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Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue

Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue

Titel: Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alessandro D'Avenia
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bänkelsingenden armen Sau ab. Schmeckt mir gar nicht. Der muss unbedingt wieder zurechtgestutzt werden: Bestimmt hat er einen Schwachpunkt, mit dem man ihn kapern kann …

D as T9 ist eine Erfindung des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Es spart eine Menge Zeit und ist für manchen Lacher gut, denn wenn man was schreiben will, errät es etwas anderes und manchmal das genaue Gegenteil. Wenn ich zum Beispiel »Verzeihung« schreiben will, kommt »Verweigerung«. Das ist wirklich ein irrer Zufall, denn wenn ich jemanden um Verzeihung bitten muss, hab ich die Hosen immer so voll, dass ich total blockiert bin.
    Das T9 gefällt mir. Wer weiß, ob Dante so etwas wie das T9 hatte, um seine Verse zu dichten. Es ist nicht zu fassen, wo manche Menschen ihr Können hernehmen. Die sind auserwählt. Ich kann nichts besonders gut, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Meine Englischlehrerin meint, hat das Potential, macht aber nichts draus . Na, also: Ich hab Talent, ich kann alles, ich habe mich nur noch nicht dazu durchgerungen, ernst zu machen. Ich könnte Dante, Michelangelo, Einstein, Eminem oder Jovanotti sein, ich weiß es noch nicht. Ich muss versuchen, es rauszukriegen.
    Laut dem Träumer muss ich meinen Traum finden und ihn mir zum Ziel setzen. Ich muss ihn fragen, wie man seinen Traum findet. Ich würde ihn ja fragen, aber es ist mir peinlich, ihm recht zu geben … dieser ganze Wahn, mit sechzehn schon einen Traum haben zu müssen, macht mich sowieso total skeptisch. Aber wie dem auch sei, ich bin sicher, dass Beatrice in meinem Traum eine Rolle spielt.
    Übrigens, sie hat auf meine Nachricht nicht geantwortet, mir geht’s mies, ich dachte, wenigstens Dante würde ins Schwarze treffen. Mein Magen krampft sich zusammen, und mein Herz wird weiß. Als wollte Beatrice selbst mich mit Tipp-Ex von der Erdoberfläche tilgen. Ich komme mir vor wie ein Fehler, wie ein Schreibfehler. Wie ein »i« ohne Punkt, ein »o« ohne »h«. Ein bisschen Tipp-Ex, und ich bin weg, wie alle Fehler. Das Blatt ist wieder makellos weiß, und niemand sieht den Schmerz, der hinter der weißen Tünche steckt.
    Dichtung ist gereimte Kacke. Fick dich, Dante!

B eatrice hat rotes Haar. Beatrice hat grüne Augen. Beatrice hat. Nachmittags steht sie mit ihren Freunden vor der Schule. Beatrice hat keinen Freund. Ich war letztes Jahr auf ihrer Party: Es war traumhaft. Ich habe die ganze Zeit damit zugebracht, mich hinter etwas oder jemandem zu verstecken, um sie anzustarren und mir jede Geste und jede Bewegung einzuprägen. Mein Hirn hat sich in eine Kamera verwandelt, damit sich mein Herz jederzeit den schönsten Film ansehen kann, der jemals auf dieser Welt gedreht wurde.
    Ich weiß nicht, wie ich den Mut gefunden habe, sie nach ihrer Nummer zu fragen. Hab ich auch nicht … Silvia hat sie mir nach den Sommerferien gegeben, sie ist mit ihr befreundet. Aber bestimmt hat sie ihr nicht gesagt, dass ich sie haben wollte. Vielleicht antwortet sie mir deshalb nicht. Vielleicht weiß sie gar nicht, dass die Nachrichten von mir stammen. In meinem Handy ist sie als »Rot« gespeichert. Roter Stern: Sonne, Rubin, Kirsche. Aber wenigstens aus Neugier könnte sie antworten.
    Bin ich in meinem vorigen Leben Löwe gewesen oder nicht? Also lasse ich nicht locker. Ich kauere mich ins Unterholz, und im richtigen Moment springe ich hervor, packe meine Beute, zwinge sie auf eine einsame Lichtung und lasse ihr keine Möglichkeit zur Flucht. So werde ich es auch mit Beatrice machen. Sie wird mir Auge in Auge gegenüberstehen und keine andere Wahl haben, als mich zu nehmen.
    Wir sind füreinander geschaffen. Ich weiß es. Sie weiß noch nicht, dass sie mich liebt. Noch nicht.

H eute habe ich mit Terminator geplaudert. Bei wichtigen Fragen hat es gar keinen Zweck, mit den Erwachsenen zu reden. Entweder hören sie einem nicht zu, oder sie sagen, denk nicht mehr dran, das geht vorbei . Hallo?! Vielleicht rede ich mit euch drüber, weil es eben nicht vorbeigeht?! Oder sie kommen mit dem Zauberwort irgendwann: Irgendwann wirst du das verstehen, irgendwann, wenn du selbst einmal Kinder hast, irgendwann, wenn du selbst einmal Geld verdienen musst.
    Ich hoffe nur, dass dieses Irgendwann niemals eintrifft, denn dann kommt alles auf einmal: das Erwachsensein, die Kinder, die Arbeit … es kann doch nicht sein, dass all das wie ein Blitz auf einen niedergehen muss, nur damit man was kapiert. Könnte man nicht gleich damit anfangen, Schrittchen für Schrittchen, ohne dieses

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