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Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Titel: Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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durch den Inhalt meiner Schreibtischschublade und siehe da, da lag es. Dreihundertsechzig Euro waren noch drauf. Das sollte für einen kleinen Einkaufsbummel reichen. Am besten fuhr ich gleich Richtung Schanzenviertel, denn dort gab es einfach die besten Klamotten. Umziehen konnte ich mich auf der Toilette eines Cafés, sodass ich nicht mehr gezwungen war, zwischendurch nach Langenhorn zurückzugurken.
    »Fahre gleich in die Stadt und komme erst heute Nacht zurück. Bin auf eine Party eingeladen«, schrieb ich auf einen Zettel und steckte ihn an den Badezimmerspiegel. Dort würde Bella, die gerade wieder unterwegs war (Maniküre? Pediküre? Kosmetik?), ihn auf alle Fälle finden.
    Als ich aus der U-Bahn stieg, befand ich mich augenblicklich mitten im Getümmel. Felix hatte nicht unrecht, die Schanze wurde zusehends voller und damit immer ungemütlicher. Mittlerweile schienen auch Reisebusse dort haltzumachen, denn ich stolperte mehrfach über Pärchen im Partnerlook, die mit offenen Mündern am Schulterblatt standen und verwundert die Straße entlangblickten.
    Zielstrebig quetschte ich mich an ihnen vorbei und peilte ein kleines freies Tischchen vor dem Transmontana an. Während ich auf die Bedienung wartete, beobachtete ich amüsiert ein Pärchen, das scheinbar zum ersten Mal in Hamburg war.
    »Schau mal, Hasilein, das ist die berühmte Rote Flora«, erklärte die rotwangige Endvierzigerin ihrem gequält blickenden Begleiter. »Dort hätte mal Phantom der Oper laufen sollen.«
    Hasileins Blick glitt jedoch sehnsüchtig zu den Tischen vor der nächstgelegenen Kneipe, auf denen kühles Bier und spritzige Limonade eine entspannte Pause versprachen, dann seufzte er laut, wartete, bis sich seine Begleiterin vor der Sehenswürdigkeit in Szene gesetzt hatte, und schoss dann schicksalsergeben so viele Bilder, bis seine bessere Hälfte zufrieden war.
    Ich grinste angesichts dieses Schauspiels und rührte in meinem Milchkaffee, den ich mir gerade bestellt hatte. Eine kleine Stärkung vor der Shoppingtour konnte nicht schaden, schließlich brauchte ich für heute Abend das ultimative Party-Outfit.
    Entspannt ließ ich meinen Blick die Straße entlangschweifen. Plötzlich fiel mein Blick auf einen über und über mit Tattoos bedeckten Typen, der an einem Wagen lehnte und ein Boulevardblattlas. Irgendwie wirkte der Typ ein bisschen zwielichtig.
    Gerade als ich das dachte, hob er seinen Blick von der Zeitung und fixierte mich mit zusammengekniffenen Augen. Ich bekam augenblicklich Gänsehaut, denn es lag eine unerklärliche Härte in seinem Blick. Gruselig! Gut, dass es hier so voll war, dem hätte ich nicht nachts alleine auf der Straße begegnen wollen.
    »Sarah? Bist du das?«, riss eine Stimme mich aus meinen düsteren Gedanken.
    »Gui. . . äh, JamieTim!«, antwortete ich erfreut, als ich in das lachende Gesicht von Zwerg Guido sah, der mit drei vollen Einkaufstüten beladen war.
    »Darf ich mich setzen?«, fragte er und ließ sich, ohne die Antwort abzuwarten, schnaufend neben mich plumpsen. Und schon hatte er sich meinen Kaffee geschnappt und zur Hälfte leer getrunken. Parallel dazu winkte er einen Kellner heran und bestellte zwei weitere.
    »Sorry, aber ich hatte gerade den totalen Durchhänger!«
    »Kein Problem, ich teile gern«, grinste ich und bot ihm meinen Haferkeks an. Dann deutete ich auf die Tüten, die nun auf dem Asphalt standen. »Ist das für heute Abend?«
    »Genau. Ich koche nachher mein legendäres Chili sin Carne. Eigentlich hätte ich es gestern schon machen müssen, aber ich hatte einfach zu viel um die Ohren.«
    »Wieso gestern schon?«, fragte ich und nahm meinen dampfend heißen Kaffee entgegen.
    »Chili schmeckt nun mal am besten, wenn es ein paar Tage durchgezogen hat« erklärte JamieTim. »Lass dir das von mir als Profi-Koch gesagt sein!«
    Ich nickte zustimmend, verspürte aber plötzlich das unerklärliche Bedürfnis, in die Richtung des Tattoo-Mannes zu schauen. Er hatte sich in den letzten Minuten keinen Millimeter bewegt und blickte in regelmäßigen Abständen über den Rand der Zeitung zu mir hin. Ich versuchte, das diffuse Gefühl von Angst, das in mir aufstieg, zu ignorieren, und bat stattdessen JamieTim, mir noch einen guten Einkaufstipp zu geben. Ich hörte mit halbem Ohr Namen wie Hardenberg und La Paloma , konnte aber nicht aufhören, den Typen anzusehen. Warum war er immer noch hier?
    »Kennst du den?« JamieTims Augen waren offenbar meinem Blick gefolgt.
    »Nein, wieso fragst

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