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Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Titel: Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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du?«
    »Weil der dich anstarrt, seitdem ich hier bin. Entweder findet er dich total scharf oder er beschattet dich!«
    Er hatte es auch bemerkt. Ich hatte mir das also nicht nur eingebildet…

13
    Ich stand am Rand einer Klippe, unter mir schäumte das graue Meer. Meine Lungen brannten wie Feuer, ich war vom Laufen völlig außer Atem. Seit einer gefühlten Ewigkeit rannte ich nun schon um mein Leben und wusste, dass es bald vorbei sein würde, wenn ich nicht schnell einen Ausweg fand.
    Er würde gleich bei mir sein und mit kalter Hand nach mir greifen. Meine Augen suchten im Grau der Abenddämmerung die Beschaffenheit der Felsen ab. Gab es hier eine Möglichkeit, sich zu verstecken? Einen Spalt, eine Höhle?
    Meine Beine zitterten und ich hatte Angst, jeden Moment den Halt zu verlieren. Das Blut pulsierte in meinen Ohren und der Wind verfing sich in meinem Kleid. Es war rot, man würde es trotz der nahenden Dunkelheit leuchten sehen.
    Und dann stockte mir der Atem. Es war zu spät. Er war da. Dicht hinter mir.
    Jetzt gab es nur noch eine Möglichkeit, ihm zu entkommen – ich würde springen müssen…
    Plötzlich wurden meine Wangen feucht. Weinte ich? Nein – ich schrie.
    Es dauerte einen Moment, bis ich wach genug war, um zu realisieren, dass es heller Tag war und ich von einem Albtraum in den nächsten gewandert. Ein Traum, in dem nun Bella die Hauptrolle spielte: Diese Mistkuh hatte mir doch tatsächlich einen nassen Waschlappen ins Gesicht geschleudert.
    »Sarah, ich hab es jetzt echt satt mit dir! Schon seit einer geschlagenen Viertelstunde rufe ich dich zum Frühstück und du schläfst wie ein Stein. Und jetzt erzähl mir nicht, dass du heute erst zur zweiten Stunde hast!«
    Bella stand vor mir, die Hände in die Hüften gestemmt, und funkelte mich an. Unfassbar! Wo nahm sie um diese Uhrzeit so viel Energie her?
    »Sag mal, spinnst du?«, fauchte ich und schleuderte den Lappen zurück. Dummerweise verfehlte ich mein Ziel, sodass das aprikotfarbene Frotteedings hinter ihr auf dem grau melierten Teppichboden landete. Bella zuckte mit den Schultern und ging aus dem Zimmer, bevor ich meinen Mordgelüsten freien Lauf lassen konnte.
    Vielleicht sollte ich ihr den Killer aus meinem Albtraum auf den Hals hetzen?,dachte ich grimmig, schlug die Bettdecke beiseite und tappte ins Badezimmer.
    Während ich mir die Zähne putzte, versuchte ich, an etwas Schönes zu denken – zum Beispiel an die Party in der Zwergen-WG. Felix war zwar nicht da gewesen, weil er übers Wochenende verreist war, aber ich hatte mich dennoch bestens amüsiert und furchtbar viel getanzt. Vor allem mit Johnny D, der mir die ganze Zeit nicht von der Pelle gerückt war.
    Ich grinste mit eingeschäumten Zähnen mein Spiegelbild an. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass ein Lächeln bestimmte Regionen im Gehirn stimulierte und so automatisch gute Laune erzeugte. Immerhin hatte ich mich bei der Fete bestens amüsiert. Als Johnny mich den Zwergen, die ich noch nicht kannte, vorgestellt hatte, hatte ich ganz schön doof geguckt: Der Werbefuzzi vom Shooting wohnte doch tatsächlich auch in der Karoline! Kannte hier eigentlich jeder jeden? Die restlichen Zwerge waren alle supernett gewesen – nur Julius war nach der Sache mit DiandraBeauty ein wenig reserviert.
    »Habt ihr Ersatz für mich gefunden?«, hatte ich ihn gefragt, als wir am Büfett aufeinandergetroffen waren. Julius hatte erst mit den Schultern gezuckt und sich dann in aller Seelenruhe zwei Scheiben Baguette abgeschnitten und etwas von JamieTims Chili in ein Schüsselchen gefüllt.
    »Wir haben ein paar Alternativen«, hatte er schließlich geknurrt und ich hatte versucht, mir einzureden, dass es nicht meine Schuld war, dass sein Auftraggeber derart chemieverseuchte Produkte auf den Markt brachte.
    Im Laufe des Abends hatte Julius es sich dann allerdings allmählich anders überlegt und sogar mit mir getanzt. Und gar nicht mal so schlecht, dachte ich, während ich meinen Mund ausspülte. Vielleicht konnte ich ihn und ein paar vom Rest der Zwerge ja dazu animieren, nächsten Samstag mit mir tanzen zu gehen. Denn da hatte ich einen Grund zu feiern: den Beginn der großen Ferien!

14
    Die Musik dröhnte und das Stroboskoplicht zerhackte die Gesichter der Tänzer zu verzerrten Masken. Das Mädchen tanzte selbstversunken und schien, als sei sie nicht von dieser Welt. Ihr langes schwarzes Haar flog in alle Richtungen und legte sich dann wie ein Schleier über ihr blasses Gesicht. Sie würde eine

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