger beteiligt. Der
ist ein etwas – äh, sagen wir mal – einfach gestrickter Mann. Wie hätten wir
dem begreiflich machen sollen, dass der Test gerade vor dem Rennen abgebrochen
wird?«
    »Und die hohen
Wetten? Was soll ich davon halten? Das war ja nicht gerade unauffällig!«,
wetterte Gerhard.
    »Ja,
Herrgottsakrament! Ich habe dem Schraub eingebläut, kein Aufsehen zu erregen,
und dann setzt der fünfhundert Euro. Das wusste ich nicht! Wirklich! Wissen
Sie, wenn bei den Landwirten die Bauernschläue durchbricht, da gibt es kein
Halten. Der Nährstand – immer am Jammern und immer auf den eigenen Vorteil
bedacht.« Er lachte ein wenig unangenehm.
    »Wie viel haben Sie
denn gesetzt?«
    »Fünf Euro, mehr
nicht.«
    »Und Svenja? Hat sie
das alles so klaglos hingenommen?«
    »Nein, natürlich
nicht. Aber ich habe ihr gedroht, sie anzuzeigen und sie zu entlassen. Sie
hätte ihre Approbation verloren. Das wäre das Schlimmste für sie gewesen. Sie
hat ihren Job geliebt. Ich hatte sie ständig unter Beobachtung. Wissen Sie, sie
kam mir vor wie eine Zockerin. Sie tat mir Leid. Das ist ja auch eine Sucht.
Ich war mir nicht sicher, ob sie rückfällig würde. Ich wollte sie natürlich
nicht wirklich entlassen, aber wie bei einem Alkoholiker kommt man mit
Verständnis nicht weiter.«
    »Das kann ihr aber
nicht gefallen haben, oder?« Gerhard versuchte weiter, in Ostheimers
Gesichtsausdruck eine Lüge zu entdecken. Was ihm aber nicht gelang.
    »Nein, aber ich
wollte sie doch nur davor bewahren, komplett in ihr Elend zu rennen.« Er
schüttelte erneut den Kopf. »So eine kluge Frau. So eine hervorragende
Veterinärin gefährdet durch kriminelle Machenschaften ihr ganzes Leben.«
    »Herr Doktor
Ostheimer, der Zeitpunkt ihres Selbstmordes, wieso gerade letzten Donnerstag?
Ist noch etwas vorgefallen?«
    »Nicht eigentlich,
aber glauben Sie mir, ich mache mir immense Vorwürfe, dass ich sie mit meiner
kurzen Leine und meiner ständigen Beobachtung zusätzlich in den Tod getrieben
habe. Himmelherrgottsakrament!«
    »Darf ich Sie
trotzdem fragen, wo Sie am Donnerstag zwischen 13 und 16 Uhr waren?«
    »Dürfen Sie. Ich war
in Gschwend auf dem Pferdehof. Eine Steißgeburt, wir hatten alle Mühe, das
Fohlen ans Licht der Welt zu befördern. Ein bildhübsches Haflinger Stütchen
übrigens. Haben Sie denn Anlass, an etwas anderes als Selbstmord zu glauben?«
    Gerhard schüttelte
den Kopf.
    »Herr Doktor
Ostheimer? Ist da noch was?« Gerhard hatte das Gefühl, dass Ostheimer etwas auf
der Seele brannte.
    »Ja, äh, Svenja hat
ein Haus gekauft, oder besser, einen alten Bauernhof. In Freundpolz, ein altes
Ding, aber in Traumlage! Ich habe keine Ahnung, woher sie das Geld hatte.
Vielleicht bin ich als Spitzel doch nicht so gut gewesen. Vielleicht hatte sie
doch Kontakt zu Pferderennställen? Ich weiß es nicht, es ist alles so
undurchsichtig, so befremdlich. Da kennt man einen Menschen – Svenja war fünf
Jahre bei uns – und kennt ihn doch gar nicht. Herr Weinzirl, das ist tragisch.«
Er stockte und fragte dann: »Kann ich noch etwas für Sie

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