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Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue

Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue

Titel: Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alessandro D'Avenia
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ich muss was unternehmen, mit dieser Funkstille kann es nicht weitergehen, bald haben wir das nächste Spiel, und wenn es zwischen uns beiden nicht läuft, sieht es für die Piraten düster aus …
    Dann habe ich nach meiner Musik gefragt und mir geantwortet, dass sie mir ein Gefühl von Freiheit gibt. Ich habe nach meiner bremsenlosen 50er gefragt und bin auf die gleiche Antwort gekommen. Ein paar Puzzlestücke habe ich bereits: Die Liebe anderer Menschen ist mir wichtig, die Freiheit ist mir wichtig. Das sind die Zutaten meines Traumes. Zumindest die, die ich bisher herausgefunden habe. Aber viel ist das noch nicht.
    Wieso ist Beatrice mir wichtig? Das ist schon schwieriger. Darauf habe ich noch keine Antwort gefunden. Sie hat etwas Geheimnisvolles. Etwas Besonderes, das ich nicht benennen kann. Ein rotes Geheimnis, wie das Geheimnis der Sonne, die aufgeht und die Nacht kurz vor Morgengrauen am schwärzesten werden lässt. Sie ist mein Traum und basta, und deshalb kann ich ihn auch nicht erklären. Er raubt mir den Schlaf. Ich ziehe mir einen Horrorfilm rein. Er raubt mir den Schlaf. Eine weiße Nacht hoch zwei.

D as war die einzige Griechisch-Hausaufgabe, die mir Spaß gemacht hat. Wir sollten ein paar Begriffe aus dem Text herausschreiben, dazu deren Bedeutung und daneben ein daraus abgeleitetes Wort, damit wir uns die griechische Vokabel besser merken können. Auf diese Weise habe ich mir zwei Begriffe gut eingeprägt.
    Leukos : weiß. Daher das Wort »Licht«.
    Haima : Blut. Daher das Wort »Hämatom«.
    Setzt man diese beiden grauenvollen Wörter zusammen, ergibt sich ein noch grauenvolleres: Leukämie . So heißt der Krebs, der das Blut befällt. Sein Name stammt aus dem Griechischen (alle Krankheitsnamen stammen aus dem Griechischen…) und bedeutet »weißes Blut«.
    Ich wusste doch, dass Weiß ein Riesenbeschiss ist. Wie kann Blut weiß sein?
    Blut ist rot und basta.
    Und Tränen sind salzig und basta.
    In Tränen aufgelöst hat Silvia es mir gesagt:
    »Beatrice hat Leukämie.«
    Und ihre Tränen sind meine geworden.

D eshalb war sie nicht in der Schule. Deshalb war sie verschwunden. Wie der Mann von der Argentieri. Schlimmer noch: Krebs im Blut. Leukämie. Aber vielleicht ist das heilbar. Ohne Beatrice bin ich am Ende, mein Blut wird auch weiß.
    Die Sache mit den Träumen ist eine Riesenverarschung. Ich hab’s gewusst. Ich hab’s von Anfang an gewusst. Denn dann kommt der Schmerz, und nichts hat mehr Sinn. Man baut und baut und baut, und plötzlich kommt irgendeiner oder irgendetwas daher und macht alles zunichte. Wozu dann alles? Beatrice gehörte zu meinem Traum, sie war sein Geheimnis. Der Schlüssel, der die Tür öffnete. Und jetzt kommt diese Sache und will sie mir wegnehmen. Wenn sie verschwindet, verschwindet mein Traum. Und die Nacht versinkt im schwärzesten Schwarz, weil ihr kein Morgen folgt.
    Wieso gibt es überhaupt so eine Scheißkrankheit, die das Blut weiß werden lässt? Träumer, du bist ein dreckiger Lügner, einer von denen, die an den Schwachsinn glauben, den sie verzapfen! Morgen schlitze ich deinem peinlichen Fahrrad die Reifen auf. Jetzt habe ich Hunger. SMS: »Niko, ich muss dich sehen«.

N achmittags bei McDonalds: das Traurigste, was man sich überhaupt vorstellen kann. Nur McDonalds-Geruch und die armen Säue aus der Mittelstufe. Aber scheißegal, was soll’s. Ich habe Niko nie von Beatrice erzählt. Sie war mein Geheimnis. Eine Insel in der Karibik, umgeben von kri stallklarem Ozean, auf die ich mich flüchten konnte. Mit Niko rede ich über Tussen, geile Bräute … Beatrice ist keine Tusse, und obwohl sie obergeil ist, gehört sie nicht in diese Kategorie. Sie gehört nicht in die »Scanner«-Kategorie, zu denen, die man auf Maße und Aussehen checkt … Nein, Beatrice wird nicht angefasst, nicht mal mit Worten. Nicht einmal jetzt rede ich über sie und behalte all den Schmerz und die Wut für mich. Niko kommt rein und setzt sich genervt.
    »Was ist?«
    »Na komm, lass uns mit dem Schwachsinn aufhören. Piraten zanken sich doch nicht wie Weiber …«
    Niko hat nur darauf gewartet. Er grinst, und seine Augen scheinen zu sprühen. Er knufft mich in die Seite.
    »Wir sind echt zwei Arschlöcher …«
    »Du sprichst wohl für dich …«
    Wir lachen. Wir schlurfen zwei Riesen-Cokes, Niko gibt ein paar Rülpser zum Besten, und wir reden und reden. Wir machen genau da weiter, wo wir aufgehört haben. Das können nur wahre Freunde.
    »Wir müssen Musik machen, Alter, wir

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