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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Ochsen nicht. Höchstens doch am Spieß, so mit Meerrettich
und Bratkartoffeln.« Gerhard lachte.
    »Immer ans Fressen
denken!« Jo haute Gerhard auf die Schulter und zog den Arm blitzschnell zurück.
Das war die erste Berührung seit Monaten. Sie starrten beide aus dem Fenster.
    »Und jetzt?«, fragte
Jo schließlich.
    »Fährst du mich nach
Pfronten?«
    »Natürlich.« Jo
wählte eine Strecke, die sie über eine passartige Straße nach Böbing und weiter
nach Rottenbuch mitten durch den Klosterhof führte. »Gar nicht so schiach hier
in Bayern«, versuchte sie, Konversation zu machen.
    »Ja, recht nett«,
meinte Gerhard, und er bemühte sich später beim Passieren der Wieskirche um
eine Story, die er mal mit seiner Oma beim Besuch dieser Barockkirche erlebt
hatte.
    Plauderton, lange
Schweigepausen dazwischen, Banalitäten. Gerhards höfliche Antworten. Sie
umschlichen sich gegenseitig. Als Jo durch Nesselwang fuhr, musste Gerhard an
Evi denken. Himmel, Gefühle sind eine Geißel der Menschheit, dachte er. In
Pfronten ließ er Jo beim Haus des Gastes parken und empfahl ihr die Eisdiele.
    »Du bleibst hier
sitzen! Auf jeden Fall!«, sagte Gerhard mit warnendem Unterton.
    »Ja, großer Columbo!
Oder soll ich besser sagen: Kottan oder Stockinger? Muss ich immer hier sitzen,
oder darf ich zum Tourismusverband rübergehen und den Kollegen besuchen?«,
fragte Jo grinsend.
    Die Antwort blieb
aus. Gerhard drohte ihr mit dem Finger, als er davonmarschierte. Jo sah ihm
nach. Seit langem war sie mal wieder froh gestimmt: Gerhard war wieder da.
    Ostheimer war in der
Praxis, gerade von einigen Bauern heimgekommen, wie er Gerhard wissen ließ. Er
bat Gerhard in die Küche, wo er ihm ein Engelbräu offerierte. Gerhard nahm das
Angebot an, und während Ostheimer einschenkte, erzählte er, er sei als
Rucksackstier unterwegs gewesen. Als Gerhard verständnislos schaute, lachte er
polternd. Rucksackstier war der Ausdruck für das künstliche Besamen.
    »Was sagt Ihnen
Tauting?«, fragte Gerhard so urplötzlich, dass Ostheimer sein Bier
verschüttete.
    »Tauting?«
    »Ja, Tauting,
Oberbayern, Schauplatz eines legendären Ochsenrennens! Klingelt es bei Ihnen,
Herr Doktor Ostheimer?«
    Ostheimer stand auf
und holte noch ein Bier aus dem Kühlschrank.
    Gerhard schnippte
eine Diskette auf den Tisch. Er konnte natürlich die illegalen Kopien aus der
Praxis nicht ins Gespräch bringen, aber er beschloss, hoch zu pokern. »Wir
haben die Wohnung von Svenja Gudmundsdottir genauer unter die Lupe genommen und
das gefunden. Eine akribische Aufstellung der verwendeten Medikamente, die die
Rennochsen erst beschleunigt haben und dann wieder verlangsamt. Ostheimer!
Kommen Sie in die Hufe!« Das was eigentlich ein schönes Bild für einen
Tierarzt, dachte Gerhard.
    Ostheimer blickte lange in sein zweites Bier, dann schaute er Gerhard sehr ernst an. »Herr
Weinzirl, ich habe so sehr gehofft, dass uns allen diese Szene erspart
geblieben wäre.« Er stemmte sich gequält hoch, so, als habe er schwere
Rückenschmerzen oder aber das Elend der Welt auf seine breiten Schultern
geladen. »Kommen Sie mit.«
    Gerhard folgte ihm
ins Büro.
    »Sie können gerne
unsere Praxiscomputer überprüfen, wenn Sie wollen. Das ist meiner, der andere
war Svenjas.« Er drückte einige Tasten an Svenjas Computer und hieß Gerhard,
sich davor zu setzen. »Alle diese Dateien stammen von Svenja. Sie hat sich
anfangs wegen einer wissenschaftlichen Publikation mit Doping bei Tieren
beschäftigt und ist dann leider auf die Idee verfallen, Geld daraus zu machen.
Es begann mit einem Haflingerrennen. Sie hat dem Sieger damals Adrenalin
gespritzt, und die Wirkung war verblüffend. Dieser Hafi namens Simmerl ist
geflogen wie Pegasus. Sie ist da mehr und mehr reingeschlittert und hat das
finanzielle Potenzial erkannt. Letztlich wollte sie im Pferdesport Geld machen,
die Ochsen aus Tauting waren Versuchskaninchen. Sie hat dringend Geld
gebraucht.« Sein Blick glitt zum Fenster, er schüttelte betroffen den Kopf.
»Herr Weinzirl, ja, ich habe Ihnen das nicht erzählt. Aber ich wollte doch über
eine Tote nicht schlecht reden. Was hätte das alles noch gebracht? Ich meine,
das Ochsenrennen ist vorüber. Wozu schlafende Hunde wecken?«
    Oder tote Ochsen am
Spieß, dachte Gerhard. »Herr Doktor Ostheimer, soviel ich weiß, ist doch aber
der Herr Schraub ein Freund von Ihnen«, warf er ein.
    »Ja, eben. Das ist
es doch gerade. Da liegt doch der Hase im Pfeffer, wenn ich so sagen darf.
Svenja

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