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Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue

Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue

Titel: Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alessandro D'Avenia
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nicht, mich zu rühren. Er würde mich killen. Zum Glück greift endlich der Schiedsrichter ein, der sowohl Niko als auch den durchgedrehten Berserker vom Platz schickt.
    Ohne Niko erlahmt das Spiel. Der Vandale erholt sich wieder und haut mit grimmiger Wut ein Tor rein.
    1 zu 0 für Fantacalcio.
    Als ich in die Umkleide komme, ist Niko schon weg.
    Am Ausgang passen der Vandale und seine Barbaren mich ab. Riecht nach Ärger.
    »Heute ist dein Freund noch mal davongekommen. Das nächste Mal geht der nicht lebend vom Platz … na los, lauf ihn trösten … Schwuchtel!«
    Eine Horde wütender Barbaren hat dem Piraten und seiner Mannschaft eine demütigende Schlappe verpasst und ihnen das Maul gestopft.

N iko ist mit schwarz unterlaufenen Augen in die Schule gekommen. Der Typ, der ihn geschlagen hat, wird vom Turnier ausgeschlossen.
    »Das wird der mir büßen. Wenn du wüsstest, was ich mit dem mache. Wenn du wüsstest …«
    Niko kocht vor Wut.
    »Komm schon, Niko, der ist gesperrt. Du bist mit dem Vandalen auch nicht gerade sachte umgegangen …«
    Niko kneift die Lider zusammen und wirft mir einen vernichtenden Blick zu: »Jetzt verteidigst du ihn auch noch! Du bist echt ’ ne Schwuchtel … hast du deine Eier zu Hause gelassen, oder was?«
    »Wenn du dich ein bisschen am Riemen gerissen hättest, hätten wir gestern nicht verloren …«
    »Ach, jetzt ist es also meine Schuld … leck mich doch, Leo …«
    Und ehe ich etwas sagen kann, kehrt er mir den Rücken zu. Der Tag hätte nicht besser losgehen können.
    Der Träumer ist mit einem Büchlein in der Hand hereingekommen. Nicht mehr als hundert Seiten.
    »Dieses Buch wird euer Leben verändern«, hat er gemeint.
    Wäre mir nie eingefallen, dass Bücher irgendetwas verändern können, erst recht nicht das Leben. Obwohl: Sie verändern es, weil man dazu verdonnert wird, sie zu lesen, dabei wollte man was ganz anderes machen. Aber der Träumer ist nun mal unverbesserlich, er kann nicht anders. Doch was, bitte, hat dieses Buch mit Geschichte zu tun? Der Träumer hat gesagt, um die Epoche zu verstehen, die jetzt drankommt, muss man in die Herzen ihrer Menschen blicken, und er hat angefangen, aus einem Buch von Dante Alighieri vorzulesen. Nicht aus der Göttlichen Komödie , diesem Elendsschinken. Aus diesem winzigen Büchlein, Dantes Liebesgeschichte.
    Ich fasse es nicht: Dante hat ein Buch für Beatrice geschrieben. Er war verliebt wie ich. Das Buch heißt Das neue Leben , und genau darauf bin ich auch schon gekommen: Die Liebe macht alles neu. Und wenn ich der nächste Dante wäre? Wenn der Träumer ausnahmsweise einmal recht hätte? Wie auch immer, Dante hat dieses Buch seiner Begegnung mit Beatrice gewidmet, die sein Leben verändert hat. Es ist unglaublich: Ein Typ aus der Vorzeit, der das Gleiche empfindet wie ich! Vielleicht bin ich der wiedergeborene Dante?
    Das soll einer der Rocca erklären, die meinen Schreibstil schluderig und verschwurbelt findet und mir nie mehr als ein Ausreichend mit Doppelminus gibt, eigentlich nichts anderes als ein verkapptes Mangelhaft … Ich bin also nicht der wiedergeborene Dante. Allerdings versteht man Dante heute auch nicht mehr, und wenn man meine Schreibe nicht versteht, heißt das vielleicht lediglich, dass ich der zukünftige Dante bin … Wie auch immer und auch wenn ich nicht Dante bin, Beatrice bleibt Beatrice, und ich kann an nichts anderes denken und von nichts anderem reden, wie schon Dante sagt: »Euch will ich meiner Herrin Lob verkünden, nicht weil ich glaub, ich könnt es je ergründen, nur weil ich möcht mein schweres Herz befrein.«
    Dante hat immer recht! Ich muss wohl sein Buch lesen, vielleicht finde ich ein paar Verse, die ich Beatrice widmen kann. Ich könnte ihr eine SMS mit einer ganz berühmten Stelle aus dem Buch schreiben. Darauf antwortet sie bestimmt. Und ich stehe nicht wie der letzte Depp da. Dann kapiert sie, dass ich es ernst meine, wie Dante. Ich kann nicht einfach aufgeben; ein Löwe, der aufgibt, ist kein Löwe. Ein Pirat, der klein beigibt, ist kein Pirat. Sie wird es kapieren, immerhin kennt sie’s vom letzten Schuljahr, und wenn sie es nicht kapiert, wird sie mich fragen … Beatrice ist dieses Jahr in der Zwölften. Sie ist wahnsinnig gut. Ich schicke ihr die Nachricht: »Incipit Vita Nova …« Latein ist echt geil, es klingt so elegant. Das T9 errät zwar kein Latein, aber Beatrice wird es schon verstehen.
    Nur eins nervt mich: Der Träumer rückt kackfrech von seinem Image der

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