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Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Titel: Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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stand. Das Lachen, das fröhliche Gläserklirren, die Musik…
    Es war lange her, seit sie sich so amüsiert hatte. Genau genommen zuletzt vor zwei Jahren auf der Geburtstagsparty von Dr. Walther Meng in seiner Villa am Starnberger See.
    Der Gedanke an den Schönheitschirurgen versetzte ihr einen Stich. Damals war sie seine Königin der Nacht gewesen. Doch irgendetwas hatte sich seitdem verändert. Ob er jetzt eine andere liebte?
    Die Frau warf einen letzten Blick auf den Balkon, sah Sarah, die ein atemberaubend kurzes rotes Kleid trug, und schlug dann den Weg zur Feldstraße ein. Vielleicht sollte sie heute Abend noch einmal im Lehmitz vorbeischauen und Gunter einen Besuch abstatten. Bislang hatte sie ihm nämlich noch gar nicht gesagt, dass sie vom Überleben Sarahs wusste…

24
    Summend stand ich am Bügelbrett, hörte Amy Winehouse und amüsierte mich über Sebastians Hemden. Grau, dunkelblau, petrol und anthrazit… Da bekam man ja direkt Lust, mal ein bisschen Leben in seinen Kleiderschrank zu zaubern!
    Von JamieTim wusste ich, dass Sebastian erst so auf Nummer sicher ging, seit ihm seine Sandkastenliebe Eva den Laufpass gegeben und mit einem anderen Typen durchgebrannt war. Dieser Verlust hatte ihn scheinbar so traumatisiert, dass er sich fortan nur noch auf seinen Job als Makler bei Verysecure konzentrierte – und darauf, keine wie auch immer gearteten Risiken wie zum Beispiel bunte Klamotten oder Blaubeermarmelade einzugehen. Frauen fanden, soweit ich es überblicken konnte, in seinem Leben überhaupt nicht mehr statt. Schade, denn wenn man ihn erst einmal ein bisschen besser kannte, war Sebastian ein sehr netter Typ. Und ein angenehmer Zimmernachbar.
    Das mit der Liebe ist natürlich keine ganz einfache Sache, dachte ich und meine Gedanken wanderten zu Felix und Samstagnacht. Wie durch Zauberhand piepste mein Handy:
    Alles gut bei dir? Was machst du gerade? Hast du Lust auf einen Kaffee im Klatsch?
Felix
    Ich las die Nachricht dreimal, weil ich mich so freute. Natürlich hatte ich Lust, ihn zu sehen, auch wenn ich nachher ins Tierlieb musste. Bis dahin blieben mir allerdings noch zwei Stunden, ich musste nur noch das Hemd zu Ende bügeln.
    Bin in einer Viertelstunde da. Freue mich!
Sarah
    Kaum hatte ich die Nachricht abgeschickt, läutete es. Ich zuckte zusammen, schließlich war ich allein zu Hause. War das etwa Felix, der spontan beschlossen hatte, mich abzuholen? Ruhig, Sarah, hier kann dir nichts passieren!, sprach ich mir selbst Mut zu und bügelte stoisch weiter. Wenn es wirklich Felix war, würde er sich schon bemerkbar machen.
    Es klingelte erneut.
    Ich versuchte, das Geräusch zu ignorieren, bis durch das Fenster das dünne Stimmchen von Hakan, dem fünfjährigen Nachbarsjungen vom Haus gegenüber, ertönte. Eine Woge der Erleichterung überrollte mich und ich öffnete die Balkontür. »Was gibt’s denn?«, rief ich nach unten und beugte mich über die Brüstung, um zu sehen, ob seine Mutter in der Nähe war. Es passierte nämlich häufig, dass Hakan ausbüchste, ohne dass sie es bemerkte.
    »Kann ich raufkommen?«, fragte der Junge und entblößte eine große Zahnlücke. »JamieTim hat gesagt, dass er Schokokuchen für mich hat!«
    Schokokuchen? Ich überlegte einen Moment. Vielleicht meinte er den Rest des Tiramisus von unserer Party? »Klar, komm rauf!«, rief ich zurück und ging zur Tür, um den kleinen Naschkater in Empfang zu nehmen. Doch anstelle von Hakan sah ich eine Frau mit roten Haaren, die süßlich lächelte und mir etwas um den Hals legte, ehe ich reagieren konnte.
    Ich bekam plötzlich keine Luft mehr, mir wurde schwarz vor Augen. Dann vernahm ich wie durch eine Wand die Worte »Nun bist du die Schönste gewesen!«. Ich keuchte und spuckte, versuchte, die Frau zu kratzen, sie von mir zu stoßen. Dann versank alles um mich in tiefer Dunkelheit.

25
    Sarah! Sarah, kannst du mich hören?«
    Ich versuchte, zu mir zu kommen. Von weit, weit weg rief irgendjemand meinen Namen, doch ich war zu schwach, um zu antworten. Und viel zu müde.
    »Sarah, komm zu dir! Wach auf!«, rief die Stimme, die nun näher klang. Etwas drückte auf meinen Brustkorb. Etwas Schweres, Unangenehmes. Eine Hand?!
    Schließlich berührten fremde Lippen meine Lippen, etwas hielt mir die Nase zu und es fühlte sich an, als würde Luft in meine Lungenflügel gepumpt. Noch immer gelang es mir nicht, die Augen zu öffnen.
    Dann streichelten warme Hände zärtlich mein Gesicht und eine heisere Stimme flüsterte wieder

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