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weißblau queer gestreift

weißblau queer gestreift

Titel: weißblau queer gestreift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brandl
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ja, natürlich. Was ist denn los mit dir?«
    »Also, wenn du dir das nicht denken kannst, dann tut es mir leid!«, mault Mandy. Sie verschränkt die Arme vor ihrer Brust und dreht sich von mir weg. Ich setze mich neben sie und rede mit ihrem Rücken. »Bist du wütend auf mich?«
    »Ph! Welch scharfsinnige Frage!«
    Ich denke nach. So schnell und konzentriert, wie das nach den vielen Bieren möglich ist.
    »Du bist verärgert, weil ich dich in der Disko alleingelassen habe?«
    Da schießt Mandy von der Bank hoch und dreht sich zu mir um. Ihr Gesicht ist ganz rot und ihre hellblauen Augen funkeln wütend. »Verärgert? Ich bin total sauer! Wie kann man nur so verlogen sein? Du brauchst mir keine Freundschaft mehr vorzugaukeln! Freunde lässt man nicht einfach so im Stich! Nur weil einem das eigene Vergnügen wichtiger ist!«
    »Ja, aber ich habe doch nach dir gesucht …«
    »Und wie lange hast du gebraucht, um zu merken, dass ich weg bin? Ich sitze hier schon seit fast zwei Stunden!«
    »Ich habe sogar Carmen abgesagt, wegen dir! Sie wollte, dass ich noch mit zu ihr komme. Und ich sagte nein – zu dieser Traumfrau!«
    »Ach? Du solltest mit zu ihr kommen? Wolltet ihr miteinander schlafen, ja? Ihr kennt euch doch kaum! Bist du wirklich so oberflächlich?«
    »Ähm, naja. Gegen Sex ist doch nichts einzuwenden …«
    »Und ein schnelles Abenteuer ist dir wichtiger als eine Freundschaft? Ich habe dir vertraut, mich auf dich verlassen! Und du lässt mich einfach stehen? In einer Stadt, in der ich mich überhaupt nicht auskenne?«
    Mandy ist gerade sehr laut geworden. Jetzt wischt sie sich die Tränen von den Wangen und schweigt. Ihre Augen blicken weiterhin wütend, aber auch ein bisschen traurig. Mein erster Impuls ist es, mich erneut zu verteidigen, doch dann fühle ich, wie meine Kehle plötzlich eng wird. Ich muss daran denken, wie Mandy am Freitag im rosa Jogginganzug vor mir saß, wie sie ihr verheultes Gesicht an mich drückte, wie sie in der Disko meine Hand nahm und wie sie sich freute, als ich ihr sagte, dass wir befreundet sind. Wie konnte ich nur so egoistisch sein? Bin ich echt so armselig, so billig geworden? Nun steht es da, das arme Mädel, schreit mich an und weint, hat die Schnauze voll von mir. Und gerade jetzt würde ich Mandy doch so gerne in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles gut ist. Oder sie einfach nur drücken, weil ich froh bin, dass ihr nichts passiert ist.
    »Scheißdreck«, murmele ich leise.
    Ich stütze meinen Kopf in beide Hände und starre auf den Boden. Die Wut auf mich selbst wird so groß, dass ich das Gefühl habe, mein Kopf platzt gleich. Meine Augen beginnen zu brennen, werden feucht. Im nächsten Moment fließt eine Träne. Ich habe schon ewig nicht mehr geheult. Was ist denn los? Liegt es am Bier, an der Müdigkeit, an Mandy? Keine Ahnung. Ich fühle mich plötzlich so mies.
    Da spüre ich eine Hand auf meiner Schulter.
    »Heidi?«
    »Hm?«
    »Warum weinst du denn?«
    Schnell fahre ich mit dem Handrücken über meine Augen. »Ich weine doch gar nicht.«
    »Doch, du weinst.«
    »Hmpf …«
    »Und warum?«
    »Weil ich sauer auf mich selbst bin.« 
    »Ach.«
    »Habe ich es mir jetzt mit dir verdorben?«
    Da setzt sich Mandy neben mich. »Du blöde Kuh«, sagt sie sanft.
    Dann legt sie ihre Hand auf meinen Rücken. Mir wird innerlich ganz warm und ich wünsche mir, dass Mandy mich jetzt in den Arm nimmt. Aber ich traue mich nicht, sie zu umarmen. Vielleicht will sie das gar nicht. Mein Herz beginnt zu rasen und ich bin sehr verwirrt. Jetzt streichelt mir Mandy über meinen Irokesen. Mein Kopf beginnt zu kribbeln, dann mein ganzer Körper, und schon glaube ich zu schweben. Himmel, was ist nur los mit mir? Hoffentlich hört das komische Gefühl bald wieder auf.
    Nun ist die Berührung vorbei. Ich hebe vorsichtig meinen Kopf und luge zu Mandy. Die sieht mich nachdenklich an. Ihr Gesicht ist ganz ernst.
    »Was denkst du gerade?«, frage ich leise.
    »Heidi, du musst mir gegenüber ehrlicher werden.«
    »Mhm.«
    »Willst du denn, dass wir Freunde sind?«
    »Ja, schon.«
    »Ich bin dir anfangs auf den Wecker gegangen, gell? Du wolltest mich loswerden. Du fandest mich lästig und doof, stimmt’s?«
    Da muss ich erst mal tief durchatmen. Mandy durchschaut mich und sie fordert Ehrlichkeit. Ich weiß, ich darf nicht schon wieder einen Fehler machen.
    »Ja.«
    »Und warum magst du mich dann jetzt?«
    »Oh, Mandy, ich kann doch nicht so gut über Gefühle reden. Ich mag dich einfach,

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