Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid
mal: Hatte Thomsen eben meine neue Aushilfe gesagt? Ich grinste wie ein Honigkuchenpferd und hoffte gleichzeitig, dass Felix das nicht auf sich bezog. Typen wie er wurden bestimmt andauernd von Mädchen angelächelt.
»Ich bitte Susi, uns einen Tee zu kochen. Oder möchtet ihr lieber einen Kaffee?«, fragte Thomsen im Hinausgehen.
»Nein danke, lieber Tee!« riefen Felix und ich synchron. Das waren ja schon mal gute Vorzeichen.
Felix zog eine kleine Trittleiter aus der Ecke und setzte sich zu mir an den Tisch. »Also Sarah, erzähl mal. Wie lange arbeitest du schon hier?«
Ich fühlte, wie sich ein leichter Schweißfilm auf meiner Nase bildete. Verdammt! Ich wollte schon so unauffällig wie möglich mit dem Ärmel meiner Bluse darüberwischen, als mir einfiel, dass verschmierter Puder wahrscheinlich auch nicht besser aussah als ein feuchtes Glitzernäschen. Also ließ ich meinen Arm wieder sinken und ergab mich meinem schweißnassen Schicksal. Musste ich Felix eben mit Charme von meiner Nase ablenken! Doch daraus wurde nichts.
»Ähm, genau genommen eigentlich noch gar nicht«, stotterte ich und versuchte, meinen Puls unter Kontrolle zu bekommen. Mist, was war denn auf einmal los mit mir? Ich benahm mich ja, als spräche ich zum ersten Mal in meinem Leben mit einem Mann. Lag es vielleicht am »von« in seinem Nachnamen? Machte mich der Adelstitel nervös? Ich war doch nicht Bella!
»Ich habe mich gerade erst vorgestellt«, fuhr ich fort – immer noch unsicher.
Felix schien das nicht zu stören oder er bemerkte es gar nicht. »Aber du scheinst Eindruck gemacht zu haben, denn offenbar hast du den Job ja. Glückwunsch, Tierlieb ist wirklich ein toller Laden und Thomsen der beste Chef, den ich je hatte.«
»Und was machst du jetzt? Ich meine, wo du nicht mehr hier arbeitest?«
»Ich absolviere meinen Zivildienst am UKE. Und dort ist es nicht halb so nett wie hier, das kann ich dir sagen!«
»Und wie lange musst du noch?«, fragte ich weiter.
»Noch zwei Monate. Im Herbst beginne ich dann mit meinem Medizinstudium.«
Ich war beeindruckt. Felix sah nicht nur verdammt smart aus, er schien es auch noch zu sein – eine seltene Kombination. Ich dachte kurz an Paolo, den ich nicht mehr halb so attraktiv fand, je bekloppter er sich mir gegenüber benahm. Wahre Schönheit war eben doch eine Frage des Charakters!
»Und du, Sarah, was hast du vor, wenn du mit dem Abi fertig bist?«, mischte sich nun mein Chef ins Gespräch, der mit zwei Bechern mit Tierlieb -Logo drauf und Teebeuteln drin wieder aufgetaucht war. Das gab mir die Chance, auch ein bisschen auf den Putz zu hauen und »Tiermedizin studieren« zu antworten.
Felix’ Lippen umspielte das süßeste Lächeln, das ich bislang bei einem Mann gesehen hatte. »Cool! Dann bist du ja hier genau richtig, um schon mal ein bisschen zu üben!«, lachte er und ich stutzte. Was sollte das heißen? Waren die Tiere hier häufig krank?
Ich musste wohl ziemlich doof aus der Wäsche geguckt haben, denn Thomsen lenkte sofort ein: »Keine Sorge, Sarah. Meine Tiere sind alle gesund. Was Felix meint, ist wohl eher, dass ich auch Tierarztpraxen beliefere und dort natürlich immer wieder mit tierischen Patienten zu tun habe. Aber jetzt erzähl mal, Felix. Wohnst du noch immer in der Zwergen-WG?«
Ich glaubte, mich verhört zu haben. Zwergen-WG?!
Felix nahm seinen Beutel aus dem Becher und warf ihn in den Mülleimer unter Thomsens Schreibtisch. »Nein, ich wohne schon seit einer ganzen Weile in Eimsbüttel. Ich bin heute nur im Viertel, weil ich noch ein paar Sachen aus dem Keller holen wollte, die dort immer noch lagern. Will demnächst damit aufn Flohmarkt.«
»Hattest du Streit mit den Jungs oder warum wohnst du nicht mehr dort?«, fragte Thomsen weiter und ich platzte beinahe vor Neugier. Konnte es sein, dass Felix mit Johnny D, JamieTim und Aleks befreundet war?
»Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil! Uns Zwerge kann so schnell nichts auseinanderbringen. Aber ich wollte ein bisschen näher am UKE sein und ehrlich gesagt, wurde es mir im Viertel irgendwie zu laut. Seit die Schanze so hip ist, fallen hier doch andauernd Horden von Shoppingtouristen ein. Ich wohne jetzt am Eppendorfer Weg, Höhe Eichenstrasse.«
Tatsächlich – Felix war einer der acht Zwerge! Kaum zu glauben. Ob ich erwähnen sollte, dass ich Johnny D kannte und erst kürzlich in der Nummer sieben zu Besuch gewesen war?
Doch dazu kam ich nicht, denn nun fragte Felix mich nach meinem Wohnort. Er grinste,
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