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Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Titel: Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Graser
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weißt schon?«
    »Puff schon, aber ist alles anders.«
    »Wieso anders?«
    »Hab ich gedacht, kommen Gentlemen. Krieg ich viel Geld und schöne Kleider und guten Mann mit ein große Haus und Mercedes. Aber nix.«
    »Das ist doch klar. Wer nimmt denn schon eine aus einem Puff?«
    »Warum nix?«
    »Wenn er nur noch Sperma im Hirn hat, dann vielleicht. Aber sonst bestimmt nicht. Wennsd einen guten Mann kennenlernen willst, der ein gescheites Bankkonto hat, dann musst Kellnerin werden.«
    »Meinst du?«
    »Sowieso. Der Flick zum Beispiel, das war einer der reichsten Männer von Deutschland, der hat auch eine Kellnerin geheiratet. Als Kellnerin bist voll dabei. Und so wie du ausschaust, mit deiner Schönheit, da kannst du einen kriegen, der nicht nur einen Mercedes hat, sondern gleich noch einen Chauffeur dazu. Dann wird’s dir auch nicht langweilig.«
    »Ich liebe dich.«
    »Wer’s glaubt, wird selig.«
    Bevor sich Kreuzeder die zweite Aufnahme zu Gemüte führte, gönnte er sich zwei Bier. Sie war auf den Tag datiert, an dem es dann passiert ist. Es waren Motorgeräusche zu hören, und ab und zu quietschten Reifen.
    »Meine Frau darf erst mal nichts merken, damit das klar ist.«
    »Wieso?«
    »Weil ihr das halbe Wirtshaus gehört.«
    »Hast du gesagt, bist du geschieden…«
    »Das hast falsch verstanden. Dass ich mich scheiden lassen will, hab ich gesagt. Aber das geht nicht so einfach. Das Geld hab ich nicht, dass ich sie auszahl.«
    »Ich nix versteh.«
    »Was ist denn da so schwer zu verstehen?«
    »Du brauchst Geld?«
    »Genau.«
    »Hab ich schon mal gehört, das. Alle brauchen Geld.«
    »Geld regiert die Welt.«
    »Hab ich nix.«
    »Natürlich nicht. Aber ein Talent hast.«
    »Was ist Talent?«
    »Talent ist, wenn man was besonders gut kann.«
    »Du hast gesagt, du brauchst Kellnerin.«
    »Auch. Aber wenn ein Gast mehr will, dann haben wir dafür ein Zimmer mit Dusche und eigenem Klo, verstehst?«
    »Ist nix schwer zu verstehen.«
    »Und wenn wir genug Geld zusammengekratzt haben, dass ich meine Frau auszahlen kann, dann machen wir’s uns schön, wir zwei.«
    »Hab ich schon mal gehört, das. Hört nix auf. Muss ich zahlen für Papiere, was erlauben Arbeit, für Transport, für Zimmer, für Hausmeister, für Steuer, für Musik, für alles. Warum nix zahlen für Luft, was ich schnauf? Kommt noch.«
    »HabenS’ dir alles abgeknöpft, deine russischen Freunde?«
    »Ich bin viel nervös. Hab ich Schulden. Hab ich Fehler gemacht. Muss ich fahren nach Amsterdam. Kenn ich eine Mann aus Amsterdam, was hat mir versprochen zu helfen, vielleicht. Weiß nicht. Du hast auch versprochen. O weh, o weh. Brauch ich Geld für Eisenbahn nach Amsterdam.«
    »Du spinnst wohl.«
    »Kriegst du alles zurück doppelte von diese Mann in Amsterdam.«
    »Gar nix geb ich dir. Höchstens eine Kopfnuss. Du arbeitst jetzt im Grauen Raben, das ist ausgemacht und fertig.«
    »O weh. Nikita findet mich auf ganze Welt. Muss ich meine Schulden zahlen, sonst wird Nikita böse. Du weißt nix. Wenn Nikita kommt, ist besser, ich bin in Amsterdam.«
    »Ich kenn keinen Nikita.«

29
    Wer will schon bei so einer Sache Richter sein? Einserjuristen und Zweierjuristen. Die Zweierjuristen müssen sich natürlich erst über das Amtsgericht und seine popeligen Zivilprozesse hocharbeiten, bis sie solche heftigen Strafsachen in die Finger bekommen. Bei den Einserjuristen geht es schneller.
    Auch in diesem Fall hat sich das Gericht an die Buchstaben gehalten und vor allem die Frage erörtert, ob das Ableben des Wirts ein Totschlag war oder ein Mord.
    Bei Kreuzeders Aussage hat es einen Eklat gegeben. Erst hat er behauptet, dass die meisten Menschen sowieso nicht wüssten, was sie tun, und alles von der Gnade Gottes abhänge. Das habe schon Martin Luther festgestellt in seinem Disput mit Erasmus von Rotterdam. Damit nicht genug, hat er auch noch mit Bibelzitaten um sich geschmissen, sodass die Staatsanwältin ihn gefragt hat, ob er betrunken sei. Er hat geantwortet, das Gericht sei doch für diesen Fall gar nicht zuständig, und ist daraufhin des Saals verwiesen worden.
    Rausgekommen ist eine Haftstrafe von fünfzehn Jahren für die Irina Nakova, also irgendwie zwischen Mord und Totschlag. Die Gerda Bichler ist zu eineinhalb Jahren verurteilt worden, weil sie ja danebengehauen hat und zur Tatzeit nicht mehr gänzlich zurechnungsfähig war. Diese Strafe ist zur Bewährung ausgesetzt worden.
    Aber dann ist etwas Seltsames passiert, was in der bayerischen

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