Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
Vom Netzwerk:
verbliebene Lebenszeit auch. Ein wunderbarer Selbstmord. Dramatisch, wie
Frauen sind.«
    Wieder vernahm
Gerhard dieses zynische Lachen, das von irgendwoher stammen musste, wo ewige
Dunkelheit herrschte. Das Böse an sich!
    »Und die Injektion?
Die ist auch Ihrer perfekten Ausbildung in Südafrika zu verdanken?« So
sarkastisch redete er eigentlich nicht.
    »Schlecht
gearbeitet, Herr Kommissar, hmm? Ich habe Pharmakologie studiert, abgebrochen
wegen des Radsports. Deshalb war ich auch für Ortlieb interessant. Den habe ich
übrigens mal bei einem Praktikum kennen gelernt. So einfach ist es, wenn man
Steinchen auf Steinchen setzt.«
    »Und zu diesem
Bauplan gehört auch, dass Sie den Abschiedsbrief gefälscht haben?«
    »Aber selbstredend,
lieber Herr Weinzirl. Ich habe ihn geschrieben, und um dem Ganzen eine
persönliche Komponente zu verleihen, habe ich die Passage mit den armen
Kätzchen, die zu sterilisieren seien, eingefügt. Das hat mir Moppelchen mal
erzählt. Es war ja so redselig, unser Moppelchen. Ein gutes Gedächtnis ist viel
wert, Herr Weinzirl.« Er blickte in ein imaginäres Publikum, als wolle er
Beifall empfangen.
    Gerhards Augen waren
weiter auf die Spinne geheftet. »Und wie kamen Sie in die Praxis?«
    »Na, mit dem
Schlüssel. Ich hatte mal sicherheitshalber Kopien von all ihren Schlüsseln
gemacht.«
    »Wieso haben Sie
dann ihren Laptop nicht aus der Wohnung geholt, wenn Sie doch Schlüssel
hatten?« Das wunderte Gerhard nun wirklich.
    »Weil diese Frau
Bodenmüller ein unüberwindbares Hindernis war. Diese alte, fette Aufpasserin!«
    Auch ein
Lichtenegger fand also seine Grenzen. Das beflügelte Gerhard auf einmal. Er sah
ihn wieder an.
    »Ja, Herr
Lichtenegger, dann verhafte ich Sie wegen des Mordes an Svenja Gudmundsdottir.
Und den Mord an Seppi werde ich Ihnen auch noch nachweisen – und den Anschlag
auf mich!«
    Lichtenegger sah
Gerhard spöttisch an, dann dehnte und streckte er sich wie ein Katze, die
gelangweilt auf einer Fensterbank gedöst hatte.
    »Ach, Herr Weinzirl,
das werden Sie nicht tun. Sonst verreckt der kleine Dominik ganz elend!«
    Gerhard zuckte
zusammen. Er war wie vernagelt gewesen. Der Zynismus im Anruf des Entführers.
Lichtenegger hatte Dominik in seine Gewalt gebracht. Deshalb war er so cool in
diesem Verhör. Er hatte das Ass noch im Ärmel!
    »Wieso? Wieso auch
noch Dominik Pflug?« Gerhards Stimme erstarb.
    »Och, sehen Sie, der
Kleine hat mich in der Ruine gesehen. Ich ihn auch, das hat er aber nicht
bemerkt. Nun, ich bin ihm gefolgt, er fuhr so ein albernes Kinderauto in einer
Schwimmbadfarbe. Hab ihn in Bechen gesehen. Nette Hütte. Na ja, als er wieder
rauskam und wegfuhr in Richtung Kempten, habe ich ihn mir vorsichtshalber
gekrallt.«
    »Was heißt
gekrallt?« Gerhard überfiel etwas wie Schüttelfrost, so, als würde eine schwere
Grippe ihn schlagartig heimsuchen.
    »Na ja,
sichergestellt, kaltgestellt, ausgebremst, wie auch immer Sie das formulieren
wollen, Herr Kommissar. Ich dachte mir, dass ich mit dieser Verwahrung – nennen
wir es doch so – zwei Fliegen mit einer Klappe schlage. Erstens war ich nicht
sicher, wie gut der Kleine mich hätte beschreiben können, und zweitens dachte
ich mir, dass dieses quietschfarbene Auto doch sicher aufgefallen ist. Samt dem
Nashorn und der langhalsigen Giraffe. Und als ich ein bisschen mit dem Kleinen
geplaudert hatte, hat er mir erzählt, erzählen müssen«, Lichtenegger grinste
erneut, »dass er eigentlich mit Svenja hatte reden wollen. Wegen seiner kleinen
Freundin. Nun – er hat mir erzählt, dass deren Oma ein großzügiges Geldgeschenk
an Svenja, das dicke Moppelchen, gemacht hatte. Da wäre diese Frau mit ihren
vielen Flecken in allen Regenbogenfarben ja sogar eine gute Partie gewesen.
Haben Sie eigentlich schon mal eine Frau gefickt, die so viele blaue Flecken
hat? Nun, der gute Dominik war ihr gefolgt, um sie unter vier Augen zu
erwischen. Tja, Herr Kommissar. Wrong place, wrong time!«
    Jetzt war alles zu
spät. Eine Woge des Hasses schlug über Gerhard zusammen. Er hatte Lichtenegger
an seiner Radweste gepackt und schüttelte ihn.
    »Wenn Sie dem Jungen
was getan hat, dann gnade Ihnen Gott und alle Heiligen. Aber aus dieser Ecke
wird bei Ihnen keine Gnade zu erwarten sein.«
    »Beruhigen Sie sich,
Herr Kommissar. Ich dachte ursprünglich, dass selbst eure Bullengehirne sich
zusammenreimen würden, dass der liebe Kleine Svenja umgebracht hat. Vor allem,
wo er doch auch noch verschwunden ist. Und da wir ja

Weitere Kostenlose Bücher