Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz
Neues Gesetz sagt, wenn Frauen Visum haben, ist gut.«
»Bei uns hat das BKA untersucht, wie die russische Mafia arbeitet.«
»Kenne ich Wostok Bericht. Weiß ich.«
»Dann wissen Sie auch, dass die Frauen über die Beschaffung von Visa geködert werden. Ihr neues Gesetz verschafft der russischen Mafia quasi ein Monopol auf die Lieferung von Frauen für das Sexgeschäft.«
»Hab ich Ihnen gesagt, was früher böse war, ist heute gut. Was kann ich für Sie tun?«
»In Passau hat eine Frau, die hier im Gentlemen Club gearbeitet hat, einen Gastwirt erschlagen.«
»Hab ich gelesen. Bierkrugmord.«
»Ich möcht gern wissen, warum. Der Wirt hatte ihr einen Job als Kellnerin angeboten.«
»Was sagt sie?«
»Sie will heim zu ihrer Mama in die Ukraine.«
»Meine Leute sagen, Sie wollen Gentlemen Club anzeigen?«
»Mir wurden Prügel angedroht, wenn ich nicht zehn Euro pro Schnaps zahl.«
»Der Chef von Gentlemen Club ist von Österreich. Von Krems.«
»Und sein Chef sitzt vermutlich in Moskau.«
»Was früher böse…«
»Ja, ja, ich hab schon verstanden.«
»Von mir kriegen Sie Becherovka umsonst.«
Der Major hatte eine Schnapsflasche in seinem Schreibtisch deponiert, die er nun im Sinne der Völkerverständigung einsetzte. Als der Morgen graute, sang er tschechische Volkslieder, die Tränen rollten ihm über die Backen, und Kreuzeder summte dazu.
28
Ein paar Tage später lag ein Umschlag in Kreuzeders Briefkasten, der ohne Absender war. Abgestempelt war er in Pilsen. Es fand sich eine CD darin, mit Tonaufnahmen. Offenbar hatte der Major die Bordelle verwanzen lassen und auch die Mikrofone etlicher Handys für seine Zwecke genutzt.
Die erste Aufnahme stammte aus dem Gentlemen Club. Sie war fein säuberlich nummeriert und mit Datum und Uhrzeit versehen, etwa eine Woche vor dem »Bierkrugmord«, um zwei Uhr nachts. Es musste sich in einem Zimmer zugetragen haben, denn die Musik war nur sehr gedämpft zu hören. Die Stimme des Wirts vom Grauen Raben war unverkennbar.
»Wie geht denn der Deckel auf?«
Eine Piepsstimme, die unschwer als die der Nakova auszumachen war, antwortete.
»Musst du treten auf diese schwarze Knopf.«
Es schepperte, Metall rollte auf Fliesen.
»Da kann ich jetzt nichts dafür.«
»O weh, musst du alles kaputt machen? Was hast du gemacht?«
»Der Eimer ist umgefallen. Aber die glang ich nicht an, die ganzen Gummis. Die kannst selber aufklauben. Sind die alle von heut?«
»Von gestern und heut.«
»Das sind ja… wie viele Kunden hast denn du so pro Nacht?«
»Immer zu viel.«
»Das kommt davon, weilsd so eine Schönheit bist. Das ist dein Pech.«
»Hab ich immer Pech.«
»Du gfallst mir immer besser. Dich nehm ich das nächste Mal wieder«
»Du bist mein großes Liebe.«
»Du meinst wohl, dein dickes Liebe mit dickes Geldbeutel und schönes Wirtshaus im reichen Deutschland?«
»Du glaubst nicht?«
»Ich bin doch nicht blöd. Ich hab hundertvierundzwanzig Kilo.«
»Macht nix.«
»Außerdem bin ich total hässlich. Meinst, ich weiß das nicht? Die Frauen sind schon vor mir erschrocken, wie ich noch im Kinderwagen war. Die haben zu meiner Mutter gesagt, um Himmels willen, ist das aber ein hässliches Kind. Wie kann Gott so was zulassen?«
»Und dein Mutter?«
»Die hat gesagt, das gehört mir nicht. Das gehört meiner Schwester. Ich pass nur drauf auf, weil die es nicht haben will.«
»Jetzt bist du groß und stark.«
»Das stimmt. Du magst es, wenn ich brutal bin, gib’s zu.«
»Weiß nicht. Au! Du tust mir weh!«
»Zugeben sollst es!«
»Au! Ja! Geb ich zu.«
Das Klatschen von Schlägen war zu hören, ein Schnaufen und Stöhnen.
»Das gfallt dir wohl, du dreckige Hure! Du Miststück, du verdorbenes! Meinst, ich glaub dir ein einziges Wort? Von wegen Liebe! Das einzige Wort, was ich dir glaub, ist, wenn du Au schreist!«
»Au! Aaaauuuu!«
»So isses recht.«
Das Klatschen hörte auf. Irina wimmerte.
»Ja, heul nur. Du gehörst gestraft für deine Schönheit. Dassd es weißt.«
»Haben mich alle geliebt. Immer. Schöne Irina! Was ist dieses Kind schön! Hat mich mein Vater geliebt, mein Onkel, meine Brüder, alle. Leider viel zu viele Male.«
»Das hat dir doch gefallen, gibs zu.«
»Weiß nicht. Kaugummi hat mir gefallen. Meine Onkel haben mir Kaugummi geschenkt dafür. Und manchmal ein Stück Wurst oder Schokolade.«
»Also eine Hur von klein auf.«
»Weiß nicht.«
»Du weißt auch gar nix.«
»Das stimmt.«
»Aber dass das hier ein Puff ist, das
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