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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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es.
    Normalerweise hätte
er jetzt Evi gebeten weiterzumachen, weil seine Objektivität so getrübt war wie
ein aufgewühlter Moorweiher. Ja, es war, als blickte er auf einen schwarzen
Wasserspiegel, und ein Strudel drohte ihn zu ergreifen und in die Tiefe zu
ziehen. Gerhard hielt den Kopf nochmals unter das Wasser – dieses klare und
helle Wasser. Nein, Evi konnte er diesem Typen nicht ausliefern! Er nahm sich
eine Tasse Kaffee, trank einen Schluck, spürte das Bittere. Schließlich ging er
wieder hinein, wo ihn Lichtenegger kalt lächelnd empfing.
    Gerhard lehnte am
Tisch. »Weiter im Text! Sie haben Svenja dann entlockt, was sie über die Alp
wusste?«
    »Nun, ich wollte von
unserem Moppelchen ja nun allzu gerne wissen, wie weit sie mitdachte.«
    »Und?« Gerhards
Stimme drohte zu kippen.
    »Sie wollte den
Ochsendoping-Skandal aufdecken und die illegalen Mastversuche. So weit, so gut.
Das hätte sie ja meinetwegen aufdecken können, solange es nur um die lieben
Tierchen gegangen wäre. Aber sie war cleverer, als ich dachte. Sie kam darauf,
dass da mehr im Busch war. Sie war zwar ein blondes Rubensmodell, die gute
Svenja, aber leider zu klug. Kluge Frauen schaden sich nur selbst. Sie hätte
ihr Näschen und Zünglein mal lieber woanders reingesteckt.« Er beölte sich
geradezu mit Lachen über seine eigenen, frauenverachtenden Witze.
    Gerhard zählte
innerlich auf zehn. Ein probates Mittel. Er war bei vierzig, als er die Stimme
wiederfand. »Weiter!«
    »Ich hatte ein
waches Auge auf alles, was sie tat. Ich hab mir ihre Computerdateien zu Hause
und in der Praxis angesehen. Dazu musste ich sie mal auf dem Schreibtisch von
Ostheimer hernehmen. Es war heiß, ihr Schweiß lief über die Unterlagen, und es
gab diese saugenden Geräusche, wenn ein dicker Körper sich wieder von der
Platte löst.«
    Gerhard war
aufgesprungen und hatte seine Hand schon erhoben. Er zuckte zurück.
    »Herr Kommissar! Sie
werden doch nicht handgreiflich werden?«
    Gerhard war in eine
Ecke gegangen. »Weiter! Und noch eine Frage: Es existierte eine Sicherungs- CD-ROM . Da waren nur Dateien zum
Ochsendoping drauf. Ich denke aber doch, dass Svenja da ihre anderen
Erkenntnisse auch festgehalten hätte?«
    »Ich habe nur einen
Teil gelöscht! Den wichtigen!« Lichtenegger war ja so was von selbstsicher.
    »Aber warum denn
nicht alle?«
    »Ich war mir nicht
ganz sicher, ob sie die nicht nochmals überprüfen würde. Sie war eine IT- Wildsau, ich bin davon ausgegangen,
dass sie bei einer ganz leeren CD stutzig geworden wäre.«
    Gerhard machte ein
paar Schritte durch den Raum und sagte dann, ohne Lichtenegger anzusehen: »Gut,
weiter!«
    »Nun, die Lady
wusste zu viel. Ich hab mich aus dramaturgischen Gründen immer mal wieder
zurückgezogen und dann jedes Mal die Trennung bedauert. Ein hübsches Spiel.
Schließlich habe ich sie in die Ruine gebeten. Zu einem klärenden Gespräch.
Habe gesagt, dass diesmal alles ganz anders sei. Dass ich mir nun sicher sei.
Sie kam, diese alten Weiber sind ja zu allem Überfluss auch noch so
berechenbar.«
    »Wieso die Ruine?«,
fragte Gerhard aus seiner Ecke.
    »Oh, da habe ich sie
mal zu so einem Schafs-Hausbesuch begleitet. Da sind wir da noch rauf. Ich hab
sie da oben flachgelegt, sie fand das ziemlich aufregend. Sie hat natürlich
gedacht, auch ich würde in dieser schönen Erinnerung schwelgen. Von wegen: Ameisen, Blätter, spitze Steine, gut, dass sie unten lag. Sie wissen schon, sie
war eine von der Kategorie ›im Sommer gibt sie Schatten, im Winter wärmt sie‹.«
Wieder lachte er voller Zynismus.
    Gerhards Blick war
starr auf die Wand gerichtet. Er erspähte eine kleine Spinne, die wandaufwärts
lief. Nur auf sie konzentrierte er seinen Blick. »Sie war also da, und dann
haben Sie mit dem Blasrohr geschossen? Wie kommen Sie zu einem Blasrohr?«,
fragte er ganz plötzlich.
    »Mein Vater und mein
Onkel betreiben in Südafrika eine Safari-Lodge. Das Nationalpark-Zentrum ist
gleich nebenan. Ich bin immer noch recht gut mit dem Blasrohr.« Er schien
wirklich stolz auf diese Fertigkeit zu sein.
    »Sie haben
geschossen, und dann? Svenja muss doch in Panik geraten sein!«
    »Sicher, das arme
Moppelchen! Ich bin als Deus ex Machina aufgetaucht. Sie war völlig aufgelöst.
Taumelte auf mich zu, rief, ich müsse sofort den Notarzt anrufen. Ich hab sie
angegrinst, nun, auch das hat sie wertvolle Zeit gekostet, bis sie endlich
realisierte, dass ich das Blasrohr abgeschossen hatte. Ihre Flucht war kurz.
Ihre

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