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Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Titel: Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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erlahmt.
    Oh mein Gott, ich würde hier, inmitten all dieser Menschen sterben!
    Wie in Trance ließ ich mich zur Tür schieben und wagte es nicht, Augenkontakt mit irgendjemandem aufzunehmen.
    Auf der Terrasse des Clubs standen die Raucher, umklammerten ihre Bierflaschen und philosophierten über Gott und die Welt. Doch ich konnte nicht schreien, konnte niemanden um Hilfe bitten. Noch immer war ich wie gelähmt.
    Auf der Treppe nach unten zum Fischmarkt saß lachendes Partyvolk, das keine Ahnung davon hatte, was gerade mit mir geschah. Mittlerweile hatte der Typ mich so gedreht, dass ich vor ihm herstolperte, den metallischen Gegenstand im Rücken. Graue Steinstufen unter meinen Füßen.
    Aus dem Augenwinkel nahm ich die Mobiles und Skulpturen des Park Fiction wahr, vor mir glitzerte die nachtdunkle Elbe. Am gegenüberliegenden Ufer wurde auf Dock 10 noch emsig gearbeitet. Die Hafenbeleuchtung irrlichterte über den schwarzen Fluss und warf seltsame Muster auf das Wasser. Ich schauderte, denn es kam mir vor, als kröchen die dunklen Schatten direkt auf mich zu. Feuchter Schweiß lief mir den Rücken hinab.
    Würde der Typ mich hier erstechen und meinen Leichnam in die Elbe werfen?
    Im schummrigen Licht einer Laterne drehte der Tattoo-Mann mich schließlich erneut um, sodass ich ihm mitten ins Gesicht sehen konnte. Die Straße war menschenleer.
    »Hör auf zu zittern«, befahl er und berührte mit seiner Hand kurz meine rechte Schulter. Eine beinahe väterliche Geste, die ich nicht mit diesem grauenvollen Vorfall in Einklang bringen konnte. »Jetzt beruhig dich doch! Ich will dir nichts tun, ich muss nur mit dir reden.« Er klappte ostentativ das Messer zusammen, das zuvor meine Haut aufgeritzt und mein Top zerfetzt hatte.
    Meine Augen suchten die Umgebung hektisch nach einer Fluchtmöglichkeit ab. Ich musste nur schnell genug rennen, dann würde mich die Dunkelheit verschlucken.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte ich mit dem letzten Rest von Mut, den ich zusammenkratzen konnte. Ich musste ihn unbedingt in Sicherheit wiegen. Nur wenn ich das schaffte, hatte ich überhaupt eine Chance.
    »Dich warnen«, antwortete er, steckte sich eine Marlboro an und lehnte sich gegen die Betonmauer, die die Straße säumte. »Auch eine?«
    Ich schüttelte den Kopf – wie konnte dieser Typ nur in aller Seelenruhe rauchen, wo ich vor Angst halb tot war? »Wovor wollen Sie mich warnen?«, presste ich hervor und versuchte, meine Stimme nicht allzu zittrig klingen zu lassen. Doch noch bevor er sprach, kannte ich tief in meinem Inneren bereits die Antwort: Wenn es einen Menschen gab, dem ich so etwas zutraute, dann war es Bella.
    »Deine Stiefmutter ist offenbar kein besonders großer Fan von dir«, begann der Tattoo-Mann und blies Rauchkringel in die Nacht. »Und ich bin kein besonderer Fan von Menschen, die ihr das Leben zur Hölle machen und sie bedrohen…«
    Wie bitte? Bedrohen? Hatte ich das eben richtig verstanden?
    »Aber ich bin auch kein Mensch, der einfach so junge Mädchen um die Ecke bringt«, fuhr der Typ fort und setzte ein widerwärtiges Grinsen auf. »Selbst wenn man mich üppig dafür bezahlt. Also schlage ich dir jetzt einen Deal vor.«
    Ich hielt den Atem an. Die Worte Um die Ecke bringen bohrten sich in meinen Kopf. Das Ganze war also tatsächlich kein makaberer Scherz. Offenbar hatte Bella einen Auftragskiller angeheuert, um mich beiseitezuschaffen. Mein Herz schien einen Moment lang auszusetzen, ehe es wie wild gegen meinen Brustkorb hämmerte.
    »Und was soll ich jetzt tun?«, fragte ich und hörte, wie dünn meine Stimme auf einmal klang. Dünn und kindlich.
    Ich ballte, so gut es ging, die Fäuste und versuchte, mir dadurch Mut zu machen. Auf keinen Fall wollte ich mich als wehrloses Opfer fühlen.
    »Du gibst mir jetzt deine Kette mit dem Granatanhänger und versprichst mir, zu verschwinden und dich niemals wieder in der Nähe deiner Stiefmutter blicken zu lassen. Ich behalt dich im Auge, Kleines, und ich schwöre dir: Wenn du dich nicht an unsere Vereinbarung hältst, mach ich dich platt. Ist das klar?«
    Damit hatte ich allerdings nicht gerechnet. Ich schluckte und nickte, was hätte ich auch anderes tun sollen. Meine Finger berührten den herzförmigen Anhänger und meine Augen füllten sich mit Tränen. Seit ich denken konnte, hatte ich die Kette noch nie abgelegt. Sie war das Bindeglied zu meiner toten Mutter.
    »Muss das wirklich sein?« Meine Stimme war jetzt ein einziges Flehen.
    Der Typ klappte sein

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