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Weinzirl 04 - Gottesfurcht

Weinzirl 04 - Gottesfurcht

Titel: Weinzirl 04 - Gottesfurcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Messwein
aus, ließ die Karaffe und den Kelch über den Tisch kollern, bis sie zu Boden
fielen. Rote Spuren, kein Mensch würde das Blut vom Wein unterscheiden wollen.
Die beiden Edelsteine ließ er extra fallen: rot und blau. Trinken wir auf deinen
Vater, die tote Sau. Rot und blau, die tote Sau. Auch das reimte sich. Und was
sich reimt, ist gut. Es war klar, was sie denken würden: Der sturztrunkene
Pfarrer hatte den Wein verschüttet, und dann war er davon. Karl warf die
Kleidungsstücke und Bücher des Pfarrers in einige Koffer, trug diese zum Auto.
Er versperrte das Haus und legte den Schlüssel in einen Blumentopf. Dann fuhr
er los, bis zum Schwaigsee, wo er das Auto mit Steinen beschwerte und
versenkte.
    *
    Das
Entsetzen stand immer noch zwischen Baier und Gerhard. Gottlob kam ihm das
Handy zu Hilfe. Er war so dankbar, etwas tun zu können, zu sprechen, um den
Bann dieser kalten Gruft zu brechen. Es war der Mann von der Erziehungsanstalt,
der berichtete, dass es tatsächlich Fingerabdrücke von damals gegeben hatte,
die er gefunden und rübergeschickt hatte.
    »Danke!«, sagte
Gerhard, und er und Baier waren begierig, ins Büro zu eilen, zu den
Fingerabdrücken, zur täglichen Polizeiarbeit, nur weg von hier. Als sie dort
ankamen, wurde ihnen berichtet, dass ein Ehepaar und eine Frau warten würden.
Es waren die Hareithers und eine kleine, ältere blonde Frau. Hareither gab an,
dass er zwei Tage bei Lisa Kreitmaier auf der Kolbensattelhütte gewesen sei.
Schon an Silvester sei er dort gewesen. Die Zeugin hatte er gleich mitgebracht,
diese Lisa, eine Frau, die Baier sehr wohl bekannt war. Eine wilde Hummel, wie
Baier ihm später erzählte, Jahrgang fünfunddreißig, eine glühende Verehrerin
von Ludwig II. und bis vor kurzem noch allein mit dem Fahrrad in Ländern wie
dem Jemen oder Madagaskar unterwegs. Heute malte sie – den Kini natürlich.
    »Bei mir dürfen
eigentlich keine Männer übernachten, nur Notfälle und sehr gute Freunde. Der
Hubert war ein Notfall und ein guter Freund. Völlig durch den Wind, da hab ich
gesagt: Bleib da, iss an Kaiserschmarrn, denk ned, red ned, komm zu dir.« Sie
lachte Gerhard an und fuhr fort: »Sie sind a Netter. Sie kannten au mal
übernachten.« Sie ließ offen, ob als Notfall oder Freund. Die Standpauke, die
Baier Hareither hielt, weil er einfach so verschwunden war, bekam Gerhard nicht
mehr mit, weil er ins Nebenzimmer gerufen wurde. Die Abdrücke waren identisch
mit denen, die sie von den Augenlidern und dem Schnitztierchen hatten.
    Hektisch wählte
Gerhard Evis Nummer. »Evi, meine Schöne, stell dir vor: Die Fingerabdrücke, die
von Karl Laberbauer im Jugendarrest genommen wurden, sind identisch mit denen
auf den Augenlidern von Draxl und auf dem Schnitzlamm von Matzke. Was sagst du
dazu, kannst du da mithalten mit einer sensationell guten Nachricht?«
    »Ja, ich denke, das
kann ich.« Sie machte eine Kunstpause.
    »Ja, sag schon.«
    »Dein Laberbauer
heißt Filleböck. Er hat den Namen seiner Frau angenommen.«
    »Wie hast du das
herausgefunden?«
    »Gerhard, jetzt
kennen wir uns so lange, und du hast immer noch nicht verstanden, dass du mir
und meinen Freunden diese kompromittierenden Fragen nicht stellen sollst!«
    »Gut, bewahre deine
Geheimnisse und schütze deine Informanten. Und was ist jetzt die schlechte
Nachricht? Er lebt in Santiago de Chile, bewohnt ein Haus auf Montevideo oder
hat nur einen Briefkasten auf den Cayman Islands?«
    »Nein, er wohnt in
Zaumberg.«
    Gott sei Dank war er
allein im Raum, denn der grenzdebile Gesichtsausdruck, den Gerhard aufgesetzt
hatte, hätte zumindest zu einer intensiven Überprüfung seiner Diensttauglichkeit
geführt. »Zaumberg? Zaumberg bei Immenstadt?«
    »Tja, mein Lieber,
das Allgäu lässt dich nicht los, was?«
    »Evi, ich komme,
sofort, ich bin schon unterwegs.«
    »Stichwort: Amtshilfeabkommen, Dienstreisegenehmigung? Sagt dir das was?« Evi lachte.
    »Das kann Baier
unterzeichnen, außerdem wird er mitkommen wollen. Wir bringen den Haftbefehl
mit, könnt ihr das Haus observieren?«
    »Sicher, wir warten
mit dem Zugriff, bis ihr da seid.«
    »Falls Filleböck
überhaupt da ist, der Mann hat fünf Menschen ermordet. Der wird kaum warten,
bis wir kommen.«
    »Gerhard, du wirst
nachlässig, du hast genau genommen gar nichts. Er hat einem armen alten Freund
nach dem Herzinfarkt pietätvoll die Augen zugedrückt. Seine Anwesenheit an
diesem Döttenbichl ist nicht nachzuweisen, an eurem Berliner hat er

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