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Weiß (German Edition)

Weiß (German Edition)

Titel: Weiß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Ames
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riskierst. Ich an deiner Stelle würde mich schleunigst von hier verziehen, bevor ich mir überlege, dass du vielleicht tatsächlich Schuld an der ganzen Scheiße bist.“
    Jetzt war der Zeitpunkt gekommen. Lewin konnte es nicht länger abwarten, konnte es nicht länger ertragen. Er trat ebenfalls einen Schritt nach vorn und seine Stimme klang mindestens genauso drohend. „Hör mal, ich bin zu Sachen fähig, die du dir nicht mal vorstellen kannst. Wenn sie noch reden könnten, wüsste ich da ein paar Kandidaten. Aaron, Kneif … Harald.“
    Lewin grinste und im nächsten Augenblick sorgte Simons Faust dafür, dass um ihn herum sämtliche Lichter erloschen.

Sechs
    Als Lewin wieder zu sich kam, brannten seine Knöchel und Handgelenke. Sein rechtes Auge war fühlbar zugeschwollen und ein neblig gelber Schleier lag über seiner Sicht. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis er in der Lage war, tatsächlich etwas von seiner Umgebung zu erkennen.
    Er befand sich nicht länger im Bus. Auf seinen Körper fiel leichter, kühler Regen, der sich mit dem Schweiß in seinem Gesicht vermischte und dort einen klebrigen Film bildete.
    Ein Licht schien direkt auf ihn gerichtet zu sein, denn er wurde geblendet. Um ihn herum wogten düstere Schatten. Eine Stimme drang wie aus weiter Ferne an sein Ohr, aber er konnte die Worte nicht verstehen. Er versuchte, den Kopf zu drehen, um seine Augen aus dem Licht zu bekommen. Er wollte seh en, wer da mit ihm sprach, aber etwas schien ihn festzuhalten. Er konnte sich nicht bewegen.
    Lewin spürte, dass er noch immer benommen war. Sein Verstand arbeitete nicht richtig. Er konnte nicht begreifen, was um ihn herum passierte. Er spürte nur das Brennen in seinen Gelenken und ein hämmerndes Dröhnen in seinem Kopf.
    Die Stimme sprach ein weiteres Mal zu ihm, aber erneut wurde die Bedeutung der Worte verschluckt, bevor er sie entziffern konnte. Er blinzelte und wollte die Hand heben, um seine Augen zu schützen, aber es gelang ihm nicht. Etwas schien nicht nur seinen Kopf, sondern auch seine Arme festzuhalten. Lewin brauchte noch drei weitere Sekunden, bevor er endlich verstand, was hier vor sich ging. Er war festgebunden! Jemand hatte offenbar seine Arme und Beine gefesselt und sich dabei keine große Mühe gegeben, zärtlich zu sein; daher auch das schmerzhafte Brennen an Armen und Beinen. Er kniff die Augen zusammen. Der gelbe Nebel um ihn herum verzog sich Stück für Stück und als ihm endlich der Lichtstrahl aus dem Gesicht genommen wurde, war er in der Lage zu erkennen, wo er war. Zwar wurde er noch immer beleuchtet, aber der helle Strahl blendete ihn nun nicht länger, sondern war stattdessen auf seinen Oberkörper gerichtet.
    Er war nicht einmal mehr in der Nähe des Busses, sondern stattdessen am Waldrand. Seine Arme und Beine schienen um einen Baum gefesselt zu sein, soviel konnte er gerade noch erkennen. Auf seinem Shirt vermischte sich der Regen, der immer stärker wurde und jetzt wie tausend kleine Stecknadeln in Lewins Haut stach, mit dem Blut, das ihm vermutlich aus einer Platzwunde am Auge rann. Über seine Lippen glitt ein Stöhnen und erneut drang die Stimme an sein Ohr.
    Erst jetzt wurde Lewin bewusst, dass ihn irgend jemand hier gefesselt haben musste. Waren das Simon und die Anderen gewesen? Hatten sie nun völlig den Verstand verloren? Er kniff die Augen zusammen und starrte nach vorn. In diesem Augenblick riss die Wolkendecke auf und Lewin entfuhr ein überraschter Aufschrei.
    Vor ihm standen entgegen seiner Vermutung nicht nur Simon, Sami und David, sondern unzählige Gestalten. Lewin konnte die einzelnen Gesichter nicht erkennen, aber es schien, als hätten sich sämtliche Einwohner von Weiß vor ihm versammelt.
    Was zum Teufel war hier los? Das war doch absurd!
    Wie um das Ganze noch zu steigern, flammten eine Sekunde später die Scheinwerfer mehrerer geparkter Autos auf. Offenbar wollte man sichergehen, dass niemand dieses Spektakel verpasste. Lewin konnte seine Umgebung jetzt gut erkennen und horchte für einen kurzen Augenblick in sein Inneres. So sehr er aber auch suchte, er fand in sich nicht die Spur von Angst. Das einzige was er fühlte, waren die Schmerzen in seinem Körper und eine gewisses Erstaunen angesichts der aktuellen Geschehnisse. Er hatte nicht die Spur einer Ahnung, was diese wortlose Meute jetzt mit ihm vorhatte.
    Erneut ließ er seinen Blick über die Menschen gleiten und erkannte jetzt immer mehr Gesichter. In der vordersten Reihe waren natürlich

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