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Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Titel: Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Graser
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Macht hundertsechzig Euro gradaus.«
    »Was? Wieso?«
    »Zehn Euro das Bier und zehn der Schnaps.«
    »Das ist doch Wucher.«
    »Das ist hier ein Nachtklub, Freunderl, und kein Stehausschank.«
    »Ich will den Geschäftsführer sprechen.«
    »Sonst noch was? Ich bin der Geschäftsführer. Zahlst jetzt oder willst Ärger?«
    »Drohen lass ich mir schon gar nicht.«
    »Mirko!«
    Der Barkeeper hatte selbst schon eine Bodybuilder-Statur, aber die Gestalt, die jetzt auftauchte, hätte mit dreien von seiner Sorte jonglieren können.
    »Chef?«
    »Du musst diesen Säufer hier überzeugen, dass er seine Zeche zahlen muss. Hundertsechzig Euro. Aber mach das auf der Treppe. Ich will hier keine Blutflecken an der Wand.«
    »Okay.«
    »Hier sind hundertsechzig Euro.«
    Kreuzeder blätterte in Windeseile das Geld hin.
    »Warum nicht gleich?«

27
    Zum Polizeirevier war es nicht weit. Es war in der Hauptstraße zwischen dem Club Marilyn und einem Getränkemarkt. Die graue Fassade machte einen schäbigeren Eindruck als die der anderen Häuser. Die Fördergelder der EU waren offenbar in den neuen Omnibussen versickert.
    Der Kopf des Polizisten, der Nachtdienst hatte, lag auf seinen Armen, und die lagen auf dem Schreibtisch. Er musste seine Augenbrauen hochziehen, damit seine Lider hochklappten, nachdem Kreuzeder ziemlich laut »Ahoj« gesagt hatte.
    »Prosim?«
    »Ich möcht eine Anzeige machen. Wegen Wucher und Gewaltandrohung und andere Sachen im Gentlemen Club.«
    »Nemetcky?«
    »Ja, ich bin Deutscher.«
    »Muss kommen Tlumocnik.«
    »Was?«
    »Tlumocnik… Interpreter… Dolmetsch.«
    »Von mir aus.«
    Der Polizist gähnte, rieb sich die Augen und machte ein Telefonat auf Tschechisch. Etwa eine Stunde später, in der sich die beiden immer wieder mal am Einschlafen gehindert hatten, erschien der Barkeeper aus dem Gentlemen Club. Er hörte halb mürrisch und halb grinsend zu, was der Wachhabende ihm zu sagen hatte. Schließlich baute er sich vor Kreuzeder auf.
    »Was willst?«
    »Ich wart hier auf den Dolmetscher.«
    »Ich bin der Dolmetscher.«
    »Mir ist unter Androhung von Gewalt Geld abgeknöpft worden.«
    »Bist du ein Spaßvogel, oder was?«
    »Außerdem hab ich den Verdacht auf Zwangsprostitution.«
    »Ich fürchte, ich hab mich verhört. Du bist hier in einen Freundeskreis reingeplatzt und hast dich danebenbenommen. Hast du das immer noch nicht kapiert?«
    »Jetzt übersetz gefälligst mal meine Anzeige.«
    Nach der kleinen Unterhaltung, die der Barkeeper und der Polizist dann führten, grinsten beide.
    »Du kannst jetzt erst einmal deinen Rausch in der Arrestzelle ausschlafen. Ich überleg mir derweil, wegen was ich dich alles anzeig. Zeugen hab ich jede Menge. Richte dich also schon mal auf eine längere Untersuchungshaft ein.«
    »Prukazne listiny.«
    »Deinen Ausweis sollst herzeigen.«
    Kreuzeder kramte seinen Dienstausweis hervor und legte ihn auf den Schreibtisch. Auf einmal grinste niemand mehr. Der Polizist war plötzlich der deutschen Sprache mächtig, entschuldigte sich beflissen und rief den Revierleiter an. Innerhalb von fünf Minuten war der da, unrasiert, mit einem zerknautschten Gesicht, in dem noch der Abdruck von Kissenfalten zu sehen war. Er stank nach Knoblauch, Schweiß und Bier. Nachdem er sich kurz mit dem Barkeeper unterhalten hatte, bat er den deutschen Kommissar in sein Büro.
    Hinter seinem Schreibtisch hing ein Foto, das ihn in einer Paradeuniform zeigte, die über dem stolzen Bauch zu platzen drohte. Allerdings hatte er traurige Augen. Damit sah er aus wie ein Zirkusdirektor, dem die Tiere davongelaufen waren, weil er ihnen das Futter weggegessen hatte.
    »Bitte setzen Sie sich, Herr Kriminalkommissar. Ich bin Major Cemcik und leite die Polizei von Strasruda.«
    »Danke.«
    Der Besucherstuhl knarzte beim Hinsetzen und wackelte. Kreuzeder vermied jedwede Belastung der Lehne.
    »Wieso ist ein Dorfpolizist Major?«
    »Frage ist, wieso ist ein Major Dorfpolizist.«
    »Sie sind doch kein Militär. Sind Sie Geheimdienstoffizier?«
    »War ich in Abteilung, was es nicht mehr gibt. Früher war Sozialismus gut und Kapitalismus war böse. Jetzt ist Kapitalismus gut und Sozialismus ist böse. Was kann ich für Sie tun?«
    »Haben Sie keine Probleme mit den vielen Bordellen in Strasruda?«
    »Bordelle sind für deutsche Kunden. Neues Gesetz sagt, alles erlaubt.«
    »Haben Sie sich schon mal die Frauen da drin angeschaut?«
    »Weiß ich. Sind Frauen aus Russland, aus Ukraine, aus Rumänien, aus Moldawien.

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