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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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ein
ausgeklügeltes System aus Brettchen vom Dach auf die Terrasse spazieren konnte.
Aber sosehr sie sich auch abzulenken suchte, Svenja ging ihr nicht aus dem
Kopf. Als wäre es gestern gewesen, sah sie die Freundin vor sich, als sie sich
scheckig gelacht hatte. »Stell dir vor, komm ich gerade zu einem
Schweinezüchter, und der freut sich tierisch, äh, schweinisch, darüber, dass
eine Frau aus dem Dienstauto klettert. Sagt der doch, Frauen hätten bekanntlich
kleinere Hände. Nun ja«, Svenja hatte gelacht, »und das sei beim gebärenden
Schwein ein massiver Vorteil.« Svenja, die sich selbst oft als Brünhilde bezeichnet
hatte, hatte Hände wie ein Bauarbeiter. Sie war fast eins achtzig groß gewesen
und nicht etwa dick. »So a Feschte«, das war eher die Umschreibung. Und dann
hatte sie zu allem Überfluss noch himmelblaue Augen und so lange und dicke
naturblonde Haare, dass jede Frau sie eigentlich wegen dieser Haarpracht
gehasst hätte, wenn Svenja nicht so ein kerniges Weib gewesen wäre. Männern
machte sie Angst – Barbie-Blondies auch. Frauen wie Jo liebten Svenja, hatten
Svenja geliebt … Sie hatten bei Falco gestanden, und der hatte nach der
Schweinegeburt Svenjas Arm zur Liebe seines Lebens erklärt. Er schlabberte an
dem Arm herum, obwohl sie versichert hatte, ihn gründlich gewaschen zu haben.
»Dein Wallach ist pervers«, hatte Svenja gelacht.
    Dieses Lachen,
dieser Optimismus, das war Jos Bild von Svenja. Es nagte in ihr, fraß sich
tiefer und tiefer. War Svenja wirklich eine Kriminelle gewesen? Hatte sie sich
so irren können?
    Schließlich nahm sie
ihr Handy und drückte auf Laszlos inzwischen wohl bekannte und lieb gewordene
Nummer. Leider nur die Mailbox.
    Gerhard kam früh ins
Büro. Das nennt man »senile Bettflucht«, dachte er. Außerdem war die Hitze in
seiner schlecht isolierten Wohnung inzwischen so tropisch, dass er jede Nacht
ein Bettlaken durchschwitzte. Das Oberbett hatte er längst verbannt, und in den
weißen Laken hatte er das Gefühl, in Leichentüchern zu liegen. Seine
Uli-Stein-Figuren auf dem Computer schauten erstaunt. Na, schon wach, großer
Meister?
    »Ich bin wach,
jawohl«, schnauzte Gerhard in ihre Richtung, »und ich sehe nicht schlecht aus.
Auch nicht schlechter als sonst.« Und gleichzeitig fragte er sich, ob es ein
weiteres Anzeichen von Senilität war, wenn man mit Plastikkameraden sprach.
    Er verschränkte die
Arme hinterm Kopf und starrte die Decke an. Er war sauer – vor allem sauer auf
sich selbst. Jo hatte ihn mal wieder überrannt, seine Bastionen im Sturm
eingenommen – wobei er zugab, dass sein Verteidigungswall gegen Gefühle wohl
auch nicht der beste gewesen war. Und er war unzufrieden – unzufrieden damit,
dass er Ostheimer nicht doch ein bisschen mehr auf die Füße getreten war. Die
Geschichte war so glatt wie eine polierte Tischplatte. Dabei war es nun mal
Kennzeichen des Lebens, dass man sich ständig irgendwo einen Schiefer einzog.
    Einem Impuls
gehorchend, griff er zum Telefon und bat die Pathologie, die Leiche von Svenja
Gudmundsdottir nochmals anzuschauen. Genau anzusehen.
    »Und wonach sollen
wir suchen?«, fragte der Gerichtsmediziner.
    Gerhard zögerte.
»Nach Anzeichen, die nicht auf Selbstmord deuten. Fragen Sie mich doch nicht,
nach welchen. Das Wühlen im Gedärm ist euer Job.«
    Sein nächster Anruf
galt Frau Bodenmüller, die so schnell ranging, dass sie wohl auf dem Telefon
gesessen haben musste. Nachdem Gerhard erfolgreich eine Geschichte über den
Brustkrebs einer Bodenmüller’schen Nichte und eine weitere über das Venenleiden
der Frau Bodenmüller höchstselbst abgewiegelt hatte, schaffte er es, in einer
Pause, in der eben auch eine Frau Bodenmüller mal Luft holen musste, zum Zug zu
kommen.
    »Frau Bodenmüller.
Wissen Sie, dass Svenja ein Haus gekauft hatte?«
    »Ja, ich hab’s sogar
gesehen! Uralte Hütte, meine liebe Seele, da hat sie sich was aufgetan!«
    »Sie haben es
gesehen?«
    »Na, hören Sie mal,
die Frau Doktor Svenja war so ein lieber Mensch, und sie hat mich informiert,
dass sie in circa drei Monaten ausziehen würde. Und mir ihr Haus gezeigt.
Wirklich, ein so ein uralter Hof, so was von runtergekommen. Also, Herr
Kommissar, ich, wenn ja …«
    Sie holte wieder
Luft, und Gerhard ergriff das Ruder. »Liebe Frau Bodenmüller. Wer hat ihr das
Haus denn verkauft?«
    »Na, die Bank in
Missen! Sie hatte da auch ihr Konto, weil sie da mal gewohnt hat. Das Haus war
ja ewig ausgehängt im Schaufenster. So eine

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