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Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Titel: Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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und wieder meinen Namen.
    Ich versuchte, gegen den Sog anzukämpfen, der mich erfasst hatte und mich in die Tiefe zu ziehen drohte. Erneut Lippen an meinen Lippen. Erneut dieser Druck auf meiner Brust.
    Und plötzlich ließ der Sog nach. Ich schlug meine Augen auf und sah in die Gesichter von Johnny D und Aleks. Sie sahen besorgt aus.
    »W-was ist denn passiert?«, fragte ich verwirrt und versuchte, mich aufzurichten. Ich war doch mit Felix verabredet. Ich musste zu ihm, und zwar schnell!
    »Wie fühlst du dich?«, ertönte da seine Stimme. Jetzt verstand ich überhaupt nichts mehr. Was machte Felix hier? Wieso wartete er nicht wie vereinbart im Café Klatsch?
    »Jemand hat offenbar versucht, dich damit zu erwürgen«, erklärte Aleks und deutete auf ein bunt gemustertes Seidentuch, das neben mir lag.
    Und dann, ganz allmählich, kam die Erinnerung wieder: das Läuten an der Tür, Hakans Frage nach Schokokuchen, die fremde Frau mit den roten Locken… die Worte »Nun bist du die Schönste gewesen!«.
    »Kannst du dich noch an irgendetwas erinnern?«, fragte Johnny D ungewohnt sachlich. »Weißt du, wer es gewesen sein könnte? Wieder dieser Tattoo-Typ?«
    Ich schüttelte den Kopf. Als ich die Tür geöffnet hatte, war mir ein ganz besonderer Duft entgegengeströmt. Ein schweres Parfüm, das ich nicht ausstehen konnte: Hypnotic Poison von Christian Dior. Bellas Lieblingsduft.
    »Es war meine Stiefmutter, trotz der roten Haare«, antwortete ich leise, das Sprechen fiel mir schwer. Felix setzte mir ein Glas Wasser an die Lippen: »Hier, trink das, danach geht’s besser!«
    »Was für ein Glück, dass Felix hier war«, sagte Aleks, strich sich den langen Pony beiseite und betrachtete mich durch die überdimensionalen Gläser seiner Brille. »Ich habe nämlich keinen blassen Schimmer mehr von meinem Erste-Hilfe-Kurs.«
    »Ich leider auch nicht«, stimmte Johnny D zu und drehte sich zu Felix. »Da zeigt sich mal wieder, dass deine Berufswahl goldrichtig ist. Ohne dich wär das nicht so glimpflich abgelaufen!«
    Der Mann meiner Träume hatte mir doch tatsächlich das Leben gerettet. Fast wie im Märchen…
    Ob Märchenfiguren sich nach einem Mordanschlag auch so grauenvoll fühlten? Mein Hals brannte wie Feuer, innen und außen, beim Atmen tat mir die Brust weh, sprechen war superanstrengend. Und meine Hände zitterten bei der Erinnerung an die qualvollen Minuten, bevor ich ohnmächtig geworden war.
    »Ich flitze mal eben zur Apotheke und besorge ein leichtes Beruhigungsmittel und eine Wundsalbe«, erklärte Felix – offenbar Gedankenleser. »Und du legst dich mal lieber ins Bett, Sarah.« Mit diesen Worten ging er nach unten.
    »Könnte einer von euch im Tierlieb Bescheid geben, dass ich nicht kommen kann?«, krächzte ich mühsam. Mich plagte ein schlechtes Gewissen, denn Susi hatte heute frei und Thomsen würde den Laden wohl oder übel alleine schmeißen müssen. Doch ich war eindeutig außer Gefecht gesetzt.
    »So gut wie erledigt!«, sagte Johnny D und nahm sein Handy aus der Hosentasche. Während er telefonierte, schleppte ich mich mit Aleks’ Hilfe ins Bett. Herrlich, diese weichen Kissen! Nachdem Johnny mit Thomsen gesprochen und dieser mir gute Besserung ausgerichtet hatte, setzte er sich an meine Bettkante. »Also Prinzessin, ich will echt nicht nerven… aber meinst du nicht, dass es jetzt wirklich angesagt wäre, endlich zur Polizei zu gehen? Die Alte scheint ja vollkommen aus dem Ruder zu laufen. Du hast schon zweimal verdammtes Glück gehabt, beim dritten Mal geht es vielleicht wirklich schief!«
    Ich schluckte. Natürlich hatte er recht.
    Ich hatte mir, seit ich hier wohnte, die ganze Zeit etwas vorgemacht. Mit Bella war anscheinend wirklich nicht zu spaßen. Um das zu erkennen, hätte es diesen zweiten Mordversuch eigentlich gar nicht gebraucht. Aber was sollte ich den Beamten denn sagen? Meine Stiefmutter hasst mich so sehr, dass sie meinen Tod wünscht?
    »Was ist denn hier los? Zimmerparty bei Sarah?«, ertönte nun JamieTims Stimme von der Diele und kurz darauf stand auch er im Zimmer.
    »Sarahs Stiefmutter hat versucht, sie zu erwürgen«, erklärte Johnny düster und nahm den Seidenschal von der Kiste. »Und zwar hiermit!«
    »Wie bitte?« JamieTim wurde leichenblass, seine Unterlippe begann zu zittern. »Wie konnte denn das passieren? Wir haben doch so gut aufgepasst!«
    Johnny stand auf, um meinem Lieblingszwerg Platz zu machen, der sich mit Tränen in den Augen über mich beugte und mich an sich

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