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weißblau queer gestreift

weißblau queer gestreift

Titel: weißblau queer gestreift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brandl
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okay?«  
    Da rollt mir wieder so eine verdammte Träne aus dem Auge. Und Mandy sieht sie natürlich. Sie hebt ihre Hand und wischt mir die Träne von der Wange. Ich stelle mir vor, wie es wäre, Mandy jetzt zu küssen. Ihr Gesicht ist ganz nah und ihre Augen wirken so liebevoll … Oh je, ich muss echt übermüdet und besoffen sein.
    »Du bist schon eine komische Nudel«, sagt sie und lächelt.
    »Ach, du hast ja keine Ahnung«, seufze ich.
    Da erst fällt mir auf, dass Mandy arg zittert. Mensch klar, sie trägt ja nur dieses kurze Jäckchen über ihrem Shirt …
    »Ist dir kalt?«, frage ich und Mandy nickt.
    »Ich geb’ dir meine Jacke. Nicht, dass du dich noch erkältest.«
    »Aber dann frierst ja du.«
    »Nein, ich friere nicht so schnell. Nun komm, keine Widerrede. Hier, nimm!«
    Ich gebe ihr meine Lederjacke und Mandy schlüpft hinein. Oh je, die Kleine verschwindet ja fast darin! Die Jacke hängt ihr bis zu den Knien, und wo sind denn ihre Hände hin? Ich muss kichern.
    »Steht dir gut!«
    Mandy springt auf und wedelt mit den Armen. Sie sieht aus wie ein übergroßer Rabe mit gebrochenen Flügeln.
    »Ob ich damit fliegen kann?«, fragt sie und grinst.
    Wie es mich freut, sie so vergnügt zu sehen! Da macht es mir auch gar nichts aus, dass mir nun so kalt ist.
    »Sollen wir zur U-Bahn gehen?«, fragt Mandy. »Du wirkst schon so, als würdest du frieren.«
    »Ja, gehen wir zur U-Bahn«, sage ich und stehe auf.
    Mandy geht neben mir her. Nach den ersten paar Schritten legt sie ihren Arm um meine Hüfte und drückt sich ein wenig an mich. »So ist es wärmer«, sagt sie, und mir wird ganz heiß. Eng aneinandergeschmiegt gehen wir durch das Glockenbachviertel. Mein Herz trommelt laut und mein Kopf schweigt.
     
    ◊◊◊
     
    Die Zugfahrt nach Plattling vergeht sehr schweigsam. Heidi ist schon bald eingeschlafen. Ich bin gar nicht so müde, nur ein bisschen vielleicht. Nachdenklich betrachte ich meine schlafende Freundin. Sie hängt schief im Sitz, den Kopf an die Fensterscheibe gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt, und schnarcht leise. Ihre Wimperntusche ist verschmiert und ihr Irokese total zerdrückt. Drollig sieht sie aus, richtig süß. Wie die Rockerversion eines Monchichis, eine völlig zerknuddelte. Ganz friedlich und unschuldig.
    Ich finde, Heidi ist eine schöne Frau. Nein, nicht im klassischen Sinn, dazu hat sie doch ein paar Pfunde zu viel und auch einen zu eigenen Kleidungsstil. Aber sie hat sehr feine Gesichtszüge und eine tolle Ausstrahlung. Sehr geheimnisvoll und interessant. Immer wenn sie lächelt, wird mir ganz warm ums Herz. Vielleicht, weil sie sonst eher unnahbar wirkt. Aber wenn sie lächelt, ist die kühle Fassade plötzlich weg und etwas sehr Liebes und Schönes dringt an die Oberfläche. Ich glaube, Heidi ist sich dessen gar nicht bewusst. Ich mag es auch, wenn Heidi nachdenklich guckt, weil sie da so entrückt und rätselhaft wirkt. Dann möchte ich immer wissen, was bei ihr im Kopf vorgeht. Ob sie gerade etwas träumt? Ihre Augenbrauen ziehen sich hin und wieder leicht zusammen, so als müsste sie sogar im Schlaf über etwas nachgrübeln …
    Heidi ist schon ein komischer Kauz. Sie hat mich heute Nacht total überrascht. Erst negativ und dann doch irgendwie positiv. Vielleicht werden wir noch richtig gute Freundinnen. Das würde mich freuen. Ich glaube nämlich, dass Heidi ehrlich war, als sie sagte, dass sie mich mag. Und ich habe sie auch richtig gern. Auch wenn sie sich hin und wieder etwas seltsam benimmt. Vielleicht mag ich sie gerade deshalb. Weil sie so verschroben und unberechenbar ist.
    Als wir in Plattling einfahren, rüttle ich Heidi sanft am Arm, um sie zu wecken. Doch sie grunzt nur und runzelt unwillig die Stirn. Also muss ich stärker zupacken. Ich schüttle sie, rufe ihren Namen und sage, dass wir jetzt aussteigen müssen. Verdutzt blinzelt Heidi in meine Richtung. Sie scheint gar nicht zu wissen, wo sie sich befindet. Doch immerhin steht sie nun auf, schlüpft in ihre Jacke und steigt aus dem Zug. Stumm schlurft sie mit mir zum Auto, setzt sich auf den Beifahrersitz und schnallt sich an, dann schließt sie sofort wieder die Augen. Wenig später sind wir daheim. Ich rüttle Heidi abermals wach und wir steigen aus. Im Treppenhaus umarme ich Heidi nochmal fest und wuschele ihr durch den ohnehin schon verunstalteten Irokesen. Das konnte ich mir nicht verkneifen. Sie sieht so putzig aus in dem Zustand! Heidi lässt sich von mir knuddeln und verstrubbeln, murmelt

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