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Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue

Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue

Titel: Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alessandro D'Avenia
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machen und uns um den Hals fallen.
    »Ich will dieses Geheimnis nicht mehr mit mir rumschleppen, das mir wie Blei auf dem Herzen liegt.«
    Da haben wir’s. Wieder einmal kommt Silvia mir zuvor und rettet mich.
    »Beatrice hat auf deine Nachrichten nie geantwortet, weil ich dir nie ihre Nummer gegeben habe.«
    Ich starre sie an wie einer, der gerade vom Mars gekommen ist und zum ersten Mal einen Menschen sieht. Plötzlich erscheint all ihre Schönheit starr, wie aus Pappmaché.
    »Ich weiß, Leo, es tut mir leid. Es ist meine Schuld.«
    Ich verstehe nichts.
    »Als du mich damals gefragt hast, ob ich dir ihre Nummer besorgen könnte, hab ich nur so getan als ob.«
    Mir fällt wieder ein, dass die Nummer, die Beatrice mir gegeben hat, nicht dieselbe war wie die, die ich hatte. Die Liebeserklärung, die ich mir zurechtgelegt hatte, löst sich auf wie ein in den nassen Meeressand geschriebenes »ich liebe dich«. Meine Stimme wird eisig.
    »Wieso hast du das getan?«
    Silvia schweigt.
    »Wieso hast du das getan, Silvia?«
    Als sie antwortet, mischen sich ihre Worte mit Tränen.
    »Ich war eifersüchtig. Ich wollte diejenige sein, die solche Nachrichten von dir bekommt. Aber ich hatte nie den Mut, es dir zu sagen. Monatelang habe ich deinen Brief an Beatrice aufbewahrt und mir vorgestellt, er wäre für mich. Ich hatte Angst, dich zu verlieren. Verzeih mir.«
    I ch versinke in weißer Stille, ähnlich der, die auf dem Mond herrscht. Sie starrt in die Flussströmung und hat nicht den Mut, zu mir aufzusehen. Ich stehe auf und gehe weg, lasse sie dort sitzen, wie eine vollkommen Fremde. Silvia ist für mich niemand mehr. Liebe kann nicht aus Betrug erwachsen.
    »Ich will dich so schnell wie möglich vergessen.«
    Ich wiederhole es unter Tränen. Und dieses Ding, das sich einige Abende zuvor in einem kleinen Winkel meines Herzens eingenistet hat, erstarrt und verwandelt sich in ein Salzkorn, das die Tränen auflösen und für immer davontragen.
    Ich hab es satt, betrogen zu werden.

M eine Brust ist dermaßen schmerzerfüllt, dass ich die ganze Welt niederbrennen könnte. Zu Hause herumzuhocken, nährt das Feuer, ich pack’s einfach nicht mehr. Ich gehe ins Arbeitszimmer meines Vaters und sage es ihm frei heraus.
    »Papa, es reicht. Ich hab’s begriffen. Scheiße noch mal! Aber jetzt reicht’s!«
    Er sieht mich wortlos an. Schweigt. Ich habe ihn provoziert, ein Schimpfwort gesagt, und er antwortet nicht. Was, bitte, ist denn das für eine beschissene Art, auf eine Provokation zu reagieren?
    Ich knalle die Tür zu und kehre in mein Zimmer zurück. Ich drehe die Musik auf, dass die Fenster wackeln, dam it alle mich hören und niemand mit mir reden kann. Ich will mich in einem Haus aus Lärm verbarrikadieren, denn das Haus, in dem ich wohne, ist heute nicht meins. Terminator fängt wie immer an zu jaulen. Immer, wenn ich Linkin Park krachlaut aufdrehe oder meine Mutter Paprikahähnchen macht, fängt er an zu jaulen. Irgendwie scheinen in ihm primitive Instinkte oder schlechte Erinnerungen aus seiner Hundekindheit wach zu werden. Terminator ist schon ein seltsamer Köter. Wenn ich wiedergeboren werden sollte, dann hoffentlich nicht als Terminator. Wer weiß, wer Terminator in seinem letzten Leben war …
    Ich reiße die Musik auf, und die Worte von Numb drohen die Fensterscheiben zum Bersten zu bringen, damit alle mich hören. Plötzlich schreit meine Mutter:
    »Leo, dreh mal leise, ich kann gar nicht telefonieren!«
    Genau das will ich, aber das blickst du ja nicht, du glaubst, es macht mir Spaß, diese Scheißmusik auf voller Lautstärke zu hören. Ich scheiß drauf! Ich will diese taube Welt nur mit meinem Krach erfüllen.
    Dann kommt mein Vater herein. Er sagt nichts. Ich drehe leise.
    »Lass uns einen kleinen Gang machen …«
    Er hat mich gehört. Mein Vater hat mich gehört. Er hat gehört, was ich eigentlich sagen wollte.
    Wir haben über nichts Besonderes geredet. Aber wenn mein Vater bei mir ist, bin ich fast ruhig, meine Zweifel über alles und alle scheinen sich zu legen. Meine Wunden schmerzen weniger. Papa, Vater. Wie wird man eigentlich Vater? Man muss einen Haufen Bücher lesen, mindestens ein Kind zeugen und ungefähr genauso stark sein wie Gott.
    Das kriege ich niemals hin.

M an legt sich mit geschlossenen Augen nebeneinander und sagt fünf Minuten keinen Ton. Beatrice hat mir das Spiel beigebracht. Das Spiel der Stille: Man schweigt ein paar Minuten und betrachtet die Farben, die hinter den Lidern

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